WOCHENEND-NEWSLETTER-EXKLUSIV-INTERVIEW
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Gauss: "Umsatzerwartung auf Vorjahresniveau reduziert"
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Die 1983 gegründete Gauss Interprise AG (Prime Standard) bietet Content und Document Management Software an. Das Unternehmen ist international tätig und hat Niederlassungen in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz und den USA. Wir sprachen mit Noch-Finanzvorstand Arend Dreyer über den angekündigten Reverse-Split und das Geschäftsjahr 2003.
Instock:
Sie wechseln demnächst in den Aufsichtsrat.
Dreyer:
Ich persönlich scheide Ende April aus und habe mit Herrn von Schillig einen guten Nachfolger gefunden. Er passt auch vom Alter her in unser junges Team. Eine Reihe unserer Hauptgesellschafter waren in der Tat so freundlich und haben mich gefragt, ob ich Interesse hätte, Gauss weiter aus dem Aufsichtsrat heraus zu begleiten.
Instock:
Sie kennen, salopp gesagt, den Laden von innen. Worauf werden Sie als Mitglied des Aufsichtsgremiums ein besonderes Augenmerk haben?
Dreyer:
Ich werde mich selbstverständlich weiter schwerpunktmäßig mit den Finanzen auseinandersetzen. Wir haben als Aktiengesellschaft einige Empfehlungen in Sachen Corporate Governance erhalten. Der Aufsichtsrat hat ein Audit-Committee (Prüfungsausschuss) gegründet. Die Überlegung, mich dort einzubeziehen, hängt wohl damit zusammen, dass ein Aufsichtsratsmitglied, das Mitglied dieses Komitees ist, angekündigt hat, für ein Aufsichtsratsmandat nicht weiter zur Verfügung stehen zu können. Deshalb werde ich wohl schwerpunktmäßig diese Aufgabe übernehmen.
Instock:
Sie haben sich auf der letzten Aktionärsversammlung einen Reverse-Split von fünf zu eins genehmigen lassen.
Dreyer:
Der ist am 4. Februar von der außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen worden.
Instock:
Warum ist der noch nicht durchgeführt worden?
Dreyer:
Es gab ja Widersprüche zu den Beschlüssen dieser Hauptversammlung. Die Versammlung hatte mit einer Mehrheit von 99,89 Prozent allen Vorschlägen der Verwaltung zugestimmt. Aber zwei Aktionäre hatten Widerspruch eingelegt. Wir mussten nun erst abwarten, ob sich daraus etwas ergibt. Dadurch haben sich Verzögerungen bei der Einreichung des Protokolls der Hauptversammlung beim Registergericht ergeben. Es ist dann noch eine urlaubsbedingte Verzögerung beim Notar hinzugekommen. Wir gehen davon aus, dass das Protokoll in den nächsten Tagen eingereicht wird und wir dann im zweiten Quartal dem Reverse-Split durchführen können.
Instock:
Sie hatten diesen Split gegenüber Instock so begründet, dass Sie nach dessen Durchführung wieder mit strategischen Investoren reden können, weil dann der Gauss-Kurs über 1 Euro liegen wird. Gibt es aufgrund der Verzögerung wirtschaftliche Schwierigkeiten im Unternehmen?
Dreyer:
Nein, da besteht kein Zusammenhang. Der Reverse-Split ist ja nicht im Hinblick auf die strategischen Gespräche durchgeführt worden. Wir haben auf der Hauptversammlung darauf hingewiesen, dass wir einen Schlußstrich unter die Vergangenheit ziehen wollen. Das bedeutet, dass wir in allen Bereichen Wertberichtigungen und Risikovorträge vorgenommen haben. Das zeigt sich in den Details unserer 2002-Bilanz. So haben wir unsere Finanzanlagen bei der AG von rund 26 auf 19 Millionen Euro abgeschrieben. Selbst Gesellschaften wie die in den USA, die 2002 einen Nettogewinn erwirtschaftete, haben wir uns noch einmal kritisch angesehen und eine Wertberichtigung von 3,2 Millionen Euro auf den Beteiligungsansatz durchgeführt. In anderen Bereichen der Gruppe wurden auf Sachanlagen außerordentliche Abschreibungen vorgenommen. Dadurch sollten wir in der Zukunft keinerlei gravierende ausserordentliche Belastungen mehr haben. Aufgrund dieser Maßnahmen bestand bei der Gauss AG das Risiko, dass unsere kumulativen Verluste mehr als 50 Prozent des Grundkapitals von 38,3 Millionen Euro aufzehren und damit Folgen gemäß § 92 AktG eintreten. Wir sind daran vorbeigeschlittert:Per Jahresabschluss 2002 stehen der Aktiengesellschaft noch 53 Prozent des Stammkapitals zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund waren die getroffenen Reverse-Split Maßnahmen wichtig; mit dem Reverse-Split werden weitere Rücklagen zur Verrechnung mit den Verlusten geschaffen. Dies lässt uns beruhigter in die Zukunft sehen. Wir sollten an dieser Stelle keine Probleme mehr haben.
Instock:
In unseren Interview vor einigen Monaten begründeten Sie den Reverse-Split aber mit den danach möglich werdenden Gesprächen mit strategischen Investoren.
Dreyer:
Ich betone nochmals, dass nicht der Eindruck erweckt wird, wir hätten den Reverse-Split im Hinblick auf Kapitalmaßnahmen durchgeführt. Dies ist ein erfreuliches Abfallprodukt. Denn das setzt uns in die Lage, die Wandelanleihe in Aktienkapital der AG zu wandeln. Das soll auch im zweiten Quartal diesen Jahres erfolgen. Wir werden damit eine Eigenkapitalstärkung von 4 Millionen Euro erreichen. Zum zweiten haben wir sicherlich mit einem Kurs von über 1 Euro überhaupt erst die längerfristige Möglichkeit, an strategische Investoren heranzutreten.
Instock:
Sie sprachen davon, dass Gauss nach den Abschreibungen quasi jungfräulich dasteht. Wie sieht denn nun die neue Entwicklung bei Gauss aus?
Dreyer:
Wir dürften im ersten Quartal im Rahmen unserer Planung liegen.
Instock:
Wie sieht die Planung aus?
Dreyer:
Wir hatten ursprünglich eine Zielbandbreite beim Umsatz von 33 bis 35 Millionen Euro und von 0,5 bis 1,5 Millionen Euro beim EBITDA (Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) genannt. Aufgrund des Irak-Krieges und seiner negativen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft sahen wir uns veranlasst, unsere Umsatzerwartung auf das Vorjahresniveau von 30 Millionen Euro zu reduzieren. Wir wollen aber nach wie vor ein positives Ergebnis erzielen.
Mehr zur Gauss AG finden Sie unter www.gauss.de