§26.11.2006 09:33:00
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Beim Börsengang im Juli kämpfte der Tiefbau- und Maschinenbau-Spezialist Bauer mit Startschwierigkeiten. Inzwischen gehört die
von Thomas Schmidtutz
Wer in diesen Tagen ein Gespräch mit Thomas Bauer führen will, braucht schon ein bisschen Glück. Der Chef des Tiefbau- und Maschinenbau-Unternehmens aus Schrobenhausen bei Augsburg hat derzeit so viel um die Ohren, dass er seine Sekretärin schon gebeten hat, anstehende Termine sicherheitshalber immer noch einmal zu überprüfen, nicht dass ihm doch noch einer durchrutscht. "Mein Albtraum ist, dass ich einen Vortrag in Frankfurt zugesagt habe, aber in Schrobenhausen bin, und die rufen dann an und fragen, wo ich bleibe." Kein Zweifel: Der 51-jährige Betriebswirt ist ein Rastloser. "Der arbeitet auch am Wochenende", heißt es aus seiner Umgebung. Dienstreisen in arabische Länder oder den Mittleren Osten legt er sich gern aufs Wochenende: "Sonntag ist in islamisch geprägten Ländern kein Feiertag, da kann er die Zeit nutzen", heißt es.
Montagmorgens geht’s dann vom Flughafen direkt zurück ins Büro. Doch anders dürfte das Pensum kaum zu schaffen sein, das sich Bauer auferlegt hat. Für die CSU sitzt er im Kreistag und ist auch Schatzmeister der Christsozialen. Außerdem ist er Honorarprofessor an der Technischen Universität in München und Präsident des Bayerischen Bau-Industrie-Verbands sowie einer der beiden Vizepräsidenten des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. Man könne als Unternehmer nicht immer nur über die Verhältnisse klagen, sondern müsse auch einen eigenen Beitrag leisten, sagt Bauer. Im Übrigen gerate dies dem eigenen Konzern ja auch nicht zum Nachteil.
Wenn man sich die jüngsten Zahlen anschaut, kann man das wohl kaum behaupten. Derzeit können sich die Oberbayern vor Aufträgen kaum retten. In den ersten neun Monaten legte das Geschäft gleich um 19 Prozent auf 730 Millionen Euro zu, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Das operative Ergebnis kletterte um 47 Prozent auf 42,5 Millionen. Er sei "sehr zufrieden", sagt Bauer, der aus seinem Unmut über besserwisserische Analysten und Investoren keinen Hehl macht. Vor allem das Geschäft mit den Tiefbaumaschinen brummt: "Wir sind voll ausgelastet." Angesichts der Entwicklung hob das Unternehmen den Ausblick fürs laufende Jahr gleich noch an. Danach erwartet der Konzern nun bei den Erlösen ein Plus von 15 Prozent auf 948 Millionen Euro nach zunächst zehn Prozent. Das Nettoergebnis soll um rund 40 Prozent auf 26 Millionen Euro steigen. Bislang war Bauer von über 21 Millionen ausgegangen.
Bauer hat sich mit dem Spezialtiefbau in einer Nische eingenistet. So hebt der Konzern weltweit Baugruben für Parkhäuser oder Wolkenkratzer aus, was schon wegen der Gefahr eindringenden Grundwassers viel Know-how erfordert. Neuerdings drängt das Unternehmen verstärkt ins Geschäft mit Bohrprojekten für Ölmultis oder den Diamantenkönig DeBeers. Zudem liefert Bauer die nötigen Hightech-Maschinen. "Da ist mehr Elektronik drin als in jedem Auto", wirbt der Chef. In der Branche gilt das schwere Gerät aus Deutschland als weltweit führend. Neben Bohreren stellen die Oberbayern auch Fräs-Maschinen her. Um tiefe Baugruben etwa gegen Einstürze zu sichern, werden die Wände mit mächtigen Pfählen gesichert. Zusätzlich werden sie häufig noch mithilfe von Eisenträgern und Stahlseilen im benachbarten Erdreich verankert.
Bei vielen Baugruben müssen auch noch die Nachbarhäuser gegen die Gefahr eines Absinkens geschützt werden. Ähnlich wie bei der Absicherung der Seitenwände bohren sich häufig auch hier Spezialmaschinen ins Erdreich. Je nach Beschaffenheit wird dann Erde gefördert und im Gegenzug Beton eingespritzt oder eine Suspension, die sich mit dem Erdreich verbindet und den Untergrund stabilisiert. Die nötigen Bohrmaschinen hat Bauer ebenfalls im Programm. Entstanden ist das Geschäft aus Eigenbedarf. Weil der Tiefbauspezialist keine geeigneten Maschinen auf dem Markt finden konnte, entwickelten die Bayern die nötigen Bohrer kurzerhand selbst und verkauften die Geräte später weiter. Inzwischen bringt das richtig Geld.
Dabei kommt dem 1790 als Kupferschmiede gegründeten Unternehmen auch die boomende Weltkonjunktur zugute. "Die Weltwirtschaft wächst mit rund vier Prozent. Der Bau noch schneller", sagt der Firmenchef. Zudem zahlt sich seine Internationalisierungsstrategie aus. Schon vor rund 25 Jahren begann sich Bauer aus der Abhängigkeit vom deutschen Markt zu lösen. Angesichts dessen überstand das Unternehmen die Krise auf dem Heimatmarkt fast unbeschadet. Nach elf Jahren rückläufiger Umsätze geht es inzwischen aber auch hierzulande wieder bergauf. Mitte nächsten Jahres könnte die steigende Nachfrage zu besseren Preisen am Markt führen, hofft der Verbandsvertreter und Unternehmer. Für das eigene Deutschland-Geschäft wäre das eine gute Nachricht. Im laufenden Jahr wartet da ein geringer Verlust. Aber bis zum Jahr 2008 dürfte auch das Stammgeschäft wieder einen ordentlichen Ergebnisbeitrag liefern, vor allem dank verstärkter Investitionen der Kommunen, so Bauer.
Investoren werden das gern hören. Ohnehin gehört das Unternehmen zu den besten Börsenneulingen des Jahres. Nachdem die Kapitalmärkte im Sommer vorübergehend schwächelten, gab Bauer die Aktien zu 16,75 Euro und damit am unteren Ende der Preisspanne von 16,50 bis 21,50 aus. Seither hat das Papier rund 64 Prozent zugelegt.
Weitere Kursgewinne dürften mittelfristig drin sein. 2007 werde die Gesamtleistung wohl "nicht ganz zweistellig wachsen", das Ergebnis dürfte "überproportional zulegen", sagt Bauer zwar. Aber der Konzernchef ist für seine konservativen Prognosen bekannt. Wenn die Weltkonjunktur 2007 nicht plötzlich einbricht, dürfte es weiter klar nach oben gehen. Ruhe für den Firmenchef ist so jedenfalls kaum in Sicht.
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-red
Gruss Ice
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Börsengewinne sind Schmerzengeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld...(A.K.)

