Alles andere als ein Delisting in den nächsten Jahren würde mich sehr überraschen.
Denn, auch wenn es in Deutschland börsennotierte Beteiligungsgesellschaften gibt, so gibt es keinen reinen Private Equity-Fonds an deutschen Börsen. Und ich empfinde den aufgesetzten Fonds nicht mehr als Ergänzung zur AEO, sondern als Ersatz. Kein einziger Neuerwerb wurde 2022 von der AEO getätigt. Sämtliche Käufe waren entweder Add-Ons von Portfoliofirmen oder eben durch die Co-Investmentstruktur getätigt. Ich gehe diesbezüglich von einer Fortsetzung aus, denn wenn man sich schon nicht mehr das wenige Geld für den ordentlichen Freiverkehr leisten kann und will, dann wohl auch nicht mehr für Neuerwerbe zu 100% finanziert durch die AEO.
Es kommt auch nicht von ungefähr, dass Luxemburg ein bevorzugter Ort für Beteiligungsfonds ist, und nicht Deutschland.
Und da sich AEO gestern erstmals dazu bekannte, dass man seit knapp 10 Jahren die Börse als Finanzierungsquelle nicht mehr braucht, braucht sich auch niemand Hoffnung machen, dass man länger als nötig an der Börse bleiben möchte. Man braucht die Börse nicht mehr für eine Kapitalerhöhung, zur Hinzunahme neuer Investoren und zur erlösträchtigen Abgabe eigenes Anteile, wie es noch 2006 und den Folgejahren der Fall war. Alles mMn auch völlig legitime Gründe.
Man braucht die Börse nicht mehr für Wandelanleihen. Man hat ja genug Geld oder eben jetzt ja auch den Fonds und die späteren Neuauflagen.
Und warum noch Zeit und Geld investieren, so wenig es auch immer ist, für etwas, dass man nicht mehr sonderlich braucht?
Ich gehe auch nicht davon aus, dass das Management noch signifikant beteiligt ist, und daher an einem stark steigenden Aktienkurs partizipieren würde. Vielleicht ist man dem ganzen Börsengeschehen überdrüssig geworden nach all der Kritik der letzten Jahre? Who knows?
Der in einigen Monaten vollzogene Wechsel in den Freiverkehr ist meiner Meinung nach der erste Schritt für ein Delisting. Zu welchen Kurs es erfolgen wird, ist müßig zu spekulieren. Wenn es erst in 2 oder x Jahren kommt, zählen ja nicht die letzten sechs Monate des Kursverlaufs von heute... Da die Fonds sich schon ordentlich zurückzogen und es weiter tun werden, sowie Analystenhäuser die Coverage beenden, fehlen auch wichtige Player für Kurssteigerungen.
Die Aktie wird ein Schattendasein führen. Dies kann auch mit Kursgewinnen einhergehen, ist aber ungleich schwerer, wenn man kaum Visibilität hat und solange die Liquidität gegeben ist. Und die ist für mich bis auf Weiteres gegeben, solange es an Ankerinvestoren/Mehrheitsaktionären mangelt, die auf keinen Fall verkaufen.
Mich würde es nicht wundern, dass das Delisting sich sehr ziehen würde wohl eher kleinteiligen Aktionärsstruktur, die sogesehen auch wenig Verkaufsdruck hat. Denn Aurelius ist klar unterbewertet und da das aktuelle Portfolio ja auch noch verkauft werden will, kann man auch hier an Bord bleiben, und die Exiterlöse durchgereicht als Dividende mitnehmen. Doch Obach: von vielen Exits in kurzer Zeit gehe ich nicht aus und ich habe auch meine Zweifel, ob die angekündigte Dividendenpolitik so fortgesetzt wird. Beginnend, aber längst nicht endend bei Herrn Täubl, kann man nur noch misstrauisch sein.
Stünde Aurelius im Fokus wie Volkswagen, hätte man kommunikativ niemals so agieren können und er wäre längst gefeuert worden. Sich nach einem Kursmassaker von bald -50% nicht zu melden, ist nur mit Worten zu beschreiben, die man lieber nicht artikuliert. Doch eines, das verwende ich mal: peinlich.
Daran würde auch nichts ändern, wenn er dazu genötigt würde, stillzuhalten.
All die nochmaligen Verbesserungen in der Informationspolitik (man denke nur an den Neuaufbau der Präsentationen) sind durch sein ungeschicktes Agieren (oder beabsichtigt ungeschicktes Agieren) Makulatur.
Spätestens mit den Zahlen zu Q1/2023 müsste es meiner Meinung nach nämlich signifikante NAV-Erhöhungen geben. Die pauschale 8% Sonderreduzierung durch den Ukrainekrieg gehört aufgelöst und zudem müsste es die ersten Zuschreibungen durch die Vollkonsolidierung der Neuerwerbe geben. Allein mir fehlt der Glaube; denn im Zuge eines Delistings ist es sinnig, sich "arm" zu rechnen. Und auf der Webseite geben sich Täubl und Nagler ja schon pessimistisch zu Exits in 2023: aurelius-group.com/carve-out-surveys/
Täubl hat schon aus mir weiterhin unerfindlichen Gründen, den NAV mit den Q3-Zahlen heruntergestuft, aber vorher noch große Töne über die Robustheit des Portfolios posaunt.
Täubl ist durchweg unglaubwürdig geworden; dass ihm die Shareholder wichtig seien. Wenn es ihm darum ginge, hätte er das höchstwahrscheinliche Delisting besser erläutert und die Vorteile für den Shareholder-Value benannt, statt offensichtlich fadenscheinige Argumente zu bringen. Die Börsennotitz schadete zu keinem Zeitpunkt dem Unternehmen. Und Short-Attacken können in jedem Segment passieren und jedes Unternehmen treffen. Vor allem müsste er den Vorwurf eines bevorstehenden Delistings energisch entgegentreten, sollte dieses nicht zutreffen.
So haben wir hier nichts anderes, als eine interne Short-Attacke des Vorstands auf das von ihm geführte Unternehmen. Es gibt auch kein Anzeigen von Käufen mittels Director Dealings. Evtl. gibt es sogar Käufe, nur eben nicht mehr publizierungspflichtig, in Vorbereitung des Delistings. Alles erscheint möglich
Kommunikativ wäre man meiner Meinung verpflichtet gewesen, die Aktionäre präziser in die Schwierigkeiten der Börsennotierung für den Geschäftszweck kommunizieren müssen. Man hat hier aktiv geschwiegen. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass die AEO selbst keine Käufe in 2022 mehr tätigte. Man hätte wenigstens ansatzweise kommunizieren müssen, dass man den Segmentwechsel überlegt. Vom Delisting ganz zu schweigen. Aber gut, sie werden das rechtlich sicher alles ordnungsgemäß gemacht haben, so dass ich mich über mich selbst ärgern muss, dieses Risiko nicht antizipiert zu haben. Aber kann man das vom einfachen Aktionär verlangen....???
Es ist mir das Geld nicht wert, einen Anwalt mit einer Prüfung zu beauftragen, ob sich Täubl und die weiteren Führungspersonen in den Berichten, Präsentationen, Interviews, CC-Äußerungen, Pressemitteilungen, etc. nicht doch Mitteilungsversäumnissen schuldig machten.
Man kann gespannt und gebangt sein, ob es hier so wird wie z.B. bei Zapf und Alba und wie die Delisting- und Squeeze-Out-Firmen der letzten Jahren auch alle heißen.
Man kann dabei bleiben oder man kann verkaufen und versuchen, die Verluste anderweitig zu kompensieren.
Allen und auch Aurelius viel Glück in der Zukunft.
Dies ist mein letzter Post zu Aurelius.