Dass man mit weißer Creme sehr gute Geschäfte machen kann, hat Beiersdorf in den vergangenen 92 Jahren bewiesen. Nun steht der hoch profitable Nivea-Hersteller kurz vor dem Einzug in die Spitzenliga börsennotierter Unternehmen in Deutschland, dem Dax.
Am Dienstag tagt das Indexkomitee der Deutschen Börse und könnte dann das Hamburger Traditionsunternehmen als Nachfolger für den Finanzdienstleister MLP im Dax bestimmen. Nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz liegt die bisher im MDax für mittelgroße Unternehmen notierte Beiersdorf auf den Plätzen 27 und 33 und wäre damit für den Aufstieg in den Deutschen Aktienindex (Dax) qualifiziert. Aufgenommen werden kann, wer nach beiden Kriterien zu den 35 größten Unternehmen gehört.
Obwohl die Aussichten diesmal so gut wie nie zuvor sind, hält man sich in der Beiersdorf-Zentrale mit Euphorie zurück. Unternehmenschef Rolf Kunisch betont zwar, dass sein Unternehmen nach der Marktkapitalisierung längst in den Dax gehöre. Doch scheiterte ein Einzug bisher an der Aktionärsstruktur. Knapp 44 Prozent der Beiersdorf-Anteile liegen bei der Münchener Allianz , weitere 30 Prozent hält die Tchibo-Holding der Kaufmannsfamilie Herz. Daneben sind die Nachfahren der Gründerfamilie Claussen noch mit knapp zehn Prozent an Beiersdorf beteiligt, der Rest ist breit gestreut.
Die geringe Streuung (free float) von 16 Prozent des Aktienkapitals galt bisher als Grund, warum Beiersdorf die Aufnahme in den Dax verwehrt wurde. Denn nur diesen Wert nimmt die Börse bei ihren Berechnungen zur Grundlage und kommt dabei für Beiersdorf auf 2,21 Milliarden Euro. Unter allen Bewerbern für den Dax ist dies der höchste Wert. Insgesamt ist Beiersdorf nach Reuters-Daten an der Börse knapp 9,3 Milliarden Euro wert.
Während Beiersdorf nun gute Aussichten auf einen Dax-Einzug eingeräumt werden, könnten die seit Monaten anhaltenden Übernahmespekulation Beiersdorf allerdings noch einen Strich durch die Rechnung machen. Seit längerem wird vermutet, entweder der US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble oder der französische Kosmetikhersteller LOreal könnten sich an Beiersdorf beteiligen. Nach deutschem Übernahmerecht müsste ein Käufer allen anderen Anteilseignern ein Angebot unterbreiten, wenn er die 30-Prozent-Marke überschreitet. Der Anteil der breit gestreuten Aktien würde dann noch kleiner mit der Folge, dass Beiersdorf wieder aus dem Dax herausfiele. Ausgenommen von dieser Vorschrift ist lediglich Tchibo, die mit 30,1 Prozent oberhalb von dieser Marke liegt und ebenfalls Interesse an einer Aufstockung ihrer Beiersdorf-Beteiligung geäußert hat.
Begehrt ist Beiersdorf vor allem wegen seiner hohen Profitabilität und der internationalen Ausrichtung. So kann auch die anhaltende Konsumschwäche in Deutschland dem Niveau-Hersteller nicht viel anhaben. Die Kosmetiksparte, die 67 Prozent zum Konzernumsatz beiträgt, hat angekündigt, dass sie nach dem Rekordjahr 2002 auch im laufenden Jahr steigende Umsätze und ein weiterhin hohes Gewinnniveau anpeilt.
Gegründet 1882 war Beiersdorf zunächst lange nur eine Apotheke mit angeschlossenem Labor, bis 1911 Nivea erfunden wurde. Fortan ging es immer schneller bergauf. Für die erste Umsatzmilliarde brauchte Beiersdorf noch 80 Jahre, für die zweite fünf, für die dritte drei und für die vierte nur noch zwei Jahre. Inzwischen besteht der Konzern aus zehn Markenfamilien - von Labello, über 8x4, Atrix, Eucerin, bis hin zu Hansaplast, Tesa und Nivea. Der Konzern machte im vergangenen Jahr 4,7 Milliarden Euro Umsatz - die reine Nivea-Creme in der markanten blauen Dose trägt dazu nur noch acht Prozent bei.