Intershop-Gründer gibt Chefposten auf Der Gründer des Jenaer Softwareherstellers Intershop Communications, Stephan Schambach, hat die Leitung des Unternehmens an Finanzvorstand Jürgen Schöttler abgegeben. Berichte, die US-Gesellschaft General Atlantic Partners wolle sich an Intershop beteiligen, wollte das Unternehmen nicht kommentieren. Die Aktie legte im frühen Handel mehr als 30 Prozent zu.
Reuters BERLIN. „Ich kann mich nunmehr auf die Produkt- und Marktstrategie konzentrieren und werde mehr Zeit für unsere Kunden haben“, begründete Schambach, der Intershop 1992 gegründet und seitdem geleitet hatte, am Montag seinen Schritt. Nachdem die neuen Produkte zur Marktreife gebracht worden seien, komme es nun auf eine konsequente operative Umsetzung an. Im ersten Quartal 2003 startete Intershop das Marketing für das so genannte Unified Commerce Management, ein neue Strategie für das unternehmensweite Management von Geschäftsprozessen des elektronischen Handels. Basis ist die bekannte Intershop-Standard-Software Enfinity MultiSite. „Dr. Schöttler hat sich seit seinem Eintritt in das Unternehmen im April vergangenen Jahres als effizienter und umsichtiger Manager in einem sehr schwierigen Umfeld hervorragend bewährt“, erläuterte Schambach. Schöttler werde seine Aufgaben als Vorstandsvorsitzender und Finanzchef bis auf weiteres in Personalunion wahrnehmen. Einbruch bei den Lizenzumsätzen Intershop kämpft seit längerem mit der schwachen Nachfrage in der IT-Branche. Das Ziel eines ausgeglichenen operativen Ergebnisses im Jahr 2002 erreichte der Softwarehersteller trotz vorheriger pessimistischer Töne. Wegen eines Einbruchs der Lizenzumsätze schrieb Intershop jedoch im ersten Quartal operativ tiefrote Zahlen. Anfang Juli revidierte der Softwarehersteller seine Prognosen für 2003. Auf Grund des für das zweite Quartal erwarteten Umsatzes von rund sechs Millionen Euro rechnet Intershop für das Gesamtjahr mit einem Umsatz von 20 bis 25 Millionen Euro und einem Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von rund 20 Millionen Euro. Bis dahin war das Unternehmen von einem Umsatz in etwa auf Vorjahreshöhe von 45,1 Millionen Euro und einem operativen Verlust von etwa fünf Millionen Euro ausgegangen. Zudem kündigte Intershop an, den Personalbestand von 445 Mitarbeitern erheblich zu reduzieren. Gespräche mit Investoren bestätigt Die Aktionäre des früher im Nemax 50 gelisteten Unternehmens hatten im Oktober einem Kapitalschnitt zum Ausgleich von Wertminderungen und sonstigen Verlusten von rund 75,3 Millionen Euro zugestimmt. Um sich frisches Kapital zu besorgen, hatte die Firma Gespräche mit Investoren angekündigt. Die „Welt am Sonntag“ berichtete unter Berufung auf Kreise der Investmentbranche, die New Yorker Private-Equity-Gesellschaft General Atlantic Partners (GAP) wolle sich an Intershop beteiligen. „Wir sprechen weiter mit strategischen und Finanzinvestoren“, sagte eine Sprecherin. Es gebe noch keine Ergebnisse. Sie wollte sich nicht dazu äußern, ob es sich bei einem der Gesprächspartner um GAP handele. Den Liquiditätsbestand zum 30. Juni bezifferte die Sprecherin mit rund 10,5 Millionen Euro nach 16,7 Millionen Euro zum 31. März. Davon seien etwas mehr als drei Millionen Euro frei verfügbar. Zusätzlich liefen Gespräche, um weitere fünf Millionen Euro kurzfristig frei zu bekommen. | |||||||||||||
HANDELSBLATT, Montag, 14. Juli 2003, 10:23 Uhr |