Der Spruch des Obersten US-Gerichts hat George W. Bush den Weg zur US-Präsidentschaft freigemacht: Heute wird Al Gore sagen, ob er aufgibt. Die Suche nach seinen Fehlern hat bereits begonnen.
NEW YORK/BERLIN. «Er muss niemandem die Schuld geben, außer sich selbst», sagte Thomas W. Merrill, ein Jura-Professor der Northwestern University.
Die New York Times befragte nach dem Aus für Gore am Dienstagabend mehrere Rechtsanwälte und Professoren. Diese sahen einen entscheidenden Fehler in Gores Strategie: Gores Anwälte hatten nicht sofort auf eine Nachzählung aller Stimmzettel in Florida geklagt, sonder nur auf die Nachzählung einzelner Bezirke, in denen große Stimmengewinne für die Demokraten abzusehen waren. «Das sah nach Manipulation aus», sagte Merrill.
Dieses Vorgehen ist umso widersprüchlicher, als dass Gore direkt nach der Wahl Bush angeboten hatte, ganz Florida neu auszuzählen.
Ein zweiter Fehler folgte: Gores Anwälte verlangten eine Verlängerung der Nachzählung von Stimmen. Nachdem diese erst genehmigt und später vom Obersten Gerichtshof verworfen wurde, fehlte wertvolle Zeit. Eine erneute Auszählung in ganz Florida war nicht mehr möglich, Bush hatte gewonnen.
Außerdem habe Gores Star-Anwalt David Boies den Richtern nie gesagt, wie er sich die Auszählungen genau vorstellte. Boies habe immer nur betont, beim Auszählen solle der «Wille des Wählers» festgestellt werden. Die Richter fragten zwar mehrmals nach, wie er sich das genau vorstelle. Boies äußerte sich aber nie dazu, welche der halb ausgestanzten Stimmzettel als gültig anzusehen seien und welche nicht.
Gores Rückzug am Mittwoch?
In einer Stellungnahme des Wahlkampfteams von Gore in der Nacht war von einer Aufgabe noch keine Rede. Es hieß lediglich, dass das komplexe Urteil nun sorgfältig gelesen und geprüft werde. Führende Demokraten warnten am Mittwochvormittag (Ortszeit) vor voreiligen Schlüssen. Der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson forderte Gore zum Durchhalten auf.
Trotzdem wurde damit gerechnet, dass Gore im Laufe des Mittwochs seinen Verzicht auf das Präsidentenamt bekannt geben würde. «Die Entscheidung des Supreme Court bedeutet das Ende für uns», sagte auch Gores Kandidat für die Vize-Präsidentschaft, Joseph Lieberman.
Auch George W. Bush trat zunächst nicht in der Öffentlichkeit auf. Offenbar warteten auch die Republikaner auf eine Erklärung Gores.
Der Oberste Gerichtshof der USA hatte am Dienstagabend die bisherigen Nachzählungen von Stimmen per Hand abgelehnt und damit praktisch Gores republikanischen Konkurrenten Bush zum Präsidenten gemacht: Neue Nachzählungen in ganz Florida sind zwar durch das Urteil nicht ausgeschlossen, es fehlt aber die Zeit dafür.
NEW YORK/BERLIN. «Er muss niemandem die Schuld geben, außer sich selbst», sagte Thomas W. Merrill, ein Jura-Professor der Northwestern University.
Die New York Times befragte nach dem Aus für Gore am Dienstagabend mehrere Rechtsanwälte und Professoren. Diese sahen einen entscheidenden Fehler in Gores Strategie: Gores Anwälte hatten nicht sofort auf eine Nachzählung aller Stimmzettel in Florida geklagt, sonder nur auf die Nachzählung einzelner Bezirke, in denen große Stimmengewinne für die Demokraten abzusehen waren. «Das sah nach Manipulation aus», sagte Merrill.
Dieses Vorgehen ist umso widersprüchlicher, als dass Gore direkt nach der Wahl Bush angeboten hatte, ganz Florida neu auszuzählen.
Ein zweiter Fehler folgte: Gores Anwälte verlangten eine Verlängerung der Nachzählung von Stimmen. Nachdem diese erst genehmigt und später vom Obersten Gerichtshof verworfen wurde, fehlte wertvolle Zeit. Eine erneute Auszählung in ganz Florida war nicht mehr möglich, Bush hatte gewonnen.
Außerdem habe Gores Star-Anwalt David Boies den Richtern nie gesagt, wie er sich die Auszählungen genau vorstellte. Boies habe immer nur betont, beim Auszählen solle der «Wille des Wählers» festgestellt werden. Die Richter fragten zwar mehrmals nach, wie er sich das genau vorstelle. Boies äußerte sich aber nie dazu, welche der halb ausgestanzten Stimmzettel als gültig anzusehen seien und welche nicht.
Gores Rückzug am Mittwoch?
In einer Stellungnahme des Wahlkampfteams von Gore in der Nacht war von einer Aufgabe noch keine Rede. Es hieß lediglich, dass das komplexe Urteil nun sorgfältig gelesen und geprüft werde. Führende Demokraten warnten am Mittwochvormittag (Ortszeit) vor voreiligen Schlüssen. Der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson forderte Gore zum Durchhalten auf.
Trotzdem wurde damit gerechnet, dass Gore im Laufe des Mittwochs seinen Verzicht auf das Präsidentenamt bekannt geben würde. «Die Entscheidung des Supreme Court bedeutet das Ende für uns», sagte auch Gores Kandidat für die Vize-Präsidentschaft, Joseph Lieberman.
Auch George W. Bush trat zunächst nicht in der Öffentlichkeit auf. Offenbar warteten auch die Republikaner auf eine Erklärung Gores.
Der Oberste Gerichtshof der USA hatte am Dienstagabend die bisherigen Nachzählungen von Stimmen per Hand abgelehnt und damit praktisch Gores republikanischen Konkurrenten Bush zum Präsidenten gemacht: Neue Nachzählungen in ganz Florida sind zwar durch das Urteil nicht ausgeschlossen, es fehlt aber die Zeit dafür.