Die Zukunft des einstigen Marktführers Intel wird zunehmend ungewiss. Medienberichten zufolge erwägen die Chiphersteller Broadcom und Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) eine Aufteilung des Unternehmens. Broadcom könnte das Chipdesign- und Marketinggeschäft übernehmen, während TSMC sich für die Fertigung interessiert. Entsprechende Gespräche sollen auch mit Vertretern der US-Regierung unter Donald Trump stattgefunden haben, die sich um die strategische Bedeutung von Intel sorgen.
Wie das Wall Street Journal berichtet, führt Broadcom derzeit interne Analysen durch, um ein mögliches Angebot für Intels Chipdesign- und Marketinggeschäft zu prüfen. Allerdings soll das Unternehmen nur dann eine Übernahme anstreben, wenn ein Partner für das Fertigungsgeschäft gefunden wird.
TSMC, der weltweit größte Auftragsfertiger für Halbleiter, untersucht dem Bericht zufolge, ob eine Übernahme oder Kontrolle von Intels Fertigungsstätten infrage kommt. Dies könnte im Rahmen eines Investorenkonsortiums geschehen. Die Gespräche befinden sich laut WSJ allerdings noch in einem frühen, informellen Stadium.
Bislang haben Broadcom und TSMC nicht gemeinsam an einer solchen Lösung gearbeitet. Sollte es zu einer Einigung kommen, könnte dies eine der größten Umstrukturierungen in der Halbleiterbranche der letzten Jahre bedeuten.
Ein Bericht von Bloomberg legt nahe, dass die Regierung von Ex-Präsident Donald Trump bereits vor einiger Zeit die Möglichkeit einer TSMC-Beteiligung an Intels Fertigungsanlagen ins Gespräch gebracht hat. Trump-Berater sollen in einem Treffen mit TSMC-Vertretern das Thema angesprochen haben, und die taiwanesische Firma habe sich offen für Verhandlungen gezeigt.
Diese Gespräche zeigen, dass die US-Regierung eine zentrale Rolle in der Zukunft von Intel spielen könnte. Die strategische Bedeutung von Intel als Schlüsselunternehmen der US-Chipindustrie macht es wahrscheinlich, dass jede größere Umstrukturierung politisch eng begleitet wird.
Lange Zeit dominierte Intel die Halbleiterbranche, doch in den letzten Jahren hat das Unternehmen zunehmend an Boden verloren. Vor allem TSMC und Nvidia haben Intel in wichtigen Segmenten wie Hochleistungs-Chips für Künstliche Intelligenz und Grafikverarbeitung überholt.
Einer der größten Rückschläge für Intel war das Scheitern bei der Entwicklung der fortschrittlichsten Chips mit kleineren Transistorstrukturen. Während TSMC bereits Chips mit 3-Nanometer-Technologie in Massenproduktion herstellt, kämpft Intel noch mit der Einführung seiner 5-Nanometer-Prozesse. Diese Verzögerungen haben dazu geführt, dass viele Unternehmen – darunter Apple, Qualcomm und Nvidia – ihre Chipfertigung an TSMC ausgelagert haben.
Auch der Turnaround-Plan des ehemaligen Intel-CEOs Pat Gelsinger konnte die Krise nicht aufhalten. Gelsinger, der seit 2021 an der Spitze stand, musste im Dezember 2024 zurücktreten. Sein Nachfolger wird vor der schwierigen Aufgabe stehen, das Unternehmen wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Bereits in den letzten Jahren hat Intel mehrere Geschäftsbereiche veräußert, um Kosten zu senken und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. So steht derzeit der Verkauf der programmierbaren Chip-Sparte Altera im Raum. Intel hatte Altera 2015 für 16,7 Milliarden US-Dollar übernommen, doch nun könnte dieser Bereich abgestoßen werden, um dringend benötigte Mittel zu beschaffen.
Ein möglicher Deal mit Broadcom und TSMC könnte als weiterer Rettungsanker für Intel dienen. Sollte das Unternehmen in zwei separate Geschäftsbereiche aufgeteilt werden, könnte dies einerseits finanzielle Stabilität bringen, andererseits aber auch das Ende von Intel als integrierter Halbleiterkonzern bedeuten.
Ob Broadcom und TSMC tatsächlich in eine Aufteilung von Intel einsteigen werden, bleibt abzuwarten. Die Gespräche sind noch in einem frühen Stadium, und sowohl politische als auch wirtschaftliche Faktoren könnten die Verhandlungen beeinflussen.
Sollte es zu einer Einigung kommen, könnte dies jedoch eine der größten Umbrüche in der Halbleiterindustrie der letzten Jahre bedeuten. Intel würde damit seine Rolle als vertikal integrierter Chiphersteller verlieren und sich in zwei spezialisierte Unternehmen aufspalten. Wie sich dies auf den globalen Halbleitermarkt auswirken würde, ist derzeit nur schwer absehbar.
Quellen: n-tv.de/spiegel.de/Reuters/dpa
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