ROUNDUP: INTERVIEW:
KULMBACH (dpa-AFX) - Jedes vierte Unternehmen am Neuen Markt ist nach Einschätzung des Fondsberaters Bernd Förtsch nicht überlebensfähig. Das einstige "Wachstumssegment" der Deutschen Börse werde nur mit anderen Unternehmen als jetzt mittelfristig an alte Höchststände anknüpfen können, sagte Förtsch der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. "Man wird einfach kleinere Brötchen backen müssen." Der Berater der von Universal Investment aufgelegten DAC-Fonds erwartet zwar eine Erholung der Kurse am Neuen Markt , aber keinen rasanten Aufstieg. "Bei der aktuellen Totengräberstimmung am Neuen Markt, wäre ich froh, wenn wir am Jahresende eine NASDAQ auf 2.500 Punkten und einen NEMAX 50 auf 2.200 bis 2.300 Stellen als Ausgangsbasis für 2002 hätten." Am Freitag schloss der NEMAX 50 mit knapp 1.417 Punkten. Neue Höchststände des NEMAX 50 seien "frühestens in drei bis fünf Jahren" zu erwarten. "Dann aber auch in einer anderen Besetzung. Ich glaube nicht, dass die derzeitige Konstellation im NEMAX 50 für neue Höchststände sorgen wird", sagte Förtsch. "Beim letzten Wechsel im NEMAX 50 hätten mehr Unternehmen herausfallen sollen." "VON 350 UNTERNEHMEN SIND 90 NICHT ÜBERLEBENSFÄHIG" Förtsch sprach sich für ein Drittsegment am Neuen Markt aus, "in das Aktien zwischen drei und fünf Euro abgeschoben werden können". Von den rund 350 Unternehmen am Neuen Markt seien "bestenfalls 100 vernünftig überlebensfähig, 90 mit Sicherheit überhaupt nicht". Gerüchte über eine mögliche Fondsauflösung hatten in der vergangenen Woche Aktien unter Druck gesetzt, in die von Förtsch gemanagte Fonds - insbesondere der DAC Kontrast - investiert sind. "Da ist überhaupt nichts dran", sagte Förtsch. "Es wäre großer Unsinn, sich auf diese Weise die Geschäftsbasis zu entziehen. Wer verzichtet heute schon gerne auf ein Volumen von 250 Millionen DM?" "KONKURRIERENDE BANKEN WOLLEN UNSERE ANLEGER VERUNSICHERN" Das Gerücht stamme aus Frankfurter Bankenkreisen, denen es im verschärften Konkurrenzkampf der Branche darum gehe, "unsere Anleger zu verunsichern", konstatierte Förtsch. "Wenn Sie erfahren würden, dass Ihre Bank morgen geschlossen wird, hätten Sie sicher auch ein gewisses Vertrauensdefizit." Gerüchte über die Auflegung eines großen Hedgefonds, der Leerverkäufe auf Indizes tätigt, haben seiner Meinung nach durchaus Substanz. "Wir sind ganz klar NASDAQ-orientiert. Was mich erstaunt hat, dass sich der Neue Markt in einem Allzeittief befindet, obwohl sich die NASDAQ von 1.600 auf 2.100 Punkte entwickelt hat." Das zeige, dass es Fonds gebe, die anscheinend verkaufen müssten. "Wir jedenfalls nicht." "WIR HALTEN AN UNSEREN KERNPOSITIONEN FEST" Förtsch sieht in der zeitweisen Abkoppelung des Neuen Marktes von der NASDAQ "ein sehr großes Aufholpotenzial". Mit dreistelligen Kursen sei nicht zu rechnen. Er erwartet, dass sich der Neue Markt prozentual doppelt so gut entwickeln könnte wie die NASDAQ. Zudem hätten einige Fondsmanager, die am Neuen Markt aktiv sind, zur Zeit Bargeldkomponenten von 30 bis 50 Prozent. "Wir halten an unseren Kernpositionen fest", bekräftigte Förtsch. Speziell beim DAC Kontrast sei man "in einer sehr passablen Situation, weil der Fonds mit einem Auslandsanteil - sprich NASDAQ - von weit über 30 Prozent bestückt ist". "Wir sehen keine Notwendigkeit, zu diesen Kursen auch nur ein Stück zu verkaufen - außer bei schwerwiegenden negativen Unternehmensnachrichten." Als Aixtron unter 30 Euro gefallen seien, habe er seinen Fonds geraten, Positionen aufzustocken./hi/rh/av/hn/af --- Von Andreas Hippin, dpa-AFX ---
Fondsberater erwartet weitere Pleiten am Neuen Markt
KULMBACH (dpa-AFX) - Jedes vierte Unternehmen am Neuen Markt ist nach Einschätzung des Fondsberaters Bernd Förtsch nicht überlebensfähig. Das einstige "Wachstumssegment" der Deutschen Börse werde nur mit anderen Unternehmen als jetzt mittelfristig an alte Höchststände anknüpfen können, sagte Förtsch der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. "Man wird einfach kleinere Brötchen backen müssen." Der Berater der von Universal Investment aufgelegten DAC-Fonds erwartet zwar eine Erholung der Kurse am Neuen Markt , aber keinen rasanten Aufstieg. "Bei der aktuellen Totengräberstimmung am Neuen Markt, wäre ich froh, wenn wir am Jahresende eine NASDAQ auf 2.500 Punkten und einen NEMAX 50 auf 2.200 bis 2.300 Stellen als Ausgangsbasis für 2002 hätten." Am Freitag schloss der NEMAX 50 mit knapp 1.417 Punkten. Neue Höchststände des NEMAX 50 seien "frühestens in drei bis fünf Jahren" zu erwarten. "Dann aber auch in einer anderen Besetzung. Ich glaube nicht, dass die derzeitige Konstellation im NEMAX 50 für neue Höchststände sorgen wird", sagte Förtsch. "Beim letzten Wechsel im NEMAX 50 hätten mehr Unternehmen herausfallen sollen." "VON 350 UNTERNEHMEN SIND 90 NICHT ÜBERLEBENSFÄHIG" Förtsch sprach sich für ein Drittsegment am Neuen Markt aus, "in das Aktien zwischen drei und fünf Euro abgeschoben werden können". Von den rund 350 Unternehmen am Neuen Markt seien "bestenfalls 100 vernünftig überlebensfähig, 90 mit Sicherheit überhaupt nicht". Gerüchte über eine mögliche Fondsauflösung hatten in der vergangenen Woche Aktien unter Druck gesetzt, in die von Förtsch gemanagte Fonds - insbesondere der DAC Kontrast - investiert sind. "Da ist überhaupt nichts dran", sagte Förtsch. "Es wäre großer Unsinn, sich auf diese Weise die Geschäftsbasis zu entziehen. Wer verzichtet heute schon gerne auf ein Volumen von 250 Millionen DM?" "KONKURRIERENDE BANKEN WOLLEN UNSERE ANLEGER VERUNSICHERN" Das Gerücht stamme aus Frankfurter Bankenkreisen, denen es im verschärften Konkurrenzkampf der Branche darum gehe, "unsere Anleger zu verunsichern", konstatierte Förtsch. "Wenn Sie erfahren würden, dass Ihre Bank morgen geschlossen wird, hätten Sie sicher auch ein gewisses Vertrauensdefizit." Gerüchte über die Auflegung eines großen Hedgefonds, der Leerverkäufe auf Indizes tätigt, haben seiner Meinung nach durchaus Substanz. "Wir sind ganz klar NASDAQ-orientiert. Was mich erstaunt hat, dass sich der Neue Markt in einem Allzeittief befindet, obwohl sich die NASDAQ von 1.600 auf 2.100 Punkte entwickelt hat." Das zeige, dass es Fonds gebe, die anscheinend verkaufen müssten. "Wir jedenfalls nicht." "WIR HALTEN AN UNSEREN KERNPOSITIONEN FEST" Förtsch sieht in der zeitweisen Abkoppelung des Neuen Marktes von der NASDAQ "ein sehr großes Aufholpotenzial". Mit dreistelligen Kursen sei nicht zu rechnen. Er erwartet, dass sich der Neue Markt prozentual doppelt so gut entwickeln könnte wie die NASDAQ. Zudem hätten einige Fondsmanager, die am Neuen Markt aktiv sind, zur Zeit Bargeldkomponenten von 30 bis 50 Prozent. "Wir halten an unseren Kernpositionen fest", bekräftigte Förtsch. Speziell beim DAC Kontrast sei man "in einer sehr passablen Situation, weil der Fonds mit einem Auslandsanteil - sprich NASDAQ - von weit über 30 Prozent bestückt ist". "Wir sehen keine Notwendigkeit, zu diesen Kursen auch nur ein Stück zu verkaufen - außer bei schwerwiegenden negativen Unternehmensnachrichten." Als Aixtron unter 30 Euro gefallen seien, habe er seinen Fonds geraten, Positionen aufzustocken./hi/rh/av/hn/af --- Von Andreas Hippin, dpa-AFX ---