Hans A. Bernecker
Die Weltbörsen warten auf den zweiten Crash
Die Weltbörsen warten auf den zweiten Crash. Der erste war die Folge des New Yorker Attentats, der zweite derjenige, der die Marktbereinigung im Vorfeld weiterer Terror-Ängste bedeuten dürfte. Das ist ein markttechnisches Problem erster Ordnung. Was steht im Hintergrund?
1. Die amerikanische Konjunkturtendenz zeigt einen vorsichtigen Aufschwung, aber keinen Boom. Entscheidend dafür sind die geglätteten Jahreszahlen und nicht die Monatsergebnisse. Sie ergeben eine Erwartungsgröße von etwa 3 % BIP-Wachstum in diesem Jahr.
2. Europa wird diesem Konjunkturtrend folgen, aber mit einem Abstand von gut 30 %, daß bedeutet eine Wachstumsgröße um 1,5 – 2 %.
3. Die Erholung der Firmengewinne beiderseits des Atlantiks wird erst im II. Halbjahr deutlicher zu beschreiben sein. Darauf deuten sämtliche Ertragsprognosen der Unternehmen hin. Sicher ist nur, daß der Einbruch in 2001 und im I. und II. Quartal des laufenden Jahres zur Jahresmitte abgefangen werden dürfte.
4. Zinspolitisch besteht wenig Spielraum. Weder die FED noch die EZB können signifikante Veränderungen der Zinsen vornehmen. Dies ist auch nicht notwendig, wenn nicht die Notwendigkeit bestehen sollte, eine markante Marktschwäche mit geldpolitischen Mitteln abzufangen.
5. Die signifikante Marktschwäche der letzten 4 Wochen ist das Spiegelbild der fundamentalen Unsicherheit über die Entwicklung der Firmengewinne vor dem Hintergrund einer immer noch hohen Bewertung vieler Technologie-Aktien. Das führt zu einer Zweiteilung der Märkte in folgender Form:
6. Die zyklischen Qualitätsaktien, die den Konjunkturtrend abbilden, zeigen eine kontinuierliche, aber nicht euphorische Kurstendenz. Das gilt speziell für die entsprechenden Aktien in den USA.
7. Die Technologie-Titel kann man nach wie vor nicht als preiswert ansehen. Nur etwa 30 % befinden sich auf einem Niveau, wo Geschäftsumfang, Börsenwert und Gewinnbewertung einigermaßen im Gleichgewicht stehen. Gut 40 % müssen noch immer als teuer bezeichnet werden. Da sie aber ein hohes Marktgewicht darstellen wirken sie überproportional in den Indizes, die damit unter Druck geraten. Typisch dafür ist der Nasdaq.
8. Ein Marktgleichgewicht dürfte im amerikanischen Dow Jones bei etwa 9500 gegeben sein. Im Nasdaq ist dies schwieriger zu beurteilen, aber Meßlatte ist das September-Tief des letzten Jahres. Es bestehen gute Aussichten dafür, daß dieses September-Tief auch gültig bleibt. Nur eine signifikante Unterschreitung dieses Tiefs würde zu einer neuen Einschätzung führen müssen.
Die europäischen Märkte zeigen eine unterschiedliche Konstellation. Der deutsche DAX sieht unter allen Führungs-Indizes am schlechtesten aus. Das ist insofern bemerkenswert, als die darin geführten Aktien keineswegs als besonders teuer einzuschätzen sind. Das Konstrukt der Gewichtung und das Sonderproblem der deutschen Telekom-Aktie verzerren mithin das Bild für den DAX als Spiegelbild für die Gesamtverfassung des Marktes. Das ist ein schwerwiegender Nachteil für den DAX als Performance-Index.
Der deutsche M-DAX zeigt ein ausgewogenes Bild. Er ist weniger volatil, hat keine Schwachstelle wie der DAX und ist deshalb ein zuverlässigeres Bild der deutschen Konjunkturlandschaft. Hier gibt es eine ganze Reihe äußerst interessanter Investments mit sehr spezifischen Hintergründen.
Japan befindet sich im Ansatz einer Konjunkturerholung mit + 1,4 % BIP-Wachstum im I. Quartal, was mit den folgenden Quartalszahlen noch zu belegen sein wird. Darin zeigt sich erstmals die Wirkung der rd. 22 %igen Yen-Abwertung (gegen Dollar) in den letzten 18 Monaten. Träger des BIP-Wachstums ist nämlich vor allem der anziehende Export und der wachsende Außenhandels-Überschuß. Damit wäre erstmals seit langer Zeit ein Gleichklang für die Konjunkturerholung in den 3 wichtigsten Segmenten des Welthandels gegeben, nämlich USA, Europa und Japan.
Gesamturteil: Das zweite Halbjahr bringt eine vorsichtig optimistische Grundstimmung an den Börsen, aber keine signifikante Hausse, abgesehen von kräftigen Rallys nach jeweiligen technischen Schwächen, wie sich dies im Moment (Mitte Juni) abzeichnet.
Börse.de
Bernercker
Die Weltbörsen warten auf den zweiten Crash
Die Weltbörsen warten auf den zweiten Crash. Der erste war die Folge des New Yorker Attentats, der zweite derjenige, der die Marktbereinigung im Vorfeld weiterer Terror-Ängste bedeuten dürfte. Das ist ein markttechnisches Problem erster Ordnung. Was steht im Hintergrund?
1. Die amerikanische Konjunkturtendenz zeigt einen vorsichtigen Aufschwung, aber keinen Boom. Entscheidend dafür sind die geglätteten Jahreszahlen und nicht die Monatsergebnisse. Sie ergeben eine Erwartungsgröße von etwa 3 % BIP-Wachstum in diesem Jahr.
2. Europa wird diesem Konjunkturtrend folgen, aber mit einem Abstand von gut 30 %, daß bedeutet eine Wachstumsgröße um 1,5 – 2 %.
3. Die Erholung der Firmengewinne beiderseits des Atlantiks wird erst im II. Halbjahr deutlicher zu beschreiben sein. Darauf deuten sämtliche Ertragsprognosen der Unternehmen hin. Sicher ist nur, daß der Einbruch in 2001 und im I. und II. Quartal des laufenden Jahres zur Jahresmitte abgefangen werden dürfte.
4. Zinspolitisch besteht wenig Spielraum. Weder die FED noch die EZB können signifikante Veränderungen der Zinsen vornehmen. Dies ist auch nicht notwendig, wenn nicht die Notwendigkeit bestehen sollte, eine markante Marktschwäche mit geldpolitischen Mitteln abzufangen.
5. Die signifikante Marktschwäche der letzten 4 Wochen ist das Spiegelbild der fundamentalen Unsicherheit über die Entwicklung der Firmengewinne vor dem Hintergrund einer immer noch hohen Bewertung vieler Technologie-Aktien. Das führt zu einer Zweiteilung der Märkte in folgender Form:
6. Die zyklischen Qualitätsaktien, die den Konjunkturtrend abbilden, zeigen eine kontinuierliche, aber nicht euphorische Kurstendenz. Das gilt speziell für die entsprechenden Aktien in den USA.
7. Die Technologie-Titel kann man nach wie vor nicht als preiswert ansehen. Nur etwa 30 % befinden sich auf einem Niveau, wo Geschäftsumfang, Börsenwert und Gewinnbewertung einigermaßen im Gleichgewicht stehen. Gut 40 % müssen noch immer als teuer bezeichnet werden. Da sie aber ein hohes Marktgewicht darstellen wirken sie überproportional in den Indizes, die damit unter Druck geraten. Typisch dafür ist der Nasdaq.
8. Ein Marktgleichgewicht dürfte im amerikanischen Dow Jones bei etwa 9500 gegeben sein. Im Nasdaq ist dies schwieriger zu beurteilen, aber Meßlatte ist das September-Tief des letzten Jahres. Es bestehen gute Aussichten dafür, daß dieses September-Tief auch gültig bleibt. Nur eine signifikante Unterschreitung dieses Tiefs würde zu einer neuen Einschätzung führen müssen.
Die europäischen Märkte zeigen eine unterschiedliche Konstellation. Der deutsche DAX sieht unter allen Führungs-Indizes am schlechtesten aus. Das ist insofern bemerkenswert, als die darin geführten Aktien keineswegs als besonders teuer einzuschätzen sind. Das Konstrukt der Gewichtung und das Sonderproblem der deutschen Telekom-Aktie verzerren mithin das Bild für den DAX als Spiegelbild für die Gesamtverfassung des Marktes. Das ist ein schwerwiegender Nachteil für den DAX als Performance-Index.
Der deutsche M-DAX zeigt ein ausgewogenes Bild. Er ist weniger volatil, hat keine Schwachstelle wie der DAX und ist deshalb ein zuverlässigeres Bild der deutschen Konjunkturlandschaft. Hier gibt es eine ganze Reihe äußerst interessanter Investments mit sehr spezifischen Hintergründen.
Japan befindet sich im Ansatz einer Konjunkturerholung mit + 1,4 % BIP-Wachstum im I. Quartal, was mit den folgenden Quartalszahlen noch zu belegen sein wird. Darin zeigt sich erstmals die Wirkung der rd. 22 %igen Yen-Abwertung (gegen Dollar) in den letzten 18 Monaten. Träger des BIP-Wachstums ist nämlich vor allem der anziehende Export und der wachsende Außenhandels-Überschuß. Damit wäre erstmals seit langer Zeit ein Gleichklang für die Konjunkturerholung in den 3 wichtigsten Segmenten des Welthandels gegeben, nämlich USA, Europa und Japan.
Gesamturteil: Das zweite Halbjahr bringt eine vorsichtig optimistische Grundstimmung an den Börsen, aber keine signifikante Hausse, abgesehen von kräftigen Rallys nach jeweiligen technischen Schwächen, wie sich dies im Moment (Mitte Juni) abzeichnet.
Börse.de
Bernercker