Interessante Alternative
Airport-Betreiber an der Börse
von Peter Dietze
Mit dem Börsengang von Fraport im vergangenen Jahr rückte eine Branche in den Fokus, die den meisten Anlagern bis dahin wenig vertraut gewesen sein dürfte: die
Flughafenbetreiber.
Bisher sind in Europa nur wenige dieser Unternehmen börsennotiert, doch ein Blick auf die Branche zeigt, dass sich dem Anleger hier interessante Möglichkeiten bieten. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe - das Wachstumspotenzial des Luftverkehrs sowie einige Aspekte des Geschäftsmodells der Flughafenbetreiber.
Unter Experten herrscht Einigkeit darüber, dass der Luftverkehr in den kommenden Jahren weltweit zunehmen wird. Auch zeitweilige Rückschläge, wie beispielsweise nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September, ändern daran nichts. Dennoch gilt die Luftfahrt als zyklische Branche, die zum Teil mit spürbaren Auf- und Abschwüngen fertig werden muss. Neben Nachfrageschwankungen spielen Schwankungen des Ölpreises sowie Wechselkursschwankungen eine Rolle als Unsicherheitsfaktoren. Auf der Einnahmeseite dominieren in den Büchern der Airlines die Erlöse aus dem
Passagier- und Frachttransport.
Breites Leistungsspektrum
Demgegenüber sind die geschäftlichen Aktivitäten der Flughafenbetreiber breiter gefächert. Einen wesentlichen Teil ihrer Umsätze, die Verkehrserlöse, erwirtschaften sie zwar ebenfalls in direktem Zusammenhang mit dem
Flugverkehr. Die angebotenen Leistungen reichen hier vom Management der Terminals über die Abfertigung von Passagieren, Gepäck und Fracht bis zum Catering und zum Beladen der Flugzeuge (Ground-Handling).
Daneben widmen sich die Flughafenbetreiber jedoch auch umfangreichen Aktivitäten im Non-Aviation-Bereich. An erster Stelle steht hier die Vermietung von Gewerbeflächen für Geschäfte, Restaurants und ähnliche Dienstleister im
Passagierbereich der Flughäfen. Darüber hinaus werden auf den Flughafengeländen Flächen und Gebäude zur Nutzung durch andere Unternehmen, beispielsweise Fluggesellschaften oder Kurierdienste, vermietet. Eine weitere Komponente des Non-Aviation-Geschäfts bildet die Bewirtschaftung der Parkflächen an den Flughäfen. Auch die Bereitstellung
von IT-Infrastrukturen auf dem Flughafengelände tätigen Fremdunternehmen zählt zum Angebot der Flughafenbetreiber.
Ein weiteres Geschäftsfeld, das nach Einschätzung von Mario Kristl, Analyst für die Branchen Transport und Logistik bei Helaba Trust, in letzter Zeit deutlich an Bedeutung gewonnen hat, ist das Beteiligungsgeschäft: immer häufiger sehen sich die Flughafenbetreiber auch in fremden Revieren um und beteiligen sich an Flughäfen außerhalb ihrer angestammten Standorte.
Gleiche Potenziale - geringere Risiken
Kristl weist auf einen für den Anleger attraktiven Aspekt der Airport-Aktien hin: "Airport-Betreiber erwirtschaften relativ stabile Cash-Flows. Vom Wachstum des Luftverkehrs profitieren die Flughäfen im selben Maße wie die Airlines, sie sind allerdings vergleichsweise geringeren Risiken ausgesetzt."
Im Unterschied zu den Fluggesellschaften litten sie kaum unter Schwankungen des Ölpreises oder des Euro-Dollar-Kurses. Zudem gebe es für die Airport-Betreiber praktisch kaum Konkurrenten; an ihren Heimatstandorten
seien sie de facto meist Monopolisten. Generell rechnet der Analyst die Airport-Aktien daher klar zu den defensiven Investments.
Sinkt das Passagieraufkommen, so kostet das allerdings auch den Flughafenbetreiber Geld. Im Fall von Fraport beziffert Kristl die Erlöse je Passagier beispielsweise mit rund elf Euro. Werden komplette Flüge gestrichen - wie zuletzt in größerem Umfang nach dem 11. September geschehen - so
entfallen auch die Gebühren für die Abfertigung der Flugzeuge. Tendenziell steigen diese Einnahmen aber, denn die Gebühren richten sich nach dem maximalen Startgewicht der betreffenden Maschine, und die Fluggesellschaften setzen zunehmend schwerere Maschinen ein.
Die Frankfurter Fraport AG sieht sich zudem in einer besonders komfortablen Position: Wegen hohen Auslastung des Frankfurter Flughafens besteht derzeit ein hoher Nachfrageüberhang bei den Slots, es könnten also bei entsprechend größeren Kapazitäten noch wesentlich mehr Flüge abgefertigt werden.
Sicherheit durch Non-Aviation
Das "Sicherheitspolster" der Flughafenbetreiber bilden die Erlöse aus dem Non-Aviation-Bereich. Hier sind die erwirtschafteten Margen deutlich höher als bei den Verkehrserlösen. Zudem lassen sich die Einnahmen über längere Zeiträume voraus planen: die Büro- und Gewerbeflächen werden über längere Zeiträume vermietet.
Geringere Passagierzahlen können sich jedoch auf die Einnahmen aus der Vermietung der Ladenflächen auswirken. Hier werden unterschiedliche Geschäftsmodelle praktiziert. Während Fraport nur vermietet, betreibt die britische BAA (British Airport Authority) auch selbst eine große Anzahl von Läden an den Flughäfen.
Neben diesen beiden großen Airport-Betreibern sind bislang auch die Flughäfen Wien, Kopenhagen und Zürich sowie italienische Flughäfen börsennotiert. Insbesondere dem Flughafen Wien werden in den kommenden Jahren gute Wachstumschancen eingeräumt. Die Österreicher dürften stärker als andere von der Intensivierung des Osteuropa-Flugverkehrs profitieren. Weitere Börsengänge sind geplant: Im laufenden Jahr planen Mailand und
Amsterdam-Schipohl diesen Schritt; 2003 soll die Pariser Betreibergesellschaft ADP (Aéroports de Paris) folgen.
Airport-Betreiber an der Börse
von Peter Dietze
Mit dem Börsengang von Fraport im vergangenen Jahr rückte eine Branche in den Fokus, die den meisten Anlagern bis dahin wenig vertraut gewesen sein dürfte: die
Flughafenbetreiber.
Bisher sind in Europa nur wenige dieser Unternehmen börsennotiert, doch ein Blick auf die Branche zeigt, dass sich dem Anleger hier interessante Möglichkeiten bieten. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe - das Wachstumspotenzial des Luftverkehrs sowie einige Aspekte des Geschäftsmodells der Flughafenbetreiber.
Unter Experten herrscht Einigkeit darüber, dass der Luftverkehr in den kommenden Jahren weltweit zunehmen wird. Auch zeitweilige Rückschläge, wie beispielsweise nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September, ändern daran nichts. Dennoch gilt die Luftfahrt als zyklische Branche, die zum Teil mit spürbaren Auf- und Abschwüngen fertig werden muss. Neben Nachfrageschwankungen spielen Schwankungen des Ölpreises sowie Wechselkursschwankungen eine Rolle als Unsicherheitsfaktoren. Auf der Einnahmeseite dominieren in den Büchern der Airlines die Erlöse aus dem
Passagier- und Frachttransport.
Breites Leistungsspektrum
Demgegenüber sind die geschäftlichen Aktivitäten der Flughafenbetreiber breiter gefächert. Einen wesentlichen Teil ihrer Umsätze, die Verkehrserlöse, erwirtschaften sie zwar ebenfalls in direktem Zusammenhang mit dem
Flugverkehr. Die angebotenen Leistungen reichen hier vom Management der Terminals über die Abfertigung von Passagieren, Gepäck und Fracht bis zum Catering und zum Beladen der Flugzeuge (Ground-Handling).
Daneben widmen sich die Flughafenbetreiber jedoch auch umfangreichen Aktivitäten im Non-Aviation-Bereich. An erster Stelle steht hier die Vermietung von Gewerbeflächen für Geschäfte, Restaurants und ähnliche Dienstleister im
Passagierbereich der Flughäfen. Darüber hinaus werden auf den Flughafengeländen Flächen und Gebäude zur Nutzung durch andere Unternehmen, beispielsweise Fluggesellschaften oder Kurierdienste, vermietet. Eine weitere Komponente des Non-Aviation-Geschäfts bildet die Bewirtschaftung der Parkflächen an den Flughäfen. Auch die Bereitstellung
von IT-Infrastrukturen auf dem Flughafengelände tätigen Fremdunternehmen zählt zum Angebot der Flughafenbetreiber.
Ein weiteres Geschäftsfeld, das nach Einschätzung von Mario Kristl, Analyst für die Branchen Transport und Logistik bei Helaba Trust, in letzter Zeit deutlich an Bedeutung gewonnen hat, ist das Beteiligungsgeschäft: immer häufiger sehen sich die Flughafenbetreiber auch in fremden Revieren um und beteiligen sich an Flughäfen außerhalb ihrer angestammten Standorte.
Gleiche Potenziale - geringere Risiken
Kristl weist auf einen für den Anleger attraktiven Aspekt der Airport-Aktien hin: "Airport-Betreiber erwirtschaften relativ stabile Cash-Flows. Vom Wachstum des Luftverkehrs profitieren die Flughäfen im selben Maße wie die Airlines, sie sind allerdings vergleichsweise geringeren Risiken ausgesetzt."
Im Unterschied zu den Fluggesellschaften litten sie kaum unter Schwankungen des Ölpreises oder des Euro-Dollar-Kurses. Zudem gebe es für die Airport-Betreiber praktisch kaum Konkurrenten; an ihren Heimatstandorten
seien sie de facto meist Monopolisten. Generell rechnet der Analyst die Airport-Aktien daher klar zu den defensiven Investments.
Sinkt das Passagieraufkommen, so kostet das allerdings auch den Flughafenbetreiber Geld. Im Fall von Fraport beziffert Kristl die Erlöse je Passagier beispielsweise mit rund elf Euro. Werden komplette Flüge gestrichen - wie zuletzt in größerem Umfang nach dem 11. September geschehen - so
entfallen auch die Gebühren für die Abfertigung der Flugzeuge. Tendenziell steigen diese Einnahmen aber, denn die Gebühren richten sich nach dem maximalen Startgewicht der betreffenden Maschine, und die Fluggesellschaften setzen zunehmend schwerere Maschinen ein.
Die Frankfurter Fraport AG sieht sich zudem in einer besonders komfortablen Position: Wegen hohen Auslastung des Frankfurter Flughafens besteht derzeit ein hoher Nachfrageüberhang bei den Slots, es könnten also bei entsprechend größeren Kapazitäten noch wesentlich mehr Flüge abgefertigt werden.
Sicherheit durch Non-Aviation
Das "Sicherheitspolster" der Flughafenbetreiber bilden die Erlöse aus dem Non-Aviation-Bereich. Hier sind die erwirtschafteten Margen deutlich höher als bei den Verkehrserlösen. Zudem lassen sich die Einnahmen über längere Zeiträume voraus planen: die Büro- und Gewerbeflächen werden über längere Zeiträume vermietet.
Geringere Passagierzahlen können sich jedoch auf die Einnahmen aus der Vermietung der Ladenflächen auswirken. Hier werden unterschiedliche Geschäftsmodelle praktiziert. Während Fraport nur vermietet, betreibt die britische BAA (British Airport Authority) auch selbst eine große Anzahl von Läden an den Flughäfen.
Neben diesen beiden großen Airport-Betreibern sind bislang auch die Flughäfen Wien, Kopenhagen und Zürich sowie italienische Flughäfen börsennotiert. Insbesondere dem Flughafen Wien werden in den kommenden Jahren gute Wachstumschancen eingeräumt. Die Österreicher dürften stärker als andere von der Intensivierung des Osteuropa-Flugverkehrs profitieren. Weitere Börsengänge sind geplant: Im laufenden Jahr planen Mailand und
Amsterdam-Schipohl diesen Schritt; 2003 soll die Pariser Betreibergesellschaft ADP (Aéroports de Paris) folgen.