Achten Sie auf den Cash Flow!
Von John Dorfman, Bloomberg News
22. August 2003 Denken Sie nur an Louie's Lemonade Stand. Der Stand und die Deluxe-Saftpresse haben ihn vor fünf Jahren 90.000 Dollar gekostet. Zitronen und Zucker kommen auf 20.000 Dollar im Jahr.
Wenn Louie seinen Stand und dessen Ausstattung über zehn Jahre abschreibt, belaufen sich die Abschreibungen auf 9.000 Dollar im Jahr. Wenn er pro Jahr Limonade für 75.000 Dollar verkauft, ergeben sich Erträge in Höhe von 46.000 Dollar im Jahr (75.000 Dollar abzüglich 20.000 Dollar Vorräte und 9.000 Dollar Abschreibungen).
Der Cash Flow ist jedoch höher: Er beträgt 55.000 Dollar im Jahr. Louies Lebensstandard basiert auf dem Cash Flow seines Unternehmens und nicht auf dem Gewinn, da er davon ausgeht, seinen Stand und dessen Ausstattung über den zehnjährigen Abschreibungszeitraum hinaus nutzen zu können.
Der Cash Flow zeigt die wirkliche Situation eines Unternehmens
Bei der Analyse einer Kapitalgesellschaft ergeben weder Gewinn noch Cash Flow ein vollständiges Bild für den Anleger. Es ist sinnvoll, beide Größen in die Betrachtung einzubeziehen. Der Cash Flow mißt die liquiden Mittel, die ein Unternehmen erwirtschaftet. Der Unterschied zum ausgewiesenen Gewinn besteht hauptsächlich darin, daß Abschreibungen vom Gewinn abgezogen werden, nicht aber vom Cash Flow.
In Fällen, in denen die Abschreibungen übertrieben hoch sind - wie etwa bei einem Ölunternehmen, dessen Ölfelder an Wert gewinnen während sie offiziell „an Substanz verlieren“, oder bei einem Immobilienunternehmen, dessen Gebäude im Wert steigen während sie abgeschrieben werden - zeichnet der Cash Flow ein wahrheitsgetreueres Bild der Geschäfte eines Unternehmens als der ausgewiesene Gewinn.
Sowohl Gewinn und Cash Flow zählen
Natürlich suchen sich viele Unternehmen diejenige Kennzahl selbst aus, der sie mehr Gewicht geben wollen, weil sie damit in einem besseren Licht erscheinen. Die Anleger sollten sich beide Kennzahlen ansehen und sich ihr eigenes Urteil bilden. Ich habe bisher vier Kolumnen (seit 1999 jeweils im August) der Auswahl von Aktien gewidmet, die gemessen am Cash Flow einen niedrigen Kurs haben. Drei dieser Listen haben Geld eingebracht und den Standard & Poor's 500-Index übertroffen.
Die Liste aus dem vergangenen Jahr verzeichnete einen Anstieg von 26 Prozent verglichen mit einem Zuwachs von 9,2 Prozent des S&P 500. Am besten hat Movie Gallery abgeschnitten, mit einem Anstieg von 62 Prozent. Drei der vier Aktien sind gestiegen. Die Liste von vor zwei Jahren schnitt nicht so gut ab: Ein Verlust von 14 Prozent verglichen einem Rückgang von 9,7 Prozent des S&P 500. Das große Problem war dabei der 63-prozentige Verlust bei Visteon.
Die Liste vom August 2000 war mein Glanzstück. Sie verzeichnete einen Anstieg um 103 Prozent während der S&P 500 32 Prozent verlor. Drei der vier empfohlenen Aktien haben ihren Kurs verdoppelt: USEC, Blockbuster und Yellow.
Die ursprüngliche Liste von 1999 ist um 7,5 Prozent gestiegen, während der S&P 500 um 23 Prozent nachgeben mußte. Die Zahlen beziehen sich auf die Gesamtgewinne einschließlich Dividenden. Die Berechnungen basieren bei der jüngsten Kolumne auf den Tageskursen und bei den früheren Kolumnen auf den wöchentlichen Kursen.
Die aktuelle Cash Flow Liste
Nun versuche ich es erneut. Dies sind meine vier Empfehlungen für die kommenden zwölf Monate auf der Basis eines gemessen am Cash Flow niedrigen Kurses.
Houston und Stone: überzogene Abschreibungen
Ich beginne mit zwei Energieunternehmen, Houston Exploration und Stone Energy. Houston Exploration hatte im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von 70,5 Millionen Dollar und Abschreibungen in Höhe von 171,6 Millionen Dollar. Stone hatte einen Nettogewinn von 55,4 Millionen Dollar und Abschreibungen in Höhe von 160,76 Millionen Dollar.
In jedem Fall sind die Abschreibungen mehr als doppelt so hoch wie der Nettogewinn. Gerade im Energiebereich verbergen die Abschreibungen manchmal die Finanzstärke eines Unternehmens. Wenn die Reserven eines Ölfeldes sich als sehr groß erweisen, wird dort vermutlich auch nach Ablauf des Abschreibungszeitraums noch eine ganz beachtliche Produktion erzielt. Und das wird eher in einer Phase hoher Energiepreise passieren, so wie es zur Zeit der Fall ist.
Gemessen an anderen Kennzahlen erscheinen sowohl Houston Exploration als auch Stone ebenfalls günstig. Houston Exploration wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von zehn und für 2003 mit einem geschätzten KGV von acht gehandelt. Stone wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von neun und für 2003 mit einem geschätzten KGV von sieben gehandelt.
Ein Grund für den günstigen Kurs der Stone-Aktie ist, daß das Unternehmen technische Probleme mit vier seiner Ölquellen hatte und unvorhergesehene Reparaturarbeiten an einer Pipeline vornehmen mußte. Derartige Schwierigkeiten - die real existieren, aber wahrscheinlich nur vorübergehender Natur sind - führen häufig zu günstigen Gelegenheiten zum Aktienkauf. Ich halte Stone-Aktien für einen meiner Kunden und werde gegebenenfalls weitere für andere Kunden kaufen.
W.R. Berkley: günstiges Kurs-Cash Flow-Verhältnis
Meine dritte Empfehlung ist W.R. Berkley, ein Spezialversicherungsunternehmen mit Sitz in Greenwich, Connecticut. Es bedient unter anderem die Marktnischen Rückversicherungen und internationale Sach- und Schadenversicherungen.
2002 hatte Berkley eine gemischte Rate (prozentualer Anteil der Leistungen und Aufwendungen an den eingezahlten Prämien) von 95 Prozent. Viele Versicherungsunternehmen haben eine gemischte Rate von 100 Prozent und mehr; ihr Gewinn hängt davon ab, wie gut sie die noch nicht für Leistungen benötigten Gelder anlegen. Es ist erfrischend zu sehen, daß es auch Versicherungsunternehmen gibt, die einen vertragsbasierten Gewinn erwirtschaften. Für die Aktien von W.R. Berkley beträgt das Verhältnis von Kurs zu Cash Flow 2,3 im Vergleich zu 4,5 bei Allstate und 7,1 bei American International Group.
Lance: hoch angesetzte Abschreibungen
Lance stellt Cracker, Kekse und andere Snacks her. Gemessen an einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 37 für 2003 erscheinen die Aktien nicht so günstig. Das Verhältnis von Kurs zu Cash Flow beträgt jedoch nur fünf. 2002 hatte Lance einen Nettogewinn von 19,9 Millionen Dollar und Abschreibungen in Höhe von 28,7 Millionen Dollar. Ich vermute jedoch, daß Lance nicht so viel für die Wartung seiner Anlagen ausgeben muß.
Sagt der Cash Flow also die „ganze Wahrheit“ über ein Unternehmen, wie einige seiner Anhänger behaupten? Ich denke nicht. Aber er gibt dem Anleger ein weiteres nützliches Instrument an die Hand, damit er sich nicht nur auf Umsatz und Gewinn als Zielgrößen verlassen muß.
es grüßt
Von John Dorfman, Bloomberg News
22. August 2003 Denken Sie nur an Louie's Lemonade Stand. Der Stand und die Deluxe-Saftpresse haben ihn vor fünf Jahren 90.000 Dollar gekostet. Zitronen und Zucker kommen auf 20.000 Dollar im Jahr.
Wenn Louie seinen Stand und dessen Ausstattung über zehn Jahre abschreibt, belaufen sich die Abschreibungen auf 9.000 Dollar im Jahr. Wenn er pro Jahr Limonade für 75.000 Dollar verkauft, ergeben sich Erträge in Höhe von 46.000 Dollar im Jahr (75.000 Dollar abzüglich 20.000 Dollar Vorräte und 9.000 Dollar Abschreibungen).
Der Cash Flow ist jedoch höher: Er beträgt 55.000 Dollar im Jahr. Louies Lebensstandard basiert auf dem Cash Flow seines Unternehmens und nicht auf dem Gewinn, da er davon ausgeht, seinen Stand und dessen Ausstattung über den zehnjährigen Abschreibungszeitraum hinaus nutzen zu können.
Der Cash Flow zeigt die wirkliche Situation eines Unternehmens
Bei der Analyse einer Kapitalgesellschaft ergeben weder Gewinn noch Cash Flow ein vollständiges Bild für den Anleger. Es ist sinnvoll, beide Größen in die Betrachtung einzubeziehen. Der Cash Flow mißt die liquiden Mittel, die ein Unternehmen erwirtschaftet. Der Unterschied zum ausgewiesenen Gewinn besteht hauptsächlich darin, daß Abschreibungen vom Gewinn abgezogen werden, nicht aber vom Cash Flow.
In Fällen, in denen die Abschreibungen übertrieben hoch sind - wie etwa bei einem Ölunternehmen, dessen Ölfelder an Wert gewinnen während sie offiziell „an Substanz verlieren“, oder bei einem Immobilienunternehmen, dessen Gebäude im Wert steigen während sie abgeschrieben werden - zeichnet der Cash Flow ein wahrheitsgetreueres Bild der Geschäfte eines Unternehmens als der ausgewiesene Gewinn.
Sowohl Gewinn und Cash Flow zählen
Natürlich suchen sich viele Unternehmen diejenige Kennzahl selbst aus, der sie mehr Gewicht geben wollen, weil sie damit in einem besseren Licht erscheinen. Die Anleger sollten sich beide Kennzahlen ansehen und sich ihr eigenes Urteil bilden. Ich habe bisher vier Kolumnen (seit 1999 jeweils im August) der Auswahl von Aktien gewidmet, die gemessen am Cash Flow einen niedrigen Kurs haben. Drei dieser Listen haben Geld eingebracht und den Standard & Poor's 500-Index übertroffen.
Die Liste aus dem vergangenen Jahr verzeichnete einen Anstieg von 26 Prozent verglichen mit einem Zuwachs von 9,2 Prozent des S&P 500. Am besten hat Movie Gallery abgeschnitten, mit einem Anstieg von 62 Prozent. Drei der vier Aktien sind gestiegen. Die Liste von vor zwei Jahren schnitt nicht so gut ab: Ein Verlust von 14 Prozent verglichen einem Rückgang von 9,7 Prozent des S&P 500. Das große Problem war dabei der 63-prozentige Verlust bei Visteon.
Die Liste vom August 2000 war mein Glanzstück. Sie verzeichnete einen Anstieg um 103 Prozent während der S&P 500 32 Prozent verlor. Drei der vier empfohlenen Aktien haben ihren Kurs verdoppelt: USEC, Blockbuster und Yellow.
Die ursprüngliche Liste von 1999 ist um 7,5 Prozent gestiegen, während der S&P 500 um 23 Prozent nachgeben mußte. Die Zahlen beziehen sich auf die Gesamtgewinne einschließlich Dividenden. Die Berechnungen basieren bei der jüngsten Kolumne auf den Tageskursen und bei den früheren Kolumnen auf den wöchentlichen Kursen.
Die aktuelle Cash Flow Liste
Nun versuche ich es erneut. Dies sind meine vier Empfehlungen für die kommenden zwölf Monate auf der Basis eines gemessen am Cash Flow niedrigen Kurses.
Houston und Stone: überzogene Abschreibungen
Ich beginne mit zwei Energieunternehmen, Houston Exploration und Stone Energy. Houston Exploration hatte im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von 70,5 Millionen Dollar und Abschreibungen in Höhe von 171,6 Millionen Dollar. Stone hatte einen Nettogewinn von 55,4 Millionen Dollar und Abschreibungen in Höhe von 160,76 Millionen Dollar.
In jedem Fall sind die Abschreibungen mehr als doppelt so hoch wie der Nettogewinn. Gerade im Energiebereich verbergen die Abschreibungen manchmal die Finanzstärke eines Unternehmens. Wenn die Reserven eines Ölfeldes sich als sehr groß erweisen, wird dort vermutlich auch nach Ablauf des Abschreibungszeitraums noch eine ganz beachtliche Produktion erzielt. Und das wird eher in einer Phase hoher Energiepreise passieren, so wie es zur Zeit der Fall ist.
Gemessen an anderen Kennzahlen erscheinen sowohl Houston Exploration als auch Stone ebenfalls günstig. Houston Exploration wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von zehn und für 2003 mit einem geschätzten KGV von acht gehandelt. Stone wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von neun und für 2003 mit einem geschätzten KGV von sieben gehandelt.
Ein Grund für den günstigen Kurs der Stone-Aktie ist, daß das Unternehmen technische Probleme mit vier seiner Ölquellen hatte und unvorhergesehene Reparaturarbeiten an einer Pipeline vornehmen mußte. Derartige Schwierigkeiten - die real existieren, aber wahrscheinlich nur vorübergehender Natur sind - führen häufig zu günstigen Gelegenheiten zum Aktienkauf. Ich halte Stone-Aktien für einen meiner Kunden und werde gegebenenfalls weitere für andere Kunden kaufen.
W.R. Berkley: günstiges Kurs-Cash Flow-Verhältnis
Meine dritte Empfehlung ist W.R. Berkley, ein Spezialversicherungsunternehmen mit Sitz in Greenwich, Connecticut. Es bedient unter anderem die Marktnischen Rückversicherungen und internationale Sach- und Schadenversicherungen.
2002 hatte Berkley eine gemischte Rate (prozentualer Anteil der Leistungen und Aufwendungen an den eingezahlten Prämien) von 95 Prozent. Viele Versicherungsunternehmen haben eine gemischte Rate von 100 Prozent und mehr; ihr Gewinn hängt davon ab, wie gut sie die noch nicht für Leistungen benötigten Gelder anlegen. Es ist erfrischend zu sehen, daß es auch Versicherungsunternehmen gibt, die einen vertragsbasierten Gewinn erwirtschaften. Für die Aktien von W.R. Berkley beträgt das Verhältnis von Kurs zu Cash Flow 2,3 im Vergleich zu 4,5 bei Allstate und 7,1 bei American International Group.
Lance: hoch angesetzte Abschreibungen
Lance stellt Cracker, Kekse und andere Snacks her. Gemessen an einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 37 für 2003 erscheinen die Aktien nicht so günstig. Das Verhältnis von Kurs zu Cash Flow beträgt jedoch nur fünf. 2002 hatte Lance einen Nettogewinn von 19,9 Millionen Dollar und Abschreibungen in Höhe von 28,7 Millionen Dollar. Ich vermute jedoch, daß Lance nicht so viel für die Wartung seiner Anlagen ausgeben muß.
Sagt der Cash Flow also die „ganze Wahrheit“ über ein Unternehmen, wie einige seiner Anhänger behaupten? Ich denke nicht. Aber er gibt dem Anleger ein weiteres nützliches Instrument an die Hand, damit er sich nicht nur auf Umsatz und Gewinn als Zielgrößen verlassen muß.
es grüßt
€ $ ¥ das Zentrum der Macht