SORGE UM CHINAS ENTWICKLUNG:
Selbst die Häfen sind im Lockdown
SCHANGHAI-AKTUALISIERT AM 15.01.2022
Auch in China tauchen immer mehr Omikron-Fälle auf. Die Regierung riegelt Millionenstädte ab.
Deutsche Konzerne müssen ihre Werke schließen.
Wer kann, flüchtet sich ins liberalere Schanghai.
Ayis sind in Schanghai nur noch schwer zu bekommen. Die Dienste der Haushaltshilfen,
deren chinesische Bezeichnung wortwörtlich für Tante steht, sind so gefragt, dass deren
Stundenlohn in der 25 Millionen Einwohner zählenden Metropole im vergangenen Jahr bei
Leiharbeitsfirmen um ein Drittel gestiegen ist.
Auch die Mietpreise klettern in den Innenstadtlagen auf Höhen, die sonst nur in den besten
Gegenden Londons und New Yorks erreicht werden. 90-Quadratmeter-Apartments für 4000 Euro
im Monat gingen ohne eine einzige Besichtigung weg, berichten Makler: Wer es sich in China
leisten kann, der zieht nach Schanghai.
Die Omikron-Variante des Coronavirus hat die Stadt für Chinesen erst richtig attraktiv gemacht.
Seit die Gefahr einer massenhaften Ausbreitung der leicht zu übertragenden Virusvariante in
dem riesigen Land nicht mehr zu leugnen ist, drohen Lockdowns und Massentests die Freiheit
und das Wohlbefinden der Bürger in Chinas Millionenstädten massiv zu beeinträchtigen. Schanghai,
traditionell ohnehin Chinas liberalste Stadt, hat bisher auf vereinzelte Ausbrüche für chinesische
Verhältnisse vergleichsweise milde reagiert und nur Anwohner einzelner Wohnanlagen in Quarantäne
geschickt, wenn einer der oftmals Hunderten von Nachbarn als Corona-Verdachtsfall eingestuft
worden ist. Am Donnerstagabend war das in einem Bubble-Tea-Laden in der Yuyuan-Straße der Fall,
nachdem die Behörden fünf neue Fälle gemeldet hatten.
Wachstum in China
Der europäische Flugzeughersteller Airbus hat sich in der Hafenstadt ebenso angesiedelt wie Siemens
und die deutschen Automobilzulieferer Schaeffler und Mahle. Der japanische Autobauer Toyota hat den
Betrieb in seinen Werken am Montag eingestellt, weil von seinen Zulieferern keine Teile mehr kamen
deren Beschäftigte standen für die behördlich angeordneten Massentests an.
Volkswagen, dessen Absatz im wichtigsten Markt China infolge des Mangels an Halbleitern ohnehin schon
rapide zurückgeht, hat zwei Werke in Tianjin dichtgemacht. Ein Besucher der Stadt hat die Omikron-Variante
inzwischen in die nordöstliche Hafenstadt Dalian eingeschleppt, die sieben Millionen Einwohner hat und wie
Tianjin zu den 20 größten Containerumschlagplätzen der Welt zählt.
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