"Window-Dressing"-Auswirkungen eher bei Nebenwerten erwartet
Frankfurt (vwd) - Die Bereinigung von Aktienfondsportfolios zum Halbjahres-Ultimo wird nach Einschätzung von Experten in erster Linie Auswirkungen auf am Neuen Markt notierte Aktien haben, weniger jedoch auf Standardwerte. "Gerade bei
marktengen Titeln könnten Verkäufe durch Fonds für erhebliche Kursschwankungen sorgen", erklärt Kai Wiecking, Fondsanalyst bei Morningstar, im Gespräch mit vwd. In stabileren Segmenten, wie etwa im SDAX oder im MDAX,
dürfte dieses Phänomen indes eher selten sein. Auch wenn es schwierig sei, im konkreten Fall "Window-Dressing" nachzuweisen, dürften Aktien mit einem sehr negativen Performance-Beitrag häufig zum Ende des Halbjahres aus den
Fondsportfolios entfernt werden.
Nach den Bestimmungen des Gesetzes über Kapitalanlagegesellschaften (KAGG)sind Fondsgesellschaften im Zuge der Publizitätspflicht angehalten, in ihren
Halbjahres- und Jahresabschlussberichten die Bestände in ihren Investmentfonds offenzulegen. Zudem müssen Erhöhungen und Verminderungen des Sondervermögens durch realisierte Gewinne und Verluste ausgewiesen werden. Allerdings sind die Gesellschaften nicht dazu verpflichtet, das Datum der
Transaktionen aufzuführen. Damit besteht die Möglichkeit für Fondsmanager, sich kurz vor ultimo "diskret" von Verlierern zu trennen, die sie nicht in den Büchern stehen haben wollen.
"Die Umstellung der Indizes der Deutschen Börse auf Streubesitz dürfte weitaus wichtiger gewesen sein", relativiert Wolfgang Kaiser, Analyst beim Researchhaus
FondsConsult, die Bedeutung für den Gesamtmarkt. Auch wenn in den kommenden Tagen einige "Leichen" aus Fondsportfolios entfernt würden, rechnet er nicht mit großen Verwerfungen. Allerdings sei wegen fehlender Informationen der Effekt
nicht messbar, räumt auch er ein.
"Für uns spielt Window-Dressing keine Rolle", erklärt Sprecher Rolf Drees von der genossenschaftlichen Union Investment. Dies mache auch keinen Sinn, da die für
alle zugänglichen Performancemessungen zeigten, ob der verantwortliche Manager glücklich agiert habe oder nicht. Habe ein Fonds Aktien mit einer schwachen Performance, helfe ein Verkauf nicht, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen
sei. Zudem fielen bei dieser Art der Portfoliobereinigung unnötige Transaktionskosten an.
Fehlende steuerliche Anreize in Deutschland sind auch für Wiecking ein Grund, warum voraussichtlich keine Verkaufswelle durch Fonds per Ende Juni ausgelöst wird. In den USA spiele "Window-Dressing" aus steuerlichen Gründen eine viel größere Rolle als hierzulande. US-Fonds nutzten die Verkäufe kurz vor wichtigen Stichtagen als Instrument zur Steigerung der Steuereffizienz, da die so anfallenden
Kursverluste gegen Kursgewinne gerechnet werden könnten.
Der Hintergrund: In den USA würden Fonds-Kursgewinne ähnlich wie Dividenden ausschütten. Auch wenn eine Reihe von so genannten Spiegel-Fonds, die Portfolios von US-Fonds genau abbilden, auch in Deutschland in den kommenden Tagen einen Portfolio-Kehraus veranstalten dürften, seien die Volumina der betreffenden US-Fonds noch zu klein, um den heimischen Aktienmarkt zu bewegen, erklärt der Morningstar-Experte. +++ Ali Masarwah
vwd/27.6.2002/maa/gos
Frankfurt (vwd) - Die Bereinigung von Aktienfondsportfolios zum Halbjahres-Ultimo wird nach Einschätzung von Experten in erster Linie Auswirkungen auf am Neuen Markt notierte Aktien haben, weniger jedoch auf Standardwerte. "Gerade bei
marktengen Titeln könnten Verkäufe durch Fonds für erhebliche Kursschwankungen sorgen", erklärt Kai Wiecking, Fondsanalyst bei Morningstar, im Gespräch mit vwd. In stabileren Segmenten, wie etwa im SDAX oder im MDAX,
dürfte dieses Phänomen indes eher selten sein. Auch wenn es schwierig sei, im konkreten Fall "Window-Dressing" nachzuweisen, dürften Aktien mit einem sehr negativen Performance-Beitrag häufig zum Ende des Halbjahres aus den
Fondsportfolios entfernt werden.
Nach den Bestimmungen des Gesetzes über Kapitalanlagegesellschaften (KAGG)sind Fondsgesellschaften im Zuge der Publizitätspflicht angehalten, in ihren
Halbjahres- und Jahresabschlussberichten die Bestände in ihren Investmentfonds offenzulegen. Zudem müssen Erhöhungen und Verminderungen des Sondervermögens durch realisierte Gewinne und Verluste ausgewiesen werden. Allerdings sind die Gesellschaften nicht dazu verpflichtet, das Datum der
Transaktionen aufzuführen. Damit besteht die Möglichkeit für Fondsmanager, sich kurz vor ultimo "diskret" von Verlierern zu trennen, die sie nicht in den Büchern stehen haben wollen.
"Die Umstellung der Indizes der Deutschen Börse auf Streubesitz dürfte weitaus wichtiger gewesen sein", relativiert Wolfgang Kaiser, Analyst beim Researchhaus
FondsConsult, die Bedeutung für den Gesamtmarkt. Auch wenn in den kommenden Tagen einige "Leichen" aus Fondsportfolios entfernt würden, rechnet er nicht mit großen Verwerfungen. Allerdings sei wegen fehlender Informationen der Effekt
nicht messbar, räumt auch er ein.
"Für uns spielt Window-Dressing keine Rolle", erklärt Sprecher Rolf Drees von der genossenschaftlichen Union Investment. Dies mache auch keinen Sinn, da die für
alle zugänglichen Performancemessungen zeigten, ob der verantwortliche Manager glücklich agiert habe oder nicht. Habe ein Fonds Aktien mit einer schwachen Performance, helfe ein Verkauf nicht, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen
sei. Zudem fielen bei dieser Art der Portfoliobereinigung unnötige Transaktionskosten an.
Fehlende steuerliche Anreize in Deutschland sind auch für Wiecking ein Grund, warum voraussichtlich keine Verkaufswelle durch Fonds per Ende Juni ausgelöst wird. In den USA spiele "Window-Dressing" aus steuerlichen Gründen eine viel größere Rolle als hierzulande. US-Fonds nutzten die Verkäufe kurz vor wichtigen Stichtagen als Instrument zur Steigerung der Steuereffizienz, da die so anfallenden
Kursverluste gegen Kursgewinne gerechnet werden könnten.
Der Hintergrund: In den USA würden Fonds-Kursgewinne ähnlich wie Dividenden ausschütten. Auch wenn eine Reihe von so genannten Spiegel-Fonds, die Portfolios von US-Fonds genau abbilden, auch in Deutschland in den kommenden Tagen einen Portfolio-Kehraus veranstalten dürften, seien die Volumina der betreffenden US-Fonds noch zu klein, um den heimischen Aktienmarkt zu bewegen, erklärt der Morningstar-Experte. +++ Ali Masarwah
vwd/27.6.2002/maa/gos