Auch Ryanair wird noch ins Trudeln geraten

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Auch Ryanair wird noch ins Trudeln geraten

 
11.06.02 06:05
Nach Sir Isaac Newton steigt die Schwerkraft bekanntlich proportional mit der Masse. Für Ryanair klingt das ziemlich bedrohlich. Nach dem Börsenwert gerechnet ist der Billigflieger längst ein Schwergewicht.

Das ist nicht ganz unverdient. Die jüngsten Zahlen waren wieder einmal hervorragend. Trotz 11. September und Maul- und Klauenseuche stiegen die Passagierzahlen um 38 Prozent. Der Nettogewinn wuchs gar um 44 Prozent. Frankfurt-Hahn darf nun doch wieder so genannt werden und entwickelt sich prima. Im laufenden Jahr dürfte Ryanair allein von dort aus 1,9 Millionen Sitzplätze anbieten, gut 160 Prozent mehr als 2001. Insgesamt sollen die Passagierzahlen in den nächsten zwei Jahren jeweils um 30 bis 35 Prozent wachsen, danach um 25 Prozent. Gelingt das, würden die flotten Iren 2007 knapp 40 Millionen Fluggäste abfertigen

Das Schöne daran: Bei einer Auslastung von zuletzt 81 Prozent bleibt davon einiges hängen. Die Netto-Umsatzmarge ist weiter gestiegen, auf überirdische 24,1 Prozent. Bloß haben dabei Sondereffekte geholfen, die sich nicht wiederholen lassen. So wurden die Marketing- und Vertriebskosten um 42 Prozent gekürzt. Auch die Steuerquote fiel nochmals deutlich, auf 12,8 Prozent. Das ist zwar in Irland nicht so ungewöhnlich, wie es klingt. Aber Ryanair wächst ja vor allem auf dem staatsgläubigen Kontinent. Mittelfristig drohen höhere Abgaben. Zudem wollen die Iren die Flugpreise um fünf Prozent pro Jahr senken. Wenn vom Wachstum unterm Strich demnächst 30 Prozent und mittelfristig 20 Prozent bleiben, wäre das schon toll.


Doch selbst das ist längst im Kurs enthalten. Nehmen wir an, Ryanair würde bis 2007 wie geplant und danach noch zwei Jahre lang ähnlich schnell wachsen. Unterstellen wir auch, dass die dividendenfeindlichen Iren demnächst 20 Prozent ausschütten, sowie 50 Prozent ab 2009. Bei einem Zinssatz von 9,5 Prozent ergäbe sich ein Kurs von nur 5,9 Euro.


Und die Annahmen sind wahrhaft schwindelerregend. Im Jahr 2009 würde Ryanair 62 Millionen Passagiere in Europa transportieren und wäre wohl der mit Abstand größte Flieger. Doch der Wettbewerb durch andere Billigflieger dürfte wohl entweder auf die Marge oder das Wachstum durchschlagen. Easyjet hat zwar schon auf Grund der stadtnahen Flughäfen höhere Kosten. Nur ist nicht jeder bereit, zum Fliegen in die Pampa zu fahren. So schnell wie Ryanair wächst, wird das vorläufig die wenigsten stören. Auch Newton musste bekanntlich erst ein Apfel auf den Kopf fallen. Aber auf mittlere Sicht kann man der Schwerkraft nicht entgehen.  
vanSee:

Ryanair-Piloten beklagen Missstände

 
15.07.02 19:31
Ryanair-Piloten beklagen Missstände

Die Piloten der irischen Billigfluglinie Ryanair verlangen offenbar eine Überprüfung ihrer Arbeitsbedingungen durch die EU-Kommission. Einem internen Bericht zufolge soll dem Flugpersonal die Zeit zum Essen fehlen, Crew-Mitglieder würden trotz Krankheit arbeiten, sogar Alkohol- und Drogenmissbrauch soll vorgekommen sein.

Amsterdam - Die Ryanair-Piloten hätten der eigenen Fluggesellschaft unter anderem vorgeworfen, ihnen die Mitgliedschaft in Gewerkschaften zu verbieten und ihnen zu wenig Zeit für Mahlzeiten zuzugestehen, berichtet die niederländische Zeitung "De Telegraaf" unter Berufung auf anonyme Betroffene.

Zudem seien Piloten aus Osteuropa ohne die vorgeschriebenen Reise- und Arbeitsgenehmigungen eingestellt worden, heißt es weiter. Aus Angst vor Entlassungen arbeitete das Flugpersonal auch im Krankheitsfalle.

Nach Informationen der Zeitung sind diese und andere Vorwürfe Teil eines Berichtes, der gegenwärtig von der European Cockpit Association und der niederländischen Pilotenorganisation VNV geprüft wird. Die VNV verlange eine Untersuchung der Arbeitsbedingungen bei allen Billig-Fluglinien durch die Europäische Union, schreibt "De Telegraaf".

In dem Bericht, aus dem die Zeitung zitiert, wird beispielsweise von jungen Kopiloten gesprochen, die noch weniger als 300 bis 400 Flugstunden vorweisen und nach nächtlichen Feiern und nur zwei bis drei Stunden Schlaf mit einer Alkoholfahne im Cockpit säßen. Außerdem soll es bei dem Flugpersonal, das am Flughafen Hahn stationiert ist, Fälle von Drogenkonsum gegeben haben.

In einer ersten Reaktion wies Ryanair die Vorwürfe brüsk zurück. "Sie sind unwahr und eine Gemeinheit gegenüber den Mitarbeitern", sagte Ryanair-Sprecherin Pauline McAlester der Zeitung.
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