Aus der FTD vom 8.1.2002 www.ftd.de/apple
Apple glaubt an Neustart mit iMac
Von Von Sven Clausen, München
Der Vorstandschef des Computerherstellers Apple, Steve Jobs, hat seine Kunden und auch die Finanzmärkte enttäuscht. Die Branche hatte zuvor mit größeren Produktneuheiten gerechnet. Die Branche hatte bei der Hausmesse Macworld mit größeren Produktneuheiten gerechnet.
Am Montag in San Francisco kündigte das Verkaufstalent Jobs an, sein Hauptprodukt iMac ab Ende Januar in neuem Design auf den Markt zu bringen. Der Tischcomputer iMac wird die Form eines gestauchten halben Footballs haben, an dem über einen beweglichen Arm ein Flachbildschirm hängt. "Wir erwarten große Nachfrage", sagte Steve Jobs auf der Eröffnung seiner Hausmesse.
Der iMac war lange Zeit der wichtigste Umsatzträger des Konzerns und war wesentlich für die Wiederbelebung in den 90er Jahren verantwortlich. Zuletzt waren die Verkäufe aber stark zurückgegangen, unter anderem weil das Design nicht gefiel. Mit dem Relaunch erfüllt Konzernherr Jobs nun allerdings nur die niedrigsten der Erwartungen an das Unternehmen. Seit Jahren hat er für seinen Konzern an dem Image des Pioniers und Innovationsführers gearbeitet.
Aktie unter Druck
Die Käufer seiner Produkte sind eher Fans denn Kunden: Es gibt zahlreiche Internetseiten, in denen Apple-Fans über Design und mögliche neue Produkte des Konzerns schwärmen. Nach der Ankündigung am Montag herrschte eher Ernüchterung. Auch an den Finanzmärkten: In den vergangenen Wochen war der Kurs der Apple-Aktie um rund 2,8 Prozent gestiegen, am Montag fiel er zwischenzeitlich wieder um 2,3 Prozent auf 23,15 $.
Der Konzern benötigt das Image des rebellischen Pioniers, um gegen die Übermacht von Konkurrenten wie Compaq, Dell oder IBM zu bestehen. Die arbeiten alle mit Windows-Software vom weltweiten Branchenführer Microsoft und mit Mikroprozessoren des weltweit größten Chipherstellers Intel. Apple und Jobs gehen dagegen eigene Wege und werden daher von einer treuen Fangemeinde innig verehrt.
Konzernchef Jobs Rede zu Beginn der Macworld am Montag wurde deshalb mit Spannung erwartet. Die deutsche Tochter hatte mit dem Slogan "Steve Jobs live" nach München geladen, zur Übertragung der Show aus San Francisco. Jobs schürte die Erwartungen zu Beginn seiner rund zweistündigen Rede: "Wir haben heute einige großartige Sachen bekannt zu geben", sagte er.
MP3-Spieler verkauft sich gut
Seit Wochen bereits hatte es Gerüchte gegeben, welche neuen Produkte Jobs vorstellen würde. Im Vorjahr hatte er mit dem digitalen Musikspieler iPod einen Paukenschlag getan: Apple wagte sich erstmals seit nahezu zehn Jahren wieder mit einem neuen Gerät auf den Markt der Unterhaltungselektronik. Wie es aussieht, mit Erfolg: Von November bis Ende des Jahres verkaufte Apple 125.000 Stück der neuen Musikgeräte.
Beobachter des Unternehmens hatten deshalb wieder mit einem neuen Gerät für das Digitalzeitalter gerechnet - etwa einer Digitalkamera. Jobs zeigte jedoch neben dem neuen Tischcomputer iMac lediglich eine neue Software für die Bearbeitung digitaler Fotos.
Jobs glaubt an den PC
Dennoch bleibt der Konzernchef mit der Überarbeitung seines Brot-und-Butter-Produkts iMac konsequent: Anders als andere Computerhersteller glaubt er weiter an die Zukunft des Personalcomputers. "Er wird das Zentrum in unserem digitalen Zeitalter sein", sagte er am Montag. Die neue digitale Unterhaltungselektronik wie DVD-Spieler oder Digitalkamera würde durch die Hilfe des PC erst alle ihre Fähigkeiten ausspielen können, sagte Jobs. "Die neue große Phase des PC steht uns bevor", sagte er. Diese Meinung hat er allerdings nicht exklusiv: Der Elektronikkonzern Sony denkt genauso. Wichtiger Unterschied: Die Japaner bieten sowohl PC als auch digitale Unterhaltungselektronik an.
Die erhoffte neue große Phase für den PC müsste allerdings bald starten: Denn trotz der treuen Fangemeinde hat Apple die aktuelle PC-Krise voll erwischt: Von nahezu acht Mrd. $ im Geschäftsjahr zum Ende September 2000 fiel der Umsatz im Geschäftsjahr 2001 auf weniger als sechs Mrd. $. Der Marktanteil sank weltweit auf weniger als drei Prozent; vor fünf Jahren stand er noch bei mehr als fünf Prozent.
Die Organisatoren des Apple-Treffens in München nahmen dann am Montag zumindest am Veranstaltungsort schon etwas von der Glamour-Stimmung der Einladung zurück - in weiser Vorausahnung. Den Weg zu den Großbild-Leinwänden wiesen einfache Schwarzweißkopien in Klarsichthüllen - wie zu einem mittelmäßigen Yoga-Lehrer.
© 2002 Financial Times Deutschland
Apple glaubt an Neustart mit iMac
Von Von Sven Clausen, München
Der Vorstandschef des Computerherstellers Apple, Steve Jobs, hat seine Kunden und auch die Finanzmärkte enttäuscht. Die Branche hatte zuvor mit größeren Produktneuheiten gerechnet. Die Branche hatte bei der Hausmesse Macworld mit größeren Produktneuheiten gerechnet.
Am Montag in San Francisco kündigte das Verkaufstalent Jobs an, sein Hauptprodukt iMac ab Ende Januar in neuem Design auf den Markt zu bringen. Der Tischcomputer iMac wird die Form eines gestauchten halben Footballs haben, an dem über einen beweglichen Arm ein Flachbildschirm hängt. "Wir erwarten große Nachfrage", sagte Steve Jobs auf der Eröffnung seiner Hausmesse.
Der iMac war lange Zeit der wichtigste Umsatzträger des Konzerns und war wesentlich für die Wiederbelebung in den 90er Jahren verantwortlich. Zuletzt waren die Verkäufe aber stark zurückgegangen, unter anderem weil das Design nicht gefiel. Mit dem Relaunch erfüllt Konzernherr Jobs nun allerdings nur die niedrigsten der Erwartungen an das Unternehmen. Seit Jahren hat er für seinen Konzern an dem Image des Pioniers und Innovationsführers gearbeitet.
Aktie unter Druck
Die Käufer seiner Produkte sind eher Fans denn Kunden: Es gibt zahlreiche Internetseiten, in denen Apple-Fans über Design und mögliche neue Produkte des Konzerns schwärmen. Nach der Ankündigung am Montag herrschte eher Ernüchterung. Auch an den Finanzmärkten: In den vergangenen Wochen war der Kurs der Apple-Aktie um rund 2,8 Prozent gestiegen, am Montag fiel er zwischenzeitlich wieder um 2,3 Prozent auf 23,15 $.
Der Konzern benötigt das Image des rebellischen Pioniers, um gegen die Übermacht von Konkurrenten wie Compaq, Dell oder IBM zu bestehen. Die arbeiten alle mit Windows-Software vom weltweiten Branchenführer Microsoft und mit Mikroprozessoren des weltweit größten Chipherstellers Intel. Apple und Jobs gehen dagegen eigene Wege und werden daher von einer treuen Fangemeinde innig verehrt.
Konzernchef Jobs Rede zu Beginn der Macworld am Montag wurde deshalb mit Spannung erwartet. Die deutsche Tochter hatte mit dem Slogan "Steve Jobs live" nach München geladen, zur Übertragung der Show aus San Francisco. Jobs schürte die Erwartungen zu Beginn seiner rund zweistündigen Rede: "Wir haben heute einige großartige Sachen bekannt zu geben", sagte er.
MP3-Spieler verkauft sich gut
Seit Wochen bereits hatte es Gerüchte gegeben, welche neuen Produkte Jobs vorstellen würde. Im Vorjahr hatte er mit dem digitalen Musikspieler iPod einen Paukenschlag getan: Apple wagte sich erstmals seit nahezu zehn Jahren wieder mit einem neuen Gerät auf den Markt der Unterhaltungselektronik. Wie es aussieht, mit Erfolg: Von November bis Ende des Jahres verkaufte Apple 125.000 Stück der neuen Musikgeräte.
Beobachter des Unternehmens hatten deshalb wieder mit einem neuen Gerät für das Digitalzeitalter gerechnet - etwa einer Digitalkamera. Jobs zeigte jedoch neben dem neuen Tischcomputer iMac lediglich eine neue Software für die Bearbeitung digitaler Fotos.
Jobs glaubt an den PC
Dennoch bleibt der Konzernchef mit der Überarbeitung seines Brot-und-Butter-Produkts iMac konsequent: Anders als andere Computerhersteller glaubt er weiter an die Zukunft des Personalcomputers. "Er wird das Zentrum in unserem digitalen Zeitalter sein", sagte er am Montag. Die neue digitale Unterhaltungselektronik wie DVD-Spieler oder Digitalkamera würde durch die Hilfe des PC erst alle ihre Fähigkeiten ausspielen können, sagte Jobs. "Die neue große Phase des PC steht uns bevor", sagte er. Diese Meinung hat er allerdings nicht exklusiv: Der Elektronikkonzern Sony denkt genauso. Wichtiger Unterschied: Die Japaner bieten sowohl PC als auch digitale Unterhaltungselektronik an.
Die erhoffte neue große Phase für den PC müsste allerdings bald starten: Denn trotz der treuen Fangemeinde hat Apple die aktuelle PC-Krise voll erwischt: Von nahezu acht Mrd. $ im Geschäftsjahr zum Ende September 2000 fiel der Umsatz im Geschäftsjahr 2001 auf weniger als sechs Mrd. $. Der Marktanteil sank weltweit auf weniger als drei Prozent; vor fünf Jahren stand er noch bei mehr als fünf Prozent.
Die Organisatoren des Apple-Treffens in München nahmen dann am Montag zumindest am Veranstaltungsort schon etwas von der Glamour-Stimmung der Einladung zurück - in weiser Vorausahnung. Den Weg zu den Großbild-Leinwänden wiesen einfache Schwarzweißkopien in Klarsichthüllen - wie zu einem mittelmäßigen Yoga-Lehrer.
© 2002 Financial Times Deutschland