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Zelltherapie verspricht keine großen Renditen


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Zelltherapie verspricht keine großen Renditen

 
02.07.01 20:47
Zelltherapie verspricht keine großen Renditen

SIEGFRIED HOFMANN

Überraschende Fortschritte haben die Stammzellforschung in den vergangenen beiden Jahren ins Rampenlicht gerückt. Aber während manche Unternehmen bereits auf Milliardenumsätze hoffen, überwiegt bei vielen Investoren noch die Skepsis gegenüber dem wirtschaftlichen Potenzial der Technologie.


HANDELSBLATT, 2.7.2001 FRANKFURT/M. Heilen mit gesunden Zellen – das ist die revolutionäre Idee hinter der so heftig diskutierten Stammzellforschung. Zumindest theoretisch eröffnet dieses Konzept die Chance, auch solche Krankheiten zu behandeln, die bisher mit irreversiblen Organ- und Gewebeschäden einhergehen, etwa die Parkinsonsche Krankheit, Alzheimer oder Leberzirrhose. Selbst die Züchtung kompletter neuer Organe wird bereits diskutiert.
Das Forschungsgebiet zielt damit auf einen Markt, der noch weit über das etwa 50 Mrd. $ große Geschäft mit künstlichen Implantaten hinausreicht. Entsprechend üppig fallen auch die Wachstumsprognosen für die Technologie aus. Die amerikanische Investmentbank Burrill & Co. schätzt den aktuellen Umsatz mit Produkten aus dem Bereich Tissue Engineering auf etwa 140 Mill. $ und rechnet mit einer Steigerung auf etwa 1 Mrd. $ im Jahr 2004.

Dessen ungeachtet findet die Euphorie der Wissenschaft bei Finanzinvestoren nur verhaltenen Widerhall. Die meisten der etwa zwei Dutzend börsennotierten Firmen, die im weitesten Sinne auf dem Gebiet tätig sind, bescherten ihren Aktionären in den vergangenen beiden Jahren nur eine mäßige Performance.

Die Zurückhaltung der Kapitalmärkte reflektiert zum einen das frühe Stadium der Zellforschung. Das gilt insbesondere für das noch ganz junge Gebiet der embryonalen Stammzellen. Diese Stammzellen sind von großem Interesse, denn sie lassen sich nahezu unbegrenzt vermehren und können sich zudem zu jedem Zelltyp entwickeln.

Der wissenschaftliche Basiserfolg – die Isolierung und Vermehrung embryonaler Stammzellen – liegt jedoch gerade erst zwei Jahre zurück. Ganz abgesehen von der ethischen Debatte um die Verwendung von Embryozellen liegt die kommerzielle Nutzung der Technologie noch in weiter Ferne. Geht man von bisherigen Erfahrungen bei völlig neuen Therapiekonzepten aus – etwa dem Beispiel Antikörper –, werden frühestens in 15 Jahren Therapien auf Basis embryonaler Stammzellen den Markt erreichen können.

Etwas anders sieht es bei der Nutzung adulter Stammzellen aus. Unter dem Stichwort Tissue Engineering werden sie bereits seit einigen Jahren entwickelt und teilweise auch vermarktet. In erster Linie geht es dabei bisher um den Ersatz von Haut und Knorpel, ein Feld auf dem auch die deutschen Firmen Biotissue und Codon tätig sind.

Doch die medizinisch so vorteilhafte Tatsache, dass jeweils körpereigene Zellen verwendet werden, begrenzt das Ertragspotenzial dieser Technik beträchtlich. Bei den Verfahren von Biotissue und Codon zum Beispiel werden den Patienten zunächst Haut- oder Knorpelzellen entnommen. Die Zellen werden im Labor vermehrt und später dem Patienten wieder übertragen. Dies erfordert eine völlig andere Logistik- und Vertriebsstruktur als im herkömmlichen Pharmageschäft. Anders als bei standardisierten Industrieprodukten bringt ein wachsender Output daher allenfalls moderate Kostenvorteile. „Das entscheidende Thema ist die Wirtschaftlichkeit“, begründet Kai Deusch, Pharmaexperte der Venture Capital-Firma Apax Partners, die Zurückhaltung vieler Investoren. Auch das Vertrauen in die Wirksamkeit der Therapien fehlt: Bei der Zulassung müssen Tissue Engineering-Verfahren nicht die aufwendigen Wirksamkeitsprüfungen durchlaufen wie etwa Arzneimittel.

Gleichzeitig sind die Eintrittsbarrieren relativ niedrig. Denn bei der Verwendung patienteneigener Zellen lassen sich allenfalls die Züchtungsverfahren, aber nicht die Produkte der Therapie patentrechtlich schützen. Das führt dazu, dass neue Wettbewerber relativ leicht ins Geschäft drängen können. So müssen Codon und Biotissue bereits mit Konkurrenz von Seiten der Aesculap-Gruppe rechnen, die zusammen mit der Biotechfirma Tetec den Einstieg in den deutschen Markt vorbereitet. Weitere Firmen werden folgen. Das alles spricht dafür, dass in der Zelltherapie zwar große Wachstumschancen locken, aber nicht unbedingt große Gewinne.

HANDELSBLATT, Montag, 02. Juli 2001

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