in dem Sinne, dass ich allein zwei AMD-Rechner im Haus habe (einer davon ein Notebook mit "Turion X2"). Mein Hauptrechner ist allerdings in Core2Duo von Intel.
Man muss die wirtschaftliche Lage von AMD - die sehr prekär ist - klar von etwaiger Zufriedenheit mit den Produkten trennen. AMD-CPUs sind wegen Intels aktuellem Vorsprung nur "gemessen am Preis" gut. Geht es um pure Leistung, liegt Intel vorn - auch bei Phenom vs. Core 2 Quad.
Den Aufstieg ab 2003 verdankte AMD seiner - gemessen am damaligen Pentium-4 von Intel - hervorragenden neuen Produktpalette um den Athlon 64, die wichtige Innovationen wie den integrierten Speichercontroller, Cool&Quiet u. a. bot. 2006 punktete AMD mit den ersten Zweikern-CPUs. Intel hat jedoch die Warnzeichen erkannt und mit großer Kraft- und Finanz-Anstrengung nicht nur aufgeschlossen, sondern AMD sogar überrundet.
Intels aktuelle Quad-Cores (Yorkfield, 45 nm) sind leistungsfähiger, stromsparender und nicht viel teurer als AMDs Phenoms (65 nm, jetzt erstmals Bug-frei). So wird AMD - wie üblich - nicht anderes übrig bleiben, als die Nachfrage mit Preissenkungen anzukurbeln, was an den Margen frisst. Erst im Herbst will AMD 45-nm-Versionen des Phenoms rausbringen - ein knappes Jahr später als Intel. (AMD hat daher bislang nicht aufgeschlossen, beim Athlon X2 dauerte es auch fast ein Jahr länger, bis AMD mit 65nm-Versionen rauskam).
Insgesamt kann man sagen, dass der Phenom/Barcelona-Serie nicht die gleiche Innovationskraft innewohnt wie 2003 den damals revolutionären Athlon-64-Modellen. Daher ist auch mMn nicht mit einem vergleichbaren Turnaround zu rechnen. Ob ATI ein Zugpferd oder ein weiterer Klotz am Bein sein wird, vermag ich zurzeit nicht einzuschätzen. Marktführer Nvidia bleibt eine harte Konkurrenz. Die nach dem ATI-Kauf entstandenen Symbiose-Produkte wie ATI/AMD-Chipsätze laufen zwar ganz ordentlich, bleiben in Stabilität und Performance aber hinter Nvidia-Chipsätze für AMD-CPUs zurück; zudem müllen die ATI-Treiber nach meiner Erfahrung die Festplatte zu.
Last not least sollte man das wirtschaftliche Makrobild nicht außer acht lassen. Hochverschuldete Firmen, die seit 5 Quartalen rote Zahlen schreiben und am Tropf billiger Kredite hängen, sind in einer US-Rezession noch viel stärker bedroht als sonst. Sie hängen am Tropf erschwinglicher Kredite, die bei wachsender Risikoaversion immer schwerer zu bekommen sind. Muss AMD als Ausgleich hohe Zinsen zahlen, frisst dies weiter an der dünnen Kapitaldecke. Das muss nicht in einer Pleite enden, aber allein weitere Kursrückgänge bei den AMD-Aktien wären für Halter ja schon ärgerlich.
Ein Aspekt, der mittelfristig für AMD sprechen könnte, sind Computer für die Dritte Welt. Dort kommt es auf jeden Cent an, nicht um das Gewinnen des letzten Benchmark-Wettbewerbs. AMD könnte in diesen Märkten als Billigheimer punkten - eine Art Computer-Aldi für Arme. Sollte z. B. Afrika irgendwann wirtschaftlich aufschließen, gäbe es dort sicherlich viele potenzielle AMD-User, die mit Linux und Open-Source-Software arbeiten. Möglicherweise ist dann auch das Produktions-Outsourcing von Vorteil, da es beliebig skalierbar ist (erfordert ja kaum Eigenkapital, sondern basiert auf Lizenzeinnahmen).
Die aktuellen Probleme überschatten dies jedoch. Ich hab zurzeit keine AMD-Aktien. Würde auch erst nach einer deutlichen Korrektur des Gesamtmarktes (bzw. des Nasdaq) in Tech-Aktien investieren. Der Nasdaq könnte im Zuge der US-Rezession bis 2010 noch 30 bis 50 % nachgeben. Man kann daher in Ruhe abwarten, ob es AMD dann überhaupt noch gibt ;-)