Das Ergebnis ist m.E. als Bewertungskennzahl ziemlich ungeeignet, auch EBITDA. Bei Contentunternehmen hängt das extrem stark von den Abschreibungen ab. Hier gibt es Wahlrechte und die hat Netflix in der Vergangenheit genutzt. Die Produktionen gehen bei Netflix nicht sofort in den Kostenblock sondern werden über Jahre abgeschrieben. Was ich bei Disney noch halbwegs nachvollziehen kann, wo der Familieninhalt oft über Jahrzehnte genutzt werden kann, einige Klassiker alle 10 Jahre in einer aufgefrischten Form wieder in die Kinos kommen, viele Inhalte auch in den Themenparks genutzt werden können, die Wertschöpfung über viele Kanäle erfolgt.
Netflix produziert hauptsächlich Serien, eine Vermarktung erfolgt kaum in den Kinos, kaum über DVD-Verkäufe, kaum über Free TV. Die fiktiven Umsätze werden m.E. zum überwiegenden sofort erzielt mit der Erstausstrahlung. Sicherlich können die auch in einigen Jahren wiederholt werrden, aber mit Wiederhjolungen erziele ich so gut wie keine Umsätze mehr; solche Serien landen bei Kanälen mit minimalen Marktanteilen und bringen daher kaum noch etwas. Insofern wäre bei Netflix eine Sofortabschreibung der Produktionen sinnvoll - mit wenigen Ausnahmen.
Es besteht also die Gefahr, dass das Wachstum nicht gehalten werden kann, aber dann sollte man auf normale Bewertungskennzahlen zurückgreifen. Bei Content-Unternehmen gibt´s eigentlich eine gute Faustformel: Ich nehme die EBIT-Marge und leite daraus den EV/Sales-Multiple ab. Die EBIT-Marge liegt nach Analystenschätzungen bei ca. 22%. Daraus leitet sich ein Multiple von 2,2 ab .Nehmen wir optimistisch geschätzt 35 Mrd. Umsatz für 2022 an, so würde ein fairer Wert bei 77 Mrd. USD liegen. Abzüglich Nettoverschuldung von mindestens 10 Mrd. so bleiben 67 Mrd. Marketcap übrig. Momentan liegen wir bei 220 Mrd.
Wird das sofort passieren? Natürlich nicht. Momentan hat sich der gesamte Tech-Bereich von der Realität entfernt. Aber die Geschichte lehrt, dass es trotzdem immer wieder Richtung normal zurückkommt.
Wie oben beschrieben schaue ich zur Bewertung auch sehr gerne auf den FCF. Die Analysten sehen den im Jahr 2021 bei nur 200 Mio. und 2022 bei 1,2 Mrd. vor Rückkaufprogrammen. Das ist schon erbärmlich bei einer Marktkapitalisierung von über 200 Mrd. Dollar. Und das ist dann doch anders als beiTesla wo ich mit etwas Phantasie neue Zukunftsprojekte erkennen kann.
Wann würde ich meine Meinung ändern? Bei einem massiven Wachstum, aber einem profitablen Wachstum. Wir haben viele Beispiele, das das nicht immer so einfach funktioniert. Man erinnere sich nur an das Scheitern von Kirch mit seiner Wachtumsstrategie.