Südkoreas Finanzmarkt vor erfreulichem Ereignis
28. Feb. 2002 Südkorea im Glück: Nicht nur, dass der südkoreanische Aktienmarkt, der 2001 um 38 Prozent zugelegt hat, auch dieses Jahr schon mit 15 Prozent im Plus liegt.
Dem Gesamtmarkt stehen nämlich möglicherweise zwei erfreuliche Ereignisse bevor. Schon
innerhalb der nächsten zwei Monate dürfte die Ratingagentur Moody's das Länderrating "Baa2" um eine Stufe auf "Baa1" erhöhen. "Eine Höherstufung Koreas ist sehr wahrscheinlich", sagte der leitende Moody's-Analyst Thomas Byrne während eines Prüfbesuchs in Seoul.
Ein besseres Rating würde dem südkoreanischen Staat wie den Unternehmen die Kreditaufnahme erleichtern. Mit einem erhöhten Vertrauen der Investoren könnten die Unternehmen günstiger an Fremdkapital herankommen, was die drittgrößte Wirtschaft Asiens über höhere Investitionen stimulieren würde. Koreas Regierung baut auf eine solche Erholung der Investitionen, um das Wachstumsziel von vier Prozent in diesem Jahr zu erreichen.
Steigt Korea zu den "entwickelten Märkten" auf?
Ein weiteres, noch weit reichenderes Ereignis könnte dem Markt von Seiten des führenden Indexanbieters Morgan Stanley Capital International (MSCI) winken: Nach Informationen des "Wall Street Journal" spekulieren Investoren damit, dass MSCI den koreanischen Markt innerhalb der kommenden zwei Jahre
aus dem Status eines "Emerging Market" in die Gruppe der "Developed Markets" aufnimmt. Das hätte Zuflüsse von mehreren hundert Millionen Dollar aus Fonds zur Folge, die sich an Indizes dieser Gruppe, wie dem Europe, Australasia and Far East Index (EAFE) orientieren.
Hauptprofiteure einer solchen Entwicklung wären großkapitalisierte Werte wie Samsung Electronics, Kookmin Bank, SK Telecom, Korea Telecom, Korea Electric Power oder Pohang Iron & Steel.
Restrukturierungseifer der Regierung lahmt
Aber noch ist es nicht so weit, und auch der aufstebende Tigerstaat weist nicht zu unterschätzende Risiken auf. Während Koreas sinkende Auslandsverschuldung, steigende Devisenreserven und das ausgewogene Wachstum eine Ratingverbesserung rechtfertigen, lässt die Regierung nach Thomas Byrnes Worten bei ihren Privatisierungsbemühungen und den Aufräumarbeiten im Banken- und Unternehmenssektor nach.
"Die Schwäche des Finanz- und einiger Industriesektoren macht die Wirtschaft noch immer verwundbar. Wichtige Restrukturierungsaufgaben wurden wahrscheinlich bis nach den Wahlen im Dezember auf Eis gelegt", erläutert Byrne. So macht Moody's die Höherstufung des Ratings auch davon abhängig, ob es Präsident Kim Dae Jung in seinem letzten Regierungsjahr gelingt, bei der Privatisierung der Staatsbanken und der Sanierung einiger Konzerne voranzukommen. Beispiele sind die Verzögerungen beim Verkauf stark angeschlagener Firmen wie SeoulBank, Daewoo Motor oder Hynix.
Bedrohung aus Japan
Eine weitere Bedrohung der gesamten Wirtschaftsregion geht auch von Japan und seiner schwachen Währung aus. Ein schwächerer Yen erlaubt es japanischen Exporteuren, ihre koreanische Konkurrenz zu unterbieten. Allerdings hält Byrne die Konsequenzen für beherrschbar: "Es gibt wahrscheinlich negative Folgen, die aber Korea nicht destabilisieren werden", erwartet der Experte.
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