Die für die USD-Wechselkurse viel entscheidendere Frage ist doch: Wie inflationär werden sie wirken? Der entscheidende Punkt ist: Der inflationäre Zoll-Impuls könnte kaum zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen. Warum?
Die jetzige Situation erinnert an die Lage in den frühen 1970er Jahren (siehe Abbildung unten). Nach niedriger Inflation Anfang der 1960er Jahre hatte die Inflation von 1966 bis 1971 erheblich angezogen. Doch fiel sie 1971/72 wieder auf rund 2½%25. War damit die Inflationsgefahr gebannt? Keinesfalls! Die Inflationsperiode hatte die US-Volkswirtschaft anfällig für Inflation gemacht. Die jüngste Erfahrung mit recht hoher Inflation machte die Wirtschaftssubjekte – Unternehmen und Arbeitnehmer – sensitiv für Preis-Schocks: Sahen sie steigende Preise und Löhne um sich herum, waren sie sehr schnell bereit, ihre eigenen Preise und Löhne zu erhöhen. Als dann 1973 der erste Ölpreisschock kam, führte dieses Verhaltensmuster zu heftigen Zweitrunden-Effekten. Und zu noch heftigeren nach dem zweiten Ölpreisschock 1979.
Es ist in der Ökonomik immer schwer, “was-wäre-wenn”-Aussagen zu treffen. Weil wir – anders als Naturwissenschaftler – keine Experimente machen können. Doch halte ich’s für plausibel, dass die Ölpreisschocks weitaus geringere inflationäre Wirkung gehabt hätten, hätte es die Inflation von 1966/71 nicht gegeben.
Der springende Punkt ist: Sind wir nicht in einer ganz ähnlichen Situation? Die Post-Corona-Inflation ist gerade vorbei. Noch stöhnt jeder (besonders jeder Ami!) über die hohen Preise. Kämen jetzt neue, durch Zölle erzeugte Preisschocks hinzu, ist’s nicht unplausibel anzunehmen, dass Unternehmen diesmal besonders schnell mit Preiserhöhungen reagieren würden, Arbeitnehmer besonders heftig mit höheren Lohnforderungen. Weil sonst noch höhere Konsum- und Inputpreise, als wir sie heute schon sehen, als unerträglich erscheinen würden. Wie Anfang der 1970er Jahre scheint die US-Volkswirtschaft wieder als “sturmreif geschossen” für die nächste Inflationswelle.
Ökonomen im Allgemeinen und Zentralbanken im Besonderen glauben eigentlich, die Lehre aus der damaligen Episode gelernt zu haben. Ihnen geht es darum, Vertrauen in ihre Fähigkeit, Inflation zu steuern, zu verbreiten. Der sehr plötzliche und sehr heftige Post-Corona-Inflationsschock könnte dieses Vertrauen erschüttert haben. Gibt’s ne ganze Weile keine neuen Inflationsschocks, mag dieses Vertrauen wieder hergestellt werden. Darauf hoffen EZB, BoE usw. Die Fed kann darauf nicht hoffen. Zumindest nicht, wenn sie die Zolldrohungen ihres Präsidenten ernst nimmt. Deshalb müssen die US-Währungshüter jetzt schon auf “harter Hund” machen und ihre Zinssenkungspläne zunächst auf Eis legen. Dem Dollar hat das genutzt.
Jedoch ist die entscheidende Frage, die letztendlich darüber entscheiden wird, ob diese USD-Stärke gerechtfertigt ist: Was passiert, wenn’s zu dem Inflations-Schock kommt? Letztendlich müsste die Fed – um Zweitrundeneffekte zu vermeiden – die Gesamtnachfrage in den USA erheblich dämpfen und damit jedwede positiven konjunkturellen Effekte der Importzölle zunichtemachen. Glauben wir wirklich, dass in diesem Fall der US-Präsident die Fed gewähren lässt? Der Markt ist sich offensichtlich mittlerweile unschlüssig.
WKN | Typ | Basiswert | Merkmale |
---|---|---|---|
SN004S | Long | EUR/USD | Faktor: 9 |
SN005X | Long | EUR/USD | Faktor: -9 |
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