Rohstoffe
OPEC+ SCHOCKT DEN MARKT
05.03.2021RohstoffeEugen Weinberg (Commerzbank AG, Leiter Rohstoffanalyse), Daniel Briesemann (Commerzbank AG, Rohstoffanalyse), Carsten Fritsch (Commerzbank AG, Rohstoffanalyse), Dr. Michaela Helbing-Kuhl (Commerzbank AG, Rohstoffanalyse)
Energie: Brent steigt nach OPEC-Schock auf 68 USD
Die OPEC+ hat gestern eine Schockwelle am Ölmarkt ausgelöst, indem sie beschlossen hat, die Produktion auch im April unverändert beizubehalten. Lediglich Russland und Kasachstan wurde eine Erhöhung um insgesamt 150 Tsd. Barrel pro Tag zugestanden. Der Markt ging dagegen von einer Erhöhung der Produktion um 500 Tsd. Barrel täglich aus. Noch schwerwiegender war u.E. die Entscheidung Saudi-Arabiens, seine freiwillige Produktionskürzung von 1 Mio. Barrel täglich ebenfalls beizubehalten. Infolgedessen ist der Brentölpreis heute Morgen erstmals seit Anfang 2020 über 68 USD und der WTI-Ölpreis über 65 USD je Barrel gestiegen.
Dass der starke Preisanstieg in einem negativen Marktumfeld die Risikoaversion der Finanzanleger nahm zuletzt angesichts steigender Anleiher
enditen merklich zu erfolgt, verleiht ihm eine besondere Brisanz. Doch bleiben nach dieser Entscheidung viele Fragen offen: Droht die OPEC den Bogen zu überspannen, indem sie den bereits angespannten Markt weiterhin knapp hält? Wird die Erholung der Ölnachfrage dadurch beeinträchtigt?
Werden die OPEC-Länder angesichts der hohen Preise weiterhin diszipliniert die Kürzungen umsetzen, insbesondere angesichts der gewährten Ausnahmen für Russland? Und wie sieht es mit den Produzenten außerhalb der OPEC+ aus? Aktuell scheint die OPEC darüber unbesorgt und erwartet keine schnelle Reaktion und keinen Anstieg der US-Produktion. Denn der offensichtliche Strategiewechsel der großen Schieferölunternehmen in den USA, wo der Fokus weg von Wachstum hin zu Finanzdisziplin, Shareholder Value und Profitabilität geht, spricht für eine langsamere Produktionserholung als 2016.
Doch sollte man die Flexibilität, insbesondere der kleineren und mittelgroßen US-Ölunternehmen nicht unterschätzen. Auch anderswo dürfte der hohe Ölpreis Begehrlichkeiten wecken und eine höhere Produktion fördern. Kurzfristig könnte sich der Markt sogar noch stärker verknappen, da die Ölsandproduzenten Kanadas im April fast 500 Tsd. Barrel Tagesproduktion wegen Wartungen stilllegen werden.
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