Audi und EM.TV im Elvis-Fieber
Von Annette Entreß, Hamburg
EM.TV will mit seinem neuesten Coup auf der Elvis-Welle mitschwimmen. Dass die Münchner Medienfirma jetzt eine Lizenz für die Wackelpuppe mit dem kessen Hüftschwung hat, trägt Audi mit Fassung.
EM.TV ging am Freitag mit der Nachricht an die Öffentlichkeit: Das Medienunternehmen habe von dem Kölner Unternehmen Saban Consumer Products die Lizenzrechte für eine Elvis-Wackelpuppe erworben. Gleichzeitig stellte EM.TV klar: Diese Puppe sei der "echte" Wackel-Elvis.
Audis Figur (rechts) und der Elvis von EM.TV in der Fotomontage
EM.TV will die Nachfrage nutzen, die durch einen Werbefilm des Autoherstellers Audi ausgelöst wurde. Im Film ist ein Elvis-Fan mit einem alten Auto unterwegs und hört "King of the Road". Bei jeder Bewegung des alten Wagens schwingt die Plastikfigur auf dem Armaturenbrett die Hüften. Als das Auto den Geist aufgibt, wird der Mann von einer charmanten Audi-Fahrerin mitgenommen. Er klebt seine Saugnapf-Figur aufs Armaturenbrett - und wird enttäuscht. Der Audi vibriert nicht, und die Figur tanzt nicht.
Durch den Spot wurde die Figur zum Kultobjekt: Tausende wollten das Saugnapfmännchen aus Plastik haben, das es zunächst nirgendwo zu kaufen gab. Das Ingolstädter Automobilunternehmen war selbst überrascht von der Nachfrage, die der Spot auslöste. Eigentlich war die Puppe ein Einzelstück, eigens für den Werbefilm produziert. Weil der Film Anfang März eine Telefonlawine in Ingolstadt auslöste, entschloss sich Audi, die Figur in Asien herstellen zu lassen.
Der Blonde und der Schwarze
Die Figur, die EM.TV jetzt produzieren will, sieht der aus dem Audi-Spot ähnlich. Nur Haarfarbe und Kleidung sind anders. Während die Puppe aus dem Audi-Film blond ist, einen goldfarbenen Anzug trägt und sich "The Fan" nennt, ist der EM.TV-Elvis schwarzhaarig und trägt einen weißen Anzug - wie der echte King of Rock `n` Roll eben. Audi-Sprecher Joachim Cordshagen kommentierte das Vorhaben von EM.TV: "Gute Ideen finden immer Nachahmer."
Exklusivität ist Trumpf
Audi vertreibt das Männchen exklusiv über seine Quattro GmbH. Der Ansturm der Kunden begann im Frühjahr und wird nach Einschätzung von Audi wohl noch mindestens bis zum Herbst anhalten. Am vergangenen Mittwoch, so Cordshagen, sei eine Lieferung von 5000 Puppen im Ingolstädter Quattro Shop eingetroffen. Schon um zwei Uhr morgens hätten die ersten Käufer mit Schlafsäcken vor dem Geschäft campiert, und als der Shop öffnete, waren die Figuren innerhalb von zwei Stunden vergriffen. Audi liegen bislang rund 200.000 Bestellungen vor, die ersten 30.000 werden in diesen Tagen abgearbeitet. "Wir werden wohl bis Ende des Jahres 300.000 Puppen verkaufen", sagt Cordshagen.
Wie viele seiner "Originale" EM.TV absetzen wird, kann das Unternehmen nach eigenen Angaben noch nicht abschätzen. Die Firma will "ihren" Elvis von dem Tochterunternehmen EM-Supply herstellen und vertreiben lassen. "Wir wollen so schnell wie möglich produzieren", sagt EM.TV-Sprecherin Mirjam Lügger. Der "Wackel-Elvis" soll dann im Einzelhandel überall in Deutschland erhältlich sein.
Diesen Weg würde Audi nie gehen. Die Puppen werde es auch weiterhin nicht an Tankstellen oder in Kaufhäusern geben, sagt Cordshagen. "Wir wollen die Exklusivität bewahren. Wenn wir keinen exklusiven Vertrieb wählen, wäre der Bezug zu Audi nicht mehr gegeben."
Audis 'Fan' ist kein Elvis
Der Audi-Sprecher vermeidet bewusst das Wort "Elvis". Die Assoziation mit dem King of Rock `n` Roll habe Audi nicht forciert. Sieht man ja auch: Audis "King" ist schließlich blond. Die Ingolstädter wollten Lizenzstreitigkeiten aus dem Weg gehen. "Wir haben keine Elvis-Puppe, sondern eine Fan-Puppe", sagt Cordshagen. Das Wort "Elvis" sei nur in den Medien gefallen. Obwohl "The Fan" nicht "Elvis" ist, habe sich Audi entschlossen, mit Saban eine Vereinbarung zu treffen, um alle eventuellen urheberrechtlichen Streitigkeiten von vornherein aus dem Weg zu räumen. Von den acht Euro, die die Puppe kostet, gehen "ein paar Cent" an Saban", sagt Cordshagen. Die in Köln ansässige Saban vergibt für das US-Unternehmen Graceland die Elvis-Lizenzrechte für den deutschsprachigen Raum.
Dass EM.TV jetzt eine ähnliche Puppe vermarkten will und sie den "echten" Wackel-Elvis nennt, störe das Ingolstädter Unternehmen nicht, sagt Cordshagen. "Wir prüfen den Vorgang." Audi habe mit seiner Puppe ein Original geschaffen. Und dieses Original heiße eben nicht "Elvis", wie die Figur von EM.TV, sondern "The Fan".
© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: Audi / EM.TV
Von Annette Entreß, Hamburg
EM.TV will mit seinem neuesten Coup auf der Elvis-Welle mitschwimmen. Dass die Münchner Medienfirma jetzt eine Lizenz für die Wackelpuppe mit dem kessen Hüftschwung hat, trägt Audi mit Fassung.
EM.TV ging am Freitag mit der Nachricht an die Öffentlichkeit: Das Medienunternehmen habe von dem Kölner Unternehmen Saban Consumer Products die Lizenzrechte für eine Elvis-Wackelpuppe erworben. Gleichzeitig stellte EM.TV klar: Diese Puppe sei der "echte" Wackel-Elvis.
Audis Figur (rechts) und der Elvis von EM.TV in der Fotomontage
EM.TV will die Nachfrage nutzen, die durch einen Werbefilm des Autoherstellers Audi ausgelöst wurde. Im Film ist ein Elvis-Fan mit einem alten Auto unterwegs und hört "King of the Road". Bei jeder Bewegung des alten Wagens schwingt die Plastikfigur auf dem Armaturenbrett die Hüften. Als das Auto den Geist aufgibt, wird der Mann von einer charmanten Audi-Fahrerin mitgenommen. Er klebt seine Saugnapf-Figur aufs Armaturenbrett - und wird enttäuscht. Der Audi vibriert nicht, und die Figur tanzt nicht.
Durch den Spot wurde die Figur zum Kultobjekt: Tausende wollten das Saugnapfmännchen aus Plastik haben, das es zunächst nirgendwo zu kaufen gab. Das Ingolstädter Automobilunternehmen war selbst überrascht von der Nachfrage, die der Spot auslöste. Eigentlich war die Puppe ein Einzelstück, eigens für den Werbefilm produziert. Weil der Film Anfang März eine Telefonlawine in Ingolstadt auslöste, entschloss sich Audi, die Figur in Asien herstellen zu lassen.
Der Blonde und der Schwarze
Die Figur, die EM.TV jetzt produzieren will, sieht der aus dem Audi-Spot ähnlich. Nur Haarfarbe und Kleidung sind anders. Während die Puppe aus dem Audi-Film blond ist, einen goldfarbenen Anzug trägt und sich "The Fan" nennt, ist der EM.TV-Elvis schwarzhaarig und trägt einen weißen Anzug - wie der echte King of Rock `n` Roll eben. Audi-Sprecher Joachim Cordshagen kommentierte das Vorhaben von EM.TV: "Gute Ideen finden immer Nachahmer."
Exklusivität ist Trumpf
Audi vertreibt das Männchen exklusiv über seine Quattro GmbH. Der Ansturm der Kunden begann im Frühjahr und wird nach Einschätzung von Audi wohl noch mindestens bis zum Herbst anhalten. Am vergangenen Mittwoch, so Cordshagen, sei eine Lieferung von 5000 Puppen im Ingolstädter Quattro Shop eingetroffen. Schon um zwei Uhr morgens hätten die ersten Käufer mit Schlafsäcken vor dem Geschäft campiert, und als der Shop öffnete, waren die Figuren innerhalb von zwei Stunden vergriffen. Audi liegen bislang rund 200.000 Bestellungen vor, die ersten 30.000 werden in diesen Tagen abgearbeitet. "Wir werden wohl bis Ende des Jahres 300.000 Puppen verkaufen", sagt Cordshagen.
Wie viele seiner "Originale" EM.TV absetzen wird, kann das Unternehmen nach eigenen Angaben noch nicht abschätzen. Die Firma will "ihren" Elvis von dem Tochterunternehmen EM-Supply herstellen und vertreiben lassen. "Wir wollen so schnell wie möglich produzieren", sagt EM.TV-Sprecherin Mirjam Lügger. Der "Wackel-Elvis" soll dann im Einzelhandel überall in Deutschland erhältlich sein.
Diesen Weg würde Audi nie gehen. Die Puppen werde es auch weiterhin nicht an Tankstellen oder in Kaufhäusern geben, sagt Cordshagen. "Wir wollen die Exklusivität bewahren. Wenn wir keinen exklusiven Vertrieb wählen, wäre der Bezug zu Audi nicht mehr gegeben."
Audis 'Fan' ist kein Elvis
Der Audi-Sprecher vermeidet bewusst das Wort "Elvis". Die Assoziation mit dem King of Rock `n` Roll habe Audi nicht forciert. Sieht man ja auch: Audis "King" ist schließlich blond. Die Ingolstädter wollten Lizenzstreitigkeiten aus dem Weg gehen. "Wir haben keine Elvis-Puppe, sondern eine Fan-Puppe", sagt Cordshagen. Das Wort "Elvis" sei nur in den Medien gefallen. Obwohl "The Fan" nicht "Elvis" ist, habe sich Audi entschlossen, mit Saban eine Vereinbarung zu treffen, um alle eventuellen urheberrechtlichen Streitigkeiten von vornherein aus dem Weg zu räumen. Von den acht Euro, die die Puppe kostet, gehen "ein paar Cent" an Saban", sagt Cordshagen. Die in Köln ansässige Saban vergibt für das US-Unternehmen Graceland die Elvis-Lizenzrechte für den deutschsprachigen Raum.
Dass EM.TV jetzt eine ähnliche Puppe vermarkten will und sie den "echten" Wackel-Elvis nennt, störe das Ingolstädter Unternehmen nicht, sagt Cordshagen. "Wir prüfen den Vorgang." Audi habe mit seiner Puppe ein Original geschaffen. Und dieses Original heiße eben nicht "Elvis", wie die Figur von EM.TV, sondern "The Fan".
© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: Audi / EM.TV