OH WEH - ich erkenne mich wieder:
(trage allerdings keine Designerbrille + Hemden)
Es gibt Themen, die können selbst die beste Partystimmung ruinieren. Zum Beispiel, wenn irgendwann zwischen Kartoffelsalat und Mousse au Chocolat ganz beiläufig das Gespräch auf Computer, Software und Internet kommt. Früher oder später stößt garantiert ein junger Mann mit Designerbrille im modisch-karierten Hemd dazu, um sich lässig zu mokieren: "Was denn, Ihr benutzt Windoof-PCs? Also da kann ich nur sagen: Selbst schuld. Es geht doch nichts über Apple!"
Danach werden keine Argumente, sondern nur noch religiös bis fanatische Schwüre ausgetauscht. Mit etwas Glück kann die sich rasant anbahnende Schlägerei zwischen Apple-Jünger und PC-Freak dank eines geschickt eingeworfenen "Wer will noch ein Stück Tiramisu?" durch die Gastgeberin gerade noch diplomatisch abgewendet werden. Den Rest des Abends verbringen die beiden Parteien am besten in unterschiedlichen Ecken der Fete.
Einfache Formel: Apple=Bessere Welt
Fest steht: Viele Apple-Benutzer mögen es gar nicht, wenn man nicht ihrer Meinung ist. Sie geben sich nicht damit zufrieden, einfach nur glückliche Mac-Benutzer zu sein. Nein, sie müssen es die ganze Welt wissen lassen. Mit missionarischem Eifer zetteln sie auf Partys Gespräche an, wollen Uneinsichtige mit aller Gewalt überzeugen. Ich weiß das aus eigener Erfahrung: Wann immer der Mac in Artikeln, Kommentaren oder Fernsehberichten nicht ausdrücklich gelobt wird - manchmal reicht es auch schon, ihn einfach nur nicht "angemessen" zu erwähnen -, kommt unter Garantie ein Schwung Protest-E-Mails.
Keine Frage: Apple bietet wohl geformte Rechner in innovatim Design - doch nicht jedem gefällt die Ästhetik à la Apple.
Das Ziel ist klar. Der stink normale PC-Benutzer soll demütig nickend eingestehen: "Du hast ja Recht: Macs sind das Nonplusultra. Aber mein Chef kauft mir halt keinen!" Wer sich von all den schönen Mythen, Apple-Rechner seien einfacher zu bedienen, Apple-Rechner würden niemals abstürzen (selten so gelacht!) und Apple-Rechner wären sowieso die besseren Maschinen nicht kommentarlos einwickeln lässt, wird gleich als Feind betrachtet.
Selbst Hollywood macht mit
Die Welt ist also glasklar aufgeilt: Die Guten benutzen Rechner mit Apfel-Logo, die Bösen gewöhnliche PCs mit Windows. Der Amerikaner Dean Browell, ein bekennender Mac-Fan, hat das kürzlich sogar belegt. In der amerikanischen Fernsehserie "24" mit Kiefer Sutherland in der Hauptrolle ist das jedenfalls so. Die "Good Guys" benutzen ausnahmslos Mac-Rechner, während sich die kriminellen Elemente mit Windows-PC begnügen müssen. Der Apfel als Retter der Welt, sozusagen. Da hat die PR-Abteilung in Cupertino offensichtlich einen guten Job gemacht.
Ein paar Folgen lang wurden die Zuschauer der Serie, die hierzulande noch nicht zu sehen ist, allerdings böse getäuscht: Da hat ein CIA-Agent (also eigentlich ein Guter) einen tragbaren Dell-PC benutzt, also keinen Mac. Verwirrung! Wenige Episoden, nachdem dieser abtrünnige Agent - verdient! - zu Tode gekommen ist, wurde er posthum als Verräter enttarnt. Er war also doch ein Bad Guy - man hätte es ja leicht am Rechner erkennen können.
Es stimmt also offensichtlich doch: Apple-Rechner sind die besseren Menschen. Oder so.
Vielleicht ja ein schönes Thema für die nächste Party.