Wachstum, Wachstum und nichts als Wachstum

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FranzS:

Wachstum, Wachstum und nichts als Wachstum

2
17.07.01 14:20
Wachstum, Wachstum

Alarm, wir wachsen nicht genug. Das Wachstum der US-Wirtschaft sinkt drastisch. In Deutschland, Wirtschaftsmotor der EU, wird das Wachstum heuer nur mickrige 1,6 Prozent betragen. Voriges Jahr waren es noch 4 Prozent.

Rezession, Inflation, Investition, Konsumtion. Alle Wörter der Fachleute hören mit -ion auf, und alle -ionen weisen in die falsche Richtung. Ein Rückgang der Wirtschaft, so deutlich, dass man ihn "Rezession" nennt. "Inflation" - ein Wort, das man nicht lang zu erklären braucht, es verbreitet auch so genügend Schrecken. "Investitionen": Die Unternehmer stecken weniger Geld in ihre Betriebe. "Konsumtion" - die Leute kaufen weniger Zeug, nötiges und unnötiges.

Vielleicht stimmt das alles nicht, oder einiges nicht. Auf der einen Seite die Fachleute - derzeit Unken der Krise. Auf der anderen Seite die Optimisten - sie haben für sich, dass Krisen-Gerede oft genug nur Gerede war.

Also ich bin Optimist. Und zwar aus einem besonderen Grund. Ich glaube nicht an eine Wirtschaft, die ununterbrochen wachsen, wachsen, wachsen soll und muss und kann. Ich nehme einen Bleistiftstummel und ein Stück Papier - das ist nämlich die einfachste, sicherste Technologie - und berechne:

Wenn es wahr ist, dass eine "gesunde" Wirtschaft ein Wachstum von 3-4 Prozent jährlich braucht, so bedeutet dies in relativ wenigen Jahren eine Vervielfachung, die auch die geduldigste Umwelt nicht aushält.

Der Globus is eh brav. Gottes Schöpfung erträgt viel menschliche Blödheit. Aber zu den allergrößten Blödheiten gehört die - heute selbstverständliche - Annahme: Die menschliche Wirtschaft kann ins Endlose wachsen.

Anders gesagt: Das ständige Wirtschaftswachstum ist unser Glück. Wenig oder gar kein Wirtschaftswachstum - ist Krise, Katastrophe, Untergang. Genau das ist es, nur umgekehrt: Das ständige Wirtschaftswachstum ist der Untergang des Globus.

Wenn alle Chinesen ein Auto haben und ein Zweitauto; wenn die ganze Erde von Autobahn neben Autobahn durchzogen ist; wenn alle Traumstrände des Globus vom Tourismus versaut sind; wenn alle immer mehr unnötiges Zeug kaufen und gleich wieder wegschmeißen, um neues unnötiges Zeug zu kaufen - dann und nur dann ist der Untergang da.

Es hat schon Zeiten gegeben, gar nicht so lang ist es her, da hat man das so gesehen. Es gab schöne Reden von umweltverträglichem Wachstum oder gar Nullwachstum zwecks Erhaltung des Globus.

Jetzt herrscht nur noch das Wachstum in den Hirnen und die zugehörige Hysterie und Panik, wenn das Wachstum nicht genug wächst.

Eng und kümmerlich ist unser Horizont geworden. Ein Wachstum der Hirne, so dass sie begreifen, dass ewiges Wachstum eine Illusion ist - findet nicht statt.

Die Menschen sind blöd und bös. Aber nicht alle Menschen die ganze Zeit. Eine Erneuerung des jetzt so furchtbar einseitig und ausweglosen Wirtschaftsdenkens - tut Not und wird kommen.


gefunden bei:
DDr. Günther Nenning, 16.7.2001



FranzS:

up, weil's erst so wenige gelesen haben o.T.

 
17.07.01 14:37
chiste:

TELES MORGEN CA. 50% STEIGT o.T.

 
17.07.01 14:39
chiste:

STRONG BUY LETSBUYIT; OTI; TELES;ADVANCED MEDIEN o.T.

 
17.07.01 14:45
FranzS:

@chiste

 
17.07.01 14:48
Was soll der Blödsinn??? Hast du dich im Thread geirrt???

Grüße
Franz
Gordon_Gekko:

ID Status 'chiste': keine Neupostings! wirklich??? o.T.

 
17.07.01 15:59
fosca:

@FranzS

 
17.07.01 16:06
Wirklich guter "Artikel".
borgling:

Ist doch klar. chiste kann keinen neuen Thread

 
17.07.01 16:09
anfangen, also muß der Müll sonstwo abgeladen werden.

Gruß

Ansonsten schließe ich mich fosca an.
FranzS:

@fosca

 
18.07.01 07:53
Der Mann hat die derzeitige Situation wirklich exakt auf den Punkt gebracht. Die Menschheit kennt leider weder Maß, noch Ziel. Es muß sich immer alles ändern, damit alles so bleibt wie es ist.

Guten Morgen
Franz
Prosecco:

Grundsätzlich hast du brecht aber......

 
18.07.01 08:09
ohne Wachstum geth der Wirtschaft mittel bis langfristig die Energie aus. Denn eines muss man sich vor Augen halten: Die Steigerung von Produktivität zieht, resp. verlangt automatisch entsprechendes Wachstum, sollte das ausbleiben, resp. hinter der Steigerung der Produktivität zurück beleiben, bleibt als Resultat die Produktion auf Halde. Und was das bedeutet können wir z.Zeit Hautnah miterleben.


Gr. Prosecco
Prosecco:

Grundsätzlich hast du recht aber......

 
18.07.01 08:10
ohne Wachstum geht der Wirtschaft mittel bis langfristig die Energie aus. Denn eines muss man sich vor Augen halten: Die Steigerung von Produktivität zieht, resp. verlangt automatisch entsprechendes Wachstum, sollte das ausbleiben, resp. hinter der Steigerung der Produktivität zurück beleiben, bleibt als Resultat die Produktion auf Halde. Und was das bedeutet können wir z.Zeit Hautnah miterleben.


Gr. Prosecco
zombi17:

@ FranzS

 
18.07.01 08:16
Ich finde den Artikel sehr gut , mit das Beste was ich hier in letzter Zeit gelesen habe.
Gruß Zombi
hjw2:

Eigentlich wissen es alle, unangenehm ist daran

 
18.07.01 08:23
erinnert zu werden......*g*
FranzS:

@prosecco

 
18.07.01 08:36
Grundsätzlich hast auch du mit deinen Aussagen recht, aber......

unsere Erde, respektive unsere Umwelt, verträgt einfach kein "unbeschränktes" Wachstum. Die Ressourcen müssen in einem ersten Schritt der Natur entzogen werden, um dann in einem zweiten Schritt veredelt zu werden. Und das ist halt nur in gewissen Bandbreiten möglich. Ob das nun fossile Brennstoffe oder regenerierbare Materialien sind, tut hier nichts zur Sache. Die Ressourcen sind nun mal beschränkt.

Was hingegen grenzenlos wachsen könnte, ist unsere "geistige Entwicklung", aber dagegen wehren wir uns verzweifelt und das leider ziemlich erfolgreich!

Grüße
Franz
FranzS:

Bush & Co = Climate Disaster

 
18.07.01 09:04
Prosecco:

Schlussendlich bleibt es eine Gratwanderung...... o.T.

 
18.07.01 09:52
fosca:

@FranzS

 
19.07.01 14:20
Ich habe hier selten so gute Beitraege lesen duerfen.
Wahrscheinlich ist wirklich die geistige Entwicklung das Kernproblem.
Wie koennte man sonst Geld ( Papier dessen Wert eigentlich nichts anderes als geleistete Arbeitskraft und Vertrauen wiederspiegelt ) eine solch zentrale Rolle zuweisen, so dass selbst das Ueberleben der Menschheit uninteressant wird.
Da wo die geistige Entwicklung fehlt, findet man das Vertrauen. Das Vertrauen in die "Menschheit", all die selbst erschaffenen Probleme zu bewaeltigen. Das Vertrauen in die "Anderen".
Nur wer sind die "Anderen"?
boomer:

Sorry, kleine Anmerkung zum Thema:

 
19.07.01 14:42
Ihr sprecht hier immer von "quantitativem" Wirtschaftswachstum, aber

es gibt auch "q u a l i t a t i v e s" Wirtschaftswachstum, das das BIP und die Beschäftigung erhöht, z.B.

- Investitionen in den Umweltschutz usw. oder

- Dienstleistungen fast aller Art.

Fazit: Unter der Annahme "qualitatives" Wirtschaftswachstum ist die Forderung nach Wachstum beschäftigungs- und wohlstandsfördernd.

Also kein Widerspruch!

MfG
FranzS:

@boomer

 
19.07.01 15:03
Kann dir uneingeschränkt zustimmen! Investitionen in den Umweltschutz und/oder in alternative Energiequellen (Wind, Solar, usw.) sowie in Dienstleistungen aller Art erhöhen auf der einen Seite das BIP und auf der anderen Seite unseren Lebensstandard.
Aber leider ist es derzeit einfach lukrativer, Waffen zu produzieren und diese an jene zu verkaufen, die außer diesen Mordwerkzeugen nämlich gar nichts besitzen (siehe Afrika).

Grüsse
Franz
boomer:

nö Franz, bei uns ist der Anteil am BIP in der

 
19.07.01 15:08
Hinsicht äußerst gering.

Größter Waffenexporteur ist immer noch Rußland und China

MfG
FranzS:

@boomer

 
19.07.01 15:12
Du hast die USA, Frankreich, England und Canada vergessen!!!

Grüße
Franz
fosca:

@boomer

 
19.07.01 16:26
Qualitatives Wachstum bedeutet eine Hinwendung zur Wohlstandsgesellschaft. Der Begriff Wohlstand bzw. Lebensqualitaet wird dabei allerdings neu definiert. Wohlstand bzw. Lebensqualitaet beinhaltet vor allem anderen physische und psychische Gesundheit. Man auch den altmodischen Begriff Glueck bemuehen. Glueck zu haben bzw. gluecklich zu sein bedeutet mehr als Konsum materieller Gueter - dies ist gewissermaßen sein passiver oekonomischer Anteil. Glueck bedeutet neben der Befriedigung biologischer Grundbeduerfnisse und neben physischer Gesundheit vor allem
Selbstverwirklichung im sozialen und geistigen Bereich sowie in produktiver (aktiver) oekonomischer Hinsicht.
Letzteres heißt, daß der Mensch sinnvoll zum eigenen und gesellschaftlichen Lebensunterhalt beitragen moechte
(sinnvolle Arbeit verrichten). Selbstverwirklichung im sozialen Bereich liegt vor, wenn das Individuum mit
seinen zwischenmenschlichen Beziehungen zufrieden ist. Im geistigen Bereich bedeutet sie so viel wie im Einklang leben mit den eigenen moralischen und kulturellen Werthaltungen. All dies sind, oekonomisch betrachtet, Gueter, jedoch immaterielle, d.h. solche, die keinen Marktwert haben. Man muesste versuchen, die gesellschaftlichen Bedingungen so zu setzen, daß moeglichst alle Menschen eine von ihnen als sinnvoll erkannte, innerlich befriedigende Arbeit ausfuehren koennen sich in geistiger, kultureller Hinsicht optimal entfalten koennen und in harmonischen, befriedigenden Sozialbeziehungen leben  
Gleichzeitig ist der gesellschaftliche Rahmen menschlichen Lebens so zu formen, dass physische Gesundheit aller Individuen moeglichst umfassend gewaehrleistet werden kann
die biologischen Grundbeduerfnisse (insbesondere Hunger, Durst und Schutz vor schädlichen Klimaeinfluessen) aller befriedigt werden und schließlich alle Menschen angstfrei leben koennen.
Hoert sich das nach dem System an, in dem Du lebst?
Um quantitatives Wachstum durchzusetzen bedarf es einer geistigen Reifung und der Durchsetzung Entwicklung eines auf dieser Reifung bestehenden Systems. Imperialismus basiert auf qauntitativen Wachstum und wird somit auch nicht das letzte System sein. Leider werden wir den Untergang aus oekologischer Sicht kaum noch erleben duerfen
boomer:

Ein Denkfehler dabei, fosca, der egoistische

 
19.07.01 16:37
Mensch.

Auch der Kommunismus und der Sozialismus sind daran gescheitert, verständlich!

Sorry, träum weiter!

"In unserer Zukunftsgesellschaft  ......."

members.tripod.de/guerilla/kommunismus/manifest.html

MfG
fosca:

Du bist der Traeumer boomer,

 
19.07.01 21:05
denn schliesslich sprichst Du von qualitativen Wachstum in diesem System und das existiert nicht und kann es nicht geben!
boomer:

Hi fosca, mein Junge, komm mit facts! thxs o.T.

 
19.07.01 21:15
FranzS:

@fosca

 
20.07.01 08:48
Ich habe erst heute so richtig deinen Beitrag registiert. Gefällt mir sehr gut, was du hier angeführt hast.

Grüsse
Franz

Wahrscheinlich ist wirklich die geistige Entwicklung das Kernproblem.
Wie koennte man sonst Geld ( Papier dessen Wert eigentlich nichts anderes als geleistete Arbeitskraft und Vertrauen wiederspiegelt ) eine solch zentrale Rolle zuweisen, so dass selbst das Ueberleben der Menschheit uninteressant wird.
Da wo die geistige Entwicklung fehlt, findet man das Vertrauen. Das Vertrauen in die "Menschheit", all die selbst erschaffenen Probleme zu bewaeltigen. Das Vertrauen in die "Anderen". Nur wer sind die "Anderen"?  
tDON:

und die Inflation ??? Vergessen?

 
20.07.01 09:09
Noch ne Rechnung,

2% Wachstum und 3% Inflation gibt Minus
FranzS:

@tdon

 
20.07.01 09:25
Deine Rechnung geht leider nicht auf. Es ist doch ein bißchen komplizierter als du es hier darstellen willst.

Diskutieren können wir über Wirtschaftswachstum und Inflation, über Nominal- und Realeinkommen, über Arbeitslosigkeit und offene Stellen, über Exporte und Importe, über Währung und Wechselkurse, über Schuldenberg und Börsencrash, über Gewinn und Investitionen, über Umsatz und Rentabilität, über Markt und Wettbewerb, über Kapital und Kredit, über Aktienkurse und Zinsen, über Tarifverhandlungen mit Streik und Aussperrung, über Lohnforderungen und Arbeitsverkürzung, über Rationalisierung und Automation, über Steuern und Abgaben, über Subventionen und Wirtschaftskriminalität, über Umweltskandale und Wirtschaftskonzentration, über Europäische Annäherung und Globalisierung
- kurzum dazu bräuchten wir mehr Platz auf Ariva, aber der ist leider nicht vorhanden und ich glaube kaum, dass sich viele auf eine derartige Diskussion einlassen würden.

Grüße
Franz
boomer:

Hi Franz, ein Vorschlag zur Güte:

 
20.07.01 09:34
Immatrikuliere Dich in VWL an der Uni. Nach ca. 5 Jahren mit Diplom bist Du ein wenig schlauer.

MfG
FranzS:

@boomer

 
20.07.01 09:36
Leider kommst du mit deinem Vorschlag ein bißchen zu spät. Ich habe mein Studium schon vor 8 Jahren abgeschlossen!!!

Grüße
Franz
fosca:

@boomer

 
20.07.01 13:17
Soll die Anspielung an FranzS bedeuten, dass Du schlauer bist, weil Du ein Stueck Papier von einer Uni besitzt?
Wenn ja, befindet sich Dein Wissen lediglich auf Deinem Papier und in Deinem Kopf existiert allenfalls eine Information, wo Du Dein Wissen finden kannst.


FranzS:

Habe mir heute nochmals den Artikel von

 
27.01.03 15:24
Günther Nenning durchgelesen. Wirtschaftswachstum als Kriegstreiber???

Grüsse
FranzS
mikelandau:

@FranzS

 
27.01.03 15:29
naja, wenn du Günther Nenning liest...bei dem kann ja nichts anderes rauskommen!
FranzS:

@mikelandau

 
27.01.03 15:39
Was sollte deiner Meinung nach rauskommen???
carlone:

@alle

 
27.01.03 16:10
erst wenn der letzte ... baum gefällt, meer verdreckt, luft vergiftet, atommüll strahlt, arten ausgerottet, sozialer wahnsinn blüht, jeder in seiner privatfestung haust - werden wir erkennen, dass man geld nicht fressen kann.
nenning hat recht mit seinem artikel, nur wie man den teufelskreis wieder durchbrechen kann, das weiss auch er nicht.  
FranzS:

Die Lösung heißt

 
28.01.03 08:19
BESCHEIDENHEIT und LEBEN MIT DER NATUR in der Art, wie es Jean-Jacques gemeint haben könnte!!!

Guten Morgen
Franz

Rousseau, Jean-Jacques (1712-1778), französisch-schweizerischer Philosoph und Schriftsteller. Er war eine der zentralen Gestalten der Aufklärung.

Rousseau wurde am 18. Juni 1712 in Genf geboren und als Halbwaise von Verwandten aufgezogen. Dort verlebte er eine unglückliche Kindheit. Später wurde er Sekretär und Gefährte von Madame Louise de Warens (d. i. Louise Éléonore de la Tour du Phil, 1700-1762), einer wohlhabenden, zum Katholizismus konvertierten Calvinistin, die als mütterliche Freundin und Geliebte auf Rousseaus Leben und Schreiben einen großen Einfluss ausübte und ihn veranlasste, ebenfalls zum katholischen Glauben überzutreten. In diese Zeit fällt auch Rousseaus Entscheidung, Schriftsteller und Musiker zu werden. 1742 zog er nach Paris, wo er seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer und als Kopist von Partituren bestritt. Zeitweise war er zudem als Gesandschaftssekretär in Venedig. In Paris lernte Rousseau den französischen Philosophen Denis Diderot kennen, der ihn beauftragte, als einer der Enzyklopädisten musiktheoretische Beiträge für die französische Encyclopédie zu schreiben (siehe Enzyklopädie). Auch lebte er zusammen mit Thérèse Levasseur in freier Ehe (1768 legalisiert) und ließ die fünf Kinder, die aus der Beziehung hervorgingen, im Waisenhaus aufziehen. 1756 verließ Rousseau Paris und zog sich in die Abgeschiedenheit von Montmorency zurück, wo er seine romantische Erzählung Julie ou la nouvelle Héloise (1761, Julie oder die neue Heloise) schrieb. Durch seinen einflussreichen Erziehungsroman Émile ou de l’éducation (1762, Emil, oder über die Erziehung) geriet Rousseau in Konflikt mit der französischen und schweizerischen Obrigkeit, woraufhin er 1762 zunächst nach Preußen und – auf Einladung von David Hume – nach England floh. Während seines Englandaufenthalts begann er ein Manuskript über Botanik mit dem Titel La Botanique (1802). 1768 kehrte Rousseau unter dem Decknamen Renou nach Frankreich zurück und vollendete 1770 sein autobiographisches Werk Confessiones (1761-1770, Bekenntnisse), in dem er sein Leben darstellte und deutete. 1752 wurde sein Singspiel Le Devin du village (Der Dorfwahrsager) uraufgeführt. Rousseau starb am 2. Juli 1778 in Ermenonville (Frankreich).

               2.      PHILOSOPHISCHE SCHRIFTEN  
1750 gewann Rousseau den Preis der Akademie von Dijon für seinen Discours sur les sciences et les arts (1750). In seinem Discours sur l’origine et les fondements de l’inégalité parmi les hommes (1755, Über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen) stellt er die Entwicklungen von einer glücklichen Urgesellschaft bis zur Rechtsungleichheit in der modernen spezialisierten Gesellschaft dar und beschreibt dort das Wesen des Menschen als von Natur aus gut und erst durch die Zivilisation verdorben (siehe Naturalismus). Damit soll an ursprüngliche Werte wie menschliche Freiheit und Unschuld gemahnt, keineswegs aber ein „Zurück zur Natur” gefordert werden. In seiner berühmten politischen Abhandlung Du contrat social ou principes du droit politique (1762, Der gesellschaftliche Vertrag oder die Grundregeln des allgemeinen Staatsrechts) vertrat er die Theorie, dass der Staat als politische Organisation auf dem Gesellschaftsvertrag (Contrat social) beruht, der von Bürgern freiwillig eingegangen wurde. Seine Verteidigung des Gemeinwillens (Volonté générale) gegenüber dem absolutistischen Staat, bildete die theoretischen Grundlagen der Französischen Revolution.

               3.      WIRKUNG  
Obwohl Rousseau als Repräsentant der Aufklärung für individuelle Freiheit und gegen den Absolutismus von Kirche und Staat eintrat, sahen einige Historiker in seiner Auffassung vom Staat als der Verkörperung des abstrakten Gemeinwillens und seiner Forderung nach striktem Einhalten politischer und religiöser Konformität den Ursprung totalitärer Ideologien. Rousseaus Erziehungstheorie führte zu der Herausbildung toleranterer und psychologisch orientierter Methoden der Kindererziehung und beeinflusste Pädagogen wie Friedrich Fröbel und Johann Heinrich Pestalozzi zu ihren Konzepten moderner Erziehung. Rousseaus emotional-subjektiver Ansatz, der in seinen Romanen Die neue Heloise und Bekenntnisse zum Ausdruck kommt, wirkte nicht nur auf die französische Literatur der Romantik und prägte das Denken von Schriftstellern wie J. G. von Herder, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller. Die politischen Theorien des Philosophen wirkten insbesondere auf Immanuel Kant. Durch seine Betonung der Willensfreiheit sowie die Ablehnung der Erbsünde übte er großen Einfluss sowohl auf die Psychoanalyse als auch auf die Existenzphilosophie des 20. Jahrhunderts, namentlich auf den Existentialismus, aus. Rousseaus Werk mit seiner leidenschaftlichen Verteidigung der Vernunft und der individuellen Rechte steht zwischen der Aufklärung des 18. Jahrhunderts und der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts, die dem rationalen Denken der vorangegangenen Epoche eine starke subjektive Erfahrung gegenüberstellt. [1]

carlone:

@franzs

 
31.01.03 10:02
diese lösung hätte vielleicht noch im 18.jhdt. gezogen, aber wenn man das heute a la rousseau durchziehen wollte, würden 3/4 der weltbevölkerung verhungern ...  
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