Drägerwerk-Aktie hat einen guten Lauf
27. November 2002 Traditionell als der „Old Ecomomy“ zugehörig eingestuft, führte die im Juli in den MDax aufgerückte Drägerwerk AG jahrelang ein Mauerblümchendasein. Seit Anfang 2001 hat sich der Titel aber spürbar belebt und seinen Wert mehr als verdoppelt. Auch am Mittwoch setzt sich der Kursanstieg fort: Um 12.27 Uhr notiert die Vorzugsaktie 6,76 Prozent höher bei 18,15 Euro.
Hintergrund der Avancen ist die offensichtlich erfolgreiche Neuausrichtung und Internationalisierung des Geschäfts in der Medizin- und Sicherheitstechnik. Das belegen auch die am Dienstag präsentierten Neunmonatszahlen: In den drei Quartalen stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 16,2 auf 41,6 Millionen Euro. Der Umsatz nahm um 9,8 Prozent auf 909 Millionen Euro zu.
Zweistelliges Gewinnwachstum 2002
Gleichzeitig schaffte Dräger unter dem Strich mit 12,1 Millionen Euro die Rückkehr in die Gewinnzone, nachdem vor Jahresfrist noch ein Verlust von sieben Millionen Euro anfiel. Für das Gesamtjahr 2002 stellt Finanzvorstand Hans-Oskar Sulzer ein Wachstum des Nettogewinns von über 50 Prozent auf 15 bis 17 Millionen Euro in Aussicht. Der Umsatz werde zwischen vier und sechs Prozent zulegen.
Mit 60,1 Prozent Umsatzanteil ist die Sparte Medizintechnik, die „ganzheitliche Systemlösungen und Dienstleistungen für das Krankenhaus- und Gesundheitswesen“ anbietet, der wichtigste Konzernbereich. Von der im Mai angekündigten Zusammenarbeit mit der Siemens Medical Solutions verspricht sich Dräger weitere Impulse. Für das neue Gemeinschaftsunternehmen, an dem Siemens ein Drittel halten will, muss aber noch der Segen des Bundeskartellamtes abgewartet werden, das im ersten Halbjahr 2003 entscheiden soll.
Das höchste Wachstum (knapp 20 Prozent) erzielen die Lübecker derzeit aber mit der Sicherheitstechnik, die auf rund 37,8 Prozent des Umsatzes kommt. Die kleinste Sparte Aerospace (zwei Prozent Umsatzanteil) leidet dagegen noch unter der Verunsicherung der Luftfahrtindustrie.
Aussichtsreicher Wachstumspfad
Angsichts der guten Zahlen bekräftigt Alexander Burger von der Landesbank Baden-Württemberg sein Urteil „Kaufen“. Seine neue Gewinnschätzung für dieses Jahr von 1,11 Euro ergibt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,3. Für 2003 erwartet der Analyst aber ein weiteres deutliches Gewinnplus auf 2,04 Euro pro Aktie, was ein attraktives KGV von 8,9 ergibt. Der in den vergangenen Quartalen eingeschlagene Pfad macht weitere Ergebnisverbesserungen wahrscheinlich. Die Aktie ringt derzeit allerdings mit einer massiven Widerstandszone zwischen 18 und 19,50 Euro.
Ein Wermutstropfen für Interessierte: Als Vorzugsaktie (mit mittlerweile rund 114 Millionen Euro Marktkapitalisierung) ist der Titel für institutionelle oder ausländische Investoren weniger interessant. Sämtliche stimmberechtigten Stammaktien werden von der Familie Dräger gehalten. Von Plänen zur Änderung dieser etwas abschreckenden Konstruktion, die Dräger auch zu einem Wackelkandidaten für den Verbleib im künftigen MDax macht, ist indessen nichts zu hören.