Bär reitet Bulle: Gute Chancen bei Technologie-AktienBär reitet Bulle: Gute Chancen bei Technologie-Aktien
bue DÜSSELDORF. Der deutsche Aktienmarkt wird sich nach Einschätzung von Händlern in der nächsten Woche zunehmend beruhigen. Nachdem hektische Ausschläge und Kursbewegungen auch die vergangene Woche bestimmt hatten, rechnet Jörg Bungeeroth von der DG-Bank in der kommenden Woche mit einer starken Bodenbildung der Märkte. Für die nächsten Tage erwarte er eine volatile Seitenbewegung auf jetzigem Niveau. Nach Meinung von Analysten der Commerzbank zeigt sich der Trend zur Volatilität besonders bei den Werten des Technologie-, Medien- und Telekommunikationssektors. Dabei seien die wirtschaftlichen Fundamentaldaten der der meisten betroffenen Unternehmen jedoch weiterhin gut.
Eine unerklärliche Entwicklung, wie Jürgen Gries, Analyst bei der BFG-Bank, meint. “Man hat das Gefühl, dass nur noch kurzfristig investiert wird. Die Langzeit-Investoren sind verschwunden”, sagt Gries. Anders sei die Entwicklung der letzten Tage nicht zu erklären. "Wie sonst kann es geschehen, dass Aktien von Unternehmen, die eine Gewinn und Umsatzsteigerung präsentieren können, so extrem verkauft werden, nur weil sie dabei hinter den Erwartungen der Analysten um wenige Prozentpunkte zurückgeblieben sind”, so Gries. Auf diesem Nährboden werde die volatile Entwicklung auch in der kommenden Woche anhalten.
Euro und Ölpreis belasten weiter die Märkte
Negativ auf die Märkte werden sich auch in der nächsten Woche der schwache Euro und die Entwicklung des Ölpreises auswirken, sagt Gries. Der hohe Ölpreises bleibe für Aktien der Automobil- und Chemieindustrie ein Risikofaktor, konkretisiert die Commerzbank.
Nach Ansicht der GZ-Bank-Analysten ist eine Trendwende auf dem Ölmarkt nicht in Sicht. Derzeit versuchten Spekulanten, die angespannte Angebots-Nachfrage-Situation für sich zu nutzen. “Saisonal steigende Ölnachfrage, niedrige Lagerbestände, begrenzte Raffinerie- und Tankerkapazitäten sowie die politischen Spannungen im Nahen Osten bieten dafür genügend Ansatzpunkte”, sagt Werner Löffler, Analyst bei der GZ-Bank.
Korrekturbedarf bei Technolgie-Unternehmen
Insgesamt solle nun nicht zum allgemeinen Kauf auf Aktien geblasen werden, so Bungeeroth. Die DG Bank empfehle Stock-Picking ausgewähler Titel aus dem Technologiesektor. So werde es in der kommenden Woche vor allem am Neuen Markt, der stark von den Vorgaben der amerikanischen Nasdaq geprägt sei, für eine Reihe von Unternehmen noch Korrekturbedarf geben, meinen die Analysten der Commerzbank zur Entwicklung des Technologiesektors.
Mittelfristig bestehe aufgrund der Gewinndynamik aber deutliches Kurspotential nach oben. Deshalb empfehle die Commerzbank, die augenblickliche Schwäche gezielt für Käufe von Unternehmen zu nutzen, die eine positive Ertragsentwicklung versprechen. Das gelte für Standardwerte der “Old Economy” wie BASF, Daimler-Chrysler und Siemens, aber nach wie vor auch für DePfa-Bank und SGL Carbon.
HANDELSBLATT, Freitag, 20. Oktober 2000