Machen wir uns klar: Am Devisenmarkt geht’s nicht um Moral und Ethik. Es geht darum, wie viel man mit USD-Positionen verdienen kann bzw. wie viele Güter oder Dienstleistungen man mit den grünen Scheinchen erwerben kann. Das kann man beklagen. Man kann’s auch begrüßen! Dazu ein andermal mehr. Für unsere Zwecke ist es als Faktum zu akzeptieren.
Potenziell USD-relevant sind m.E. folgende Aspekte der Diskussion um den Zustand der US-Demokratie:
1. Wachstum. Abgesehen von Rohstoff-produzierenden Ländern (z.B. Saudi Arabien) oder kleinen Staaten, die eine regionale Sonderrolle als Kapitalsammelstelle einnehmen (z.B. Liechtenstein) sind Länder mit hohem pro-Kopf-Einkommen allesamt Demokratien mit funktionierender Gewaltenteilung. Den Ökonomen fällt nicht leicht, diesen Zusammenhang zu erklären. Weil das so ist und die Entdemokratisierung einer großen high-income-Demokratie in modernen Zeiten nicht vorgekommen ist, ist nicht klar, ob und wann das Wachstum der US-Volkswirtschaft in solch einem Szenario leiden würde. Meine Vermutung ist: Es wäre wahrscheinlich ein sehr, sehr langsamer Prozess. Zu lang und unsicher, als dass der Devisenmarkt das eskomptieren könnte.
2. Wirtschaftspolitik. Ein System der checks and balances ist (a) langsam und tendiert (b) zu Kompromissen, vermeidet also klare Entscheidungen. Das hat negative Aspekte. An geänderte Rahmenbedingungen passt sich eine gewaltenteilig organisierte Demokratie i.d.R. nur langsam an; ohne hinreichenden Druck werden notwendige Maßnahmen aufgeschoben. Andererseits vermeidet solch ein graduelles System große Fehler. Immer größere, immer aussichtslosere Versuche, in der saudischen Wüste Weltmetropolen aus dem Sand zu stampfen, mögen z.B. aus der Perspektive westlicher Demokratien verwundern. Für eine absolute Monarchie wie die saudische sind sie konsequent.
Letztendlich kommt’s also darauf an: Vertrauen Anleger darauf, dass der König / Potentat / Autokrat eine Wirtschaftspolitik betreibt, die anlegerfreundlich und stabilitätsorientiert ist, kann die entsprechende Währung profitieren. Haben sie dieses Vertrauen nicht, verliert die Währung, je mehr ein Land zu einer one-man show wird. Spektakuläres jüngstes Beispiel war der immense Abwertungsdruck, unter den die türkische Lira neulich geriet, als Präsident Recep Tayyip Erdogan einen politischen Konkurrenten einsperren ließ. Siehe unten.
Ich bin mir nicht sicher, ob tatsächlich ein erheblicher Anteil der Teilnehmer am Devisenmarkt erwartet, dass das gewaltenteilige politische System der USA in absehbarer Zeit verschwindet. Falls doch, ist nur logisch, dass der Dollar leidet. Zumindest seit der US-Präsident nicht mehr den unmittelbaren Ausbruch eines goldenen Zeitalters verkündet, sondern sein Land auf eine ökonomisch unangenehme Periode (als Folge seiner Zollpolitik) vorbereitet. Seitdem kann niemand mehr annehmen, unmittelbare Anlegerreaktionen könnten den wirtschaftspolitischen Kurs der US-Regierung bestimmen. Wer trotzdem noch USD-Long-Positionen hält, muss annehmen, dass die Zollpolitik mittel- bis langfristig gelingt. Diese Position ist restriktiver als die, nach der der US-Präsident jeden Schritt an der Reaktion des Finanzmarktes ausrichtet. Daher gibt’s weniger USD-Bullen; und daher notiert der Dollar schwächer als vor einigen Wochen.
WKN | Typ | Basiswert | Merkmale |
---|---|---|---|
SQ02HV | Call | EUR/USD | Hebel: 5,5 |
SB2ESS | Put | EUR/USD | Hebel: 5,5 |
Digitaler Zwilling – Der unsichtbare Gamechanger und nächste große Megatrend?
Die Welt wird digitaler – und damit verbunden entstehen Technologien, die unsere Produktions-, Planungs- und Optimierungsprozesse grundlegend verändern. Ein solcher Treiber dieser Transformation ist der Digitale Zwilling: ein virtueller Doppelgänger, der reale Maschinen, Prozesse oder sogar ganze Städte in Echtzeit abbildet. Was dahintersteckt und warum er wahrscheinlich zum unverzichtbaren Werkzeug für Unternehmen in der Zukunft wird, lesen Sie hier.
Kontakt bei Fragen und Anregungen | ||||||
|
Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.