@teebeutel: genau aus diesem Grund denke ich, dass ein indirektes Investment in Vorwerk via MBB momentan schlauer ist als ein direktes Investment in die Aktie.
Du hast recht, dass das bei Aumann auch so war -- wohl nicht zuletzt daher, weil die direkten Investoren optimistischer bezüglich der Werthaltigkeit der Aumann Aktie waren als die MBB Aktionäre, die das ganze etwas skeptisch beäugten und in der SOTP Bewertung nicht bereit waren, den Börsenwert von Aumann anzurechnen. Nachdem Aumann dann gefallen ist, hat sich dieses Gap entsprechend wieder geschlossen.
Nun ist die spannende Frage: wiederholt sich dieses Szenario oder eben nicht? Bei Aumann war damals das Problem, dass die Aktie angepriesen wurde als ein Gewinner der E-Mobility Wende, obwohl tatsächlich nur ein kleiner Teil der Umsätze aus diesem Bereich kam. Der weitaus größere Teil kam aus der "alten" MBB Fertigungstechnik, welche direkt am Verbrenner hing und daher in Wahrheit ein Verlierer der E-Mobility Wende war.
Bei Vorwerk besteht ebenfalls ein gewisses Risiko in dieser Hinsicht: Denn momentan macht der Bereich Gas noch mehr als 2/3 der Umsätze aus, während die potenziellen Gewinner der Energiewende (die Bereiche Energie und Wasserstoff) nur rund 20% ausmachen. Auch hier hat MBB das Paket aus Altgeschäft (Gas) und Zukunftsgeschäft (Energie und Wasserstoff) wieder sehr geschickt verpackt und ein KGV auf das Gesamtpaket erzielt, als wäre der neue Bereich bereits deutlich größer.
Nun muss man zugute halten, dass der Bereich Gas bei Vorwerk nicht so eine gigantische Leiche im Keller ist wie die MBB Fertigungstechnik es war, die damals im Prinzip bereits wertlos war, aber noch die Umsätze generierte, auf die dann die hohen KUVs für Aumann angelegt wurden. Vielmehr ist der Gasbereich ein momentan sehr profitables Geschäft.
Natürlich kann man sich fragen: Warum verkaufen die Vorbesitzer sowohl von Vorwerk als auch von Bohlen & Doyen ihre Läden jeweils spürbar unter Buchwert an MBB? Ich weiß nicht mehr das genaue Multiple, das der Börsengang erzielt hat. Aber es müsste sowas gewesen sein wie eine Vervierzigfachung des Kaufspreises in zwei Jahren. Und wenn ich jetzt bei Vorwerk lese, dass es "Projektverschiebungen" und "schlechtes Wetter" gegeben hat direkt nach dem Börsengang, dann fange ich schonmal an, die Stirn zu runzeln über die angeblich "vielen Jahre" zweistelliger Wachstumsraten, die prognostiziert wurden.
Andererseits ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass Vorwerk derzeit eine Cashmaschine ist und in einem interessanten Markt agiert. Meine persönliche Sicht auf die Aktie ist folgende: Ich denke einiges könnte davon abhängen, wie die Bundestagswahl ausgeht. Die CDU will laut Wahlprogramm den Gasausbau massiv forcieren. Das ist konsistent mit dem aktuellen Netzausbauplan, der bei einer Wahl der CDU vermutlich noch schneller vorankäme. In diesem Szenario sollte Vorwerks Gasgeschäft keine Leiche im Keller sein wie die MBB Fertigungstechnik bei Aumann. Vielmehr stünden dann vermutlich viele Jahre guten Geschäfts auch in diesem Altbereich an, bis die Bereich Energie und Wasserstoff groß genug sind um das Wachstum der Gruppe alleine zu tragen.
Wenn andererseits die Grünen eine prominente Rolle in der Regierung spielen sollten, kann das für Vorwerk durchaus problematisch werden. Denn laut Wahlprogramm wollen die Grünen alles andere als Gas ausbauen! Denn wie wir wissen ist auch Gas ja ein fossiler Energieträger und verschmutzt daher (wenn auch nicht so stark wie Kohle). Daher wollen echte Verfechter von Nachhaltigkeit und Net Zero Emissionen von Gas nichts wissen und würden es am liebsten genauso schnell aus dem Energiemix verschwinden lassen wie Kohle. Wenn die Grünen gewählt werden, wird dieses Thema auf den Tisch kommen (siehe Interviews ihrer energiepolitischen Sprecherin). Und das dürfte den Ausbau von Gas spürbar hemmen in Deutschland -- selbst wenn es mit Wasserstoff als Beigabe oder Umwandlungsmöglichkeiten in Wasserstoff für die Zukunft aufgehübscht wird.
Nun muss man Vorwerk aber auch zugute halten, dass die Ideen der Grünen in Deutschland so -- zumindest in meinen Augen -- nicht realistisch durchführbar sind. Denn Solar und Wind brauchen für den Spitzenausgleich eine starke Komplementärtechnologie, die bei Bedarf die Lücken füllen kann. Kohle soll das bei uns nicht mehr sein wegen der CO2 Emissionen. In anderen Ländern ist es oft Atom. Aber das wird es bei uns aus ideologischen Gründen auch nicht sein können. Und dann ist man effektiv auch mit dem Latein schon am Ende, was die Alternative zu Gas, Kohle und Atom sein sollte. Die Grünen schreiben zwar viel von Energiespeichern und Wasserstoff in ihrem Wahlprogramm. Tatsächlich sind aber beide Technologien noch nicht annähernd bereit um Kohle, Erdgas und Atom ersetzen zu können.
Sprich: Vermutlich wird der Gasnetzausbau in Deutschland kommen, ganz egal was die Grünen wollen. Wenn man wegen der CO2 Emissionen kein Gas will, hätte man halt nicht so brachial aus Atom aussteigen dürfen. Insofern dürfte da für Vorwerk kein totaler Einbruch im Gasbereich blühen, wie das bei Aumann mit der MBB Fertigungstechnik der Fall war. Ein gewisses Risiko stellt die Politik aber ganz klar dar. Denn die Grünen werden, wenn sie an die Regierung kommen sollten, den Ausbau versuchen zu behindern wo es nur geht. Und ein bisschen geht das sicher, denn kurzfristig kann man den fehlenden Lastenausgleich ja auch teuer aus Polen, Tschechien oder Frankreich einkaufen (dort übrigens aus Kohle und Atom).
Kurzum: der Umstand, dass Gas wirklich alles andere als eine "nachhaltige" Technologie ist, heißt im Umkehrschluss auch, dass Vorwerk nicht nur ein Gewinner der Energiewende sein kann, sondern durchaus auch gewisse Risiken mit sich trägt. Vorwerk hat Glück, dass Deutschland den Atomausstieg so hastig durchgeprügelt hat, so dass man jetzt eben auf verschmutzende Technologien wie Gas angewiesen ist, das immerhin deutlich weniger emittiert als Kohle. Aus diesem Grund klammert sich Deutschland ja auch so sehr an Nordstream 2, obwohl das politisch ein fatales Projekt ist. Man hat schlicht keine guten Alternativen zu Gas, nachdem der Ausstieg aus Kohle und Atom besiegelt wurde.
Wenn die CDU weiterhin den Bundeskanzler stellen sollte, dürfte das so weiter gehen und es könnte zu einer Beschleunigung des Ausbaus des Gasnetzwerkes kommen, um dadurch den immer stärkeren Rückbau von Atom und Kohle in Deutschland auszugleichen. Man wird dann in der Regierungserklärung sicher die richtigen Worte finden ("starker Beitrag zur Emissionsreduktion") und das ganze mit einer grünen Option auf spätere Umwandlungsmöglichkeit in Wasserstoff garnieren. Natürlich ist das PR Greenwashing. Aber wenn es so kommt, dann dürfte Vorwerk in Zukunft aus allen Rohren feuern. Dann wäre hier sicher auch ein sportliches KGV angemessen (zumal man ja auch noch spürbar Net Cash hat, das man in Übernahmen im Wasserstoffbereich stecken dürfte, wo möglicherweise das Wachstum ab 2030 steckt).
Wenn hingegen die Grünen die Energiepolitik nach der Bundestagswahl bestimmen sollten, wäre das sicher ein spürbares Risiko für die Technologie Gas und somit auch für das Unternehmen Vorwerk. Ganz aufhalten werden die Grünen es nicht können -- dafür sind Batterie-Speichertechniken und Wasserstoff einfach nicht annähernd technologisch bereit momentan. Aber ein Risiko ist es in meinen Augen für das Unternehmen dennoch. Daher halte ich den Weg in Vorwerk via MBB momentan sowohl vom Ertrag her attraktiver als auch vom Risiko geringer.
P.S.: Falls hier jemand zu diesen Fragen eine andere Meinung haben sollte, fände ich es interessant, das zu hören. Ich auch kein Experte, was das Thema angeht, sondern beschäftige mich damit hier primär wegen meines Investments in MBB.
Du hast recht, dass das bei Aumann auch so war -- wohl nicht zuletzt daher, weil die direkten Investoren optimistischer bezüglich der Werthaltigkeit der Aumann Aktie waren als die MBB Aktionäre, die das ganze etwas skeptisch beäugten und in der SOTP Bewertung nicht bereit waren, den Börsenwert von Aumann anzurechnen. Nachdem Aumann dann gefallen ist, hat sich dieses Gap entsprechend wieder geschlossen.
Nun ist die spannende Frage: wiederholt sich dieses Szenario oder eben nicht? Bei Aumann war damals das Problem, dass die Aktie angepriesen wurde als ein Gewinner der E-Mobility Wende, obwohl tatsächlich nur ein kleiner Teil der Umsätze aus diesem Bereich kam. Der weitaus größere Teil kam aus der "alten" MBB Fertigungstechnik, welche direkt am Verbrenner hing und daher in Wahrheit ein Verlierer der E-Mobility Wende war.
Bei Vorwerk besteht ebenfalls ein gewisses Risiko in dieser Hinsicht: Denn momentan macht der Bereich Gas noch mehr als 2/3 der Umsätze aus, während die potenziellen Gewinner der Energiewende (die Bereiche Energie und Wasserstoff) nur rund 20% ausmachen. Auch hier hat MBB das Paket aus Altgeschäft (Gas) und Zukunftsgeschäft (Energie und Wasserstoff) wieder sehr geschickt verpackt und ein KGV auf das Gesamtpaket erzielt, als wäre der neue Bereich bereits deutlich größer.
Nun muss man zugute halten, dass der Bereich Gas bei Vorwerk nicht so eine gigantische Leiche im Keller ist wie die MBB Fertigungstechnik es war, die damals im Prinzip bereits wertlos war, aber noch die Umsätze generierte, auf die dann die hohen KUVs für Aumann angelegt wurden. Vielmehr ist der Gasbereich ein momentan sehr profitables Geschäft.
Natürlich kann man sich fragen: Warum verkaufen die Vorbesitzer sowohl von Vorwerk als auch von Bohlen & Doyen ihre Läden jeweils spürbar unter Buchwert an MBB? Ich weiß nicht mehr das genaue Multiple, das der Börsengang erzielt hat. Aber es müsste sowas gewesen sein wie eine Vervierzigfachung des Kaufspreises in zwei Jahren. Und wenn ich jetzt bei Vorwerk lese, dass es "Projektverschiebungen" und "schlechtes Wetter" gegeben hat direkt nach dem Börsengang, dann fange ich schonmal an, die Stirn zu runzeln über die angeblich "vielen Jahre" zweistelliger Wachstumsraten, die prognostiziert wurden.
Andererseits ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass Vorwerk derzeit eine Cashmaschine ist und in einem interessanten Markt agiert. Meine persönliche Sicht auf die Aktie ist folgende: Ich denke einiges könnte davon abhängen, wie die Bundestagswahl ausgeht. Die CDU will laut Wahlprogramm den Gasausbau massiv forcieren. Das ist konsistent mit dem aktuellen Netzausbauplan, der bei einer Wahl der CDU vermutlich noch schneller vorankäme. In diesem Szenario sollte Vorwerks Gasgeschäft keine Leiche im Keller sein wie die MBB Fertigungstechnik bei Aumann. Vielmehr stünden dann vermutlich viele Jahre guten Geschäfts auch in diesem Altbereich an, bis die Bereich Energie und Wasserstoff groß genug sind um das Wachstum der Gruppe alleine zu tragen.
Wenn andererseits die Grünen eine prominente Rolle in der Regierung spielen sollten, kann das für Vorwerk durchaus problematisch werden. Denn laut Wahlprogramm wollen die Grünen alles andere als Gas ausbauen! Denn wie wir wissen ist auch Gas ja ein fossiler Energieträger und verschmutzt daher (wenn auch nicht so stark wie Kohle). Daher wollen echte Verfechter von Nachhaltigkeit und Net Zero Emissionen von Gas nichts wissen und würden es am liebsten genauso schnell aus dem Energiemix verschwinden lassen wie Kohle. Wenn die Grünen gewählt werden, wird dieses Thema auf den Tisch kommen (siehe Interviews ihrer energiepolitischen Sprecherin). Und das dürfte den Ausbau von Gas spürbar hemmen in Deutschland -- selbst wenn es mit Wasserstoff als Beigabe oder Umwandlungsmöglichkeiten in Wasserstoff für die Zukunft aufgehübscht wird.
Nun muss man Vorwerk aber auch zugute halten, dass die Ideen der Grünen in Deutschland so -- zumindest in meinen Augen -- nicht realistisch durchführbar sind. Denn Solar und Wind brauchen für den Spitzenausgleich eine starke Komplementärtechnologie, die bei Bedarf die Lücken füllen kann. Kohle soll das bei uns nicht mehr sein wegen der CO2 Emissionen. In anderen Ländern ist es oft Atom. Aber das wird es bei uns aus ideologischen Gründen auch nicht sein können. Und dann ist man effektiv auch mit dem Latein schon am Ende, was die Alternative zu Gas, Kohle und Atom sein sollte. Die Grünen schreiben zwar viel von Energiespeichern und Wasserstoff in ihrem Wahlprogramm. Tatsächlich sind aber beide Technologien noch nicht annähernd bereit um Kohle, Erdgas und Atom ersetzen zu können.
Sprich: Vermutlich wird der Gasnetzausbau in Deutschland kommen, ganz egal was die Grünen wollen. Wenn man wegen der CO2 Emissionen kein Gas will, hätte man halt nicht so brachial aus Atom aussteigen dürfen. Insofern dürfte da für Vorwerk kein totaler Einbruch im Gasbereich blühen, wie das bei Aumann mit der MBB Fertigungstechnik der Fall war. Ein gewisses Risiko stellt die Politik aber ganz klar dar. Denn die Grünen werden, wenn sie an die Regierung kommen sollten, den Ausbau versuchen zu behindern wo es nur geht. Und ein bisschen geht das sicher, denn kurzfristig kann man den fehlenden Lastenausgleich ja auch teuer aus Polen, Tschechien oder Frankreich einkaufen (dort übrigens aus Kohle und Atom).
Kurzum: der Umstand, dass Gas wirklich alles andere als eine "nachhaltige" Technologie ist, heißt im Umkehrschluss auch, dass Vorwerk nicht nur ein Gewinner der Energiewende sein kann, sondern durchaus auch gewisse Risiken mit sich trägt. Vorwerk hat Glück, dass Deutschland den Atomausstieg so hastig durchgeprügelt hat, so dass man jetzt eben auf verschmutzende Technologien wie Gas angewiesen ist, das immerhin deutlich weniger emittiert als Kohle. Aus diesem Grund klammert sich Deutschland ja auch so sehr an Nordstream 2, obwohl das politisch ein fatales Projekt ist. Man hat schlicht keine guten Alternativen zu Gas, nachdem der Ausstieg aus Kohle und Atom besiegelt wurde.
Wenn die CDU weiterhin den Bundeskanzler stellen sollte, dürfte das so weiter gehen und es könnte zu einer Beschleunigung des Ausbaus des Gasnetzwerkes kommen, um dadurch den immer stärkeren Rückbau von Atom und Kohle in Deutschland auszugleichen. Man wird dann in der Regierungserklärung sicher die richtigen Worte finden ("starker Beitrag zur Emissionsreduktion") und das ganze mit einer grünen Option auf spätere Umwandlungsmöglichkeit in Wasserstoff garnieren. Natürlich ist das PR Greenwashing. Aber wenn es so kommt, dann dürfte Vorwerk in Zukunft aus allen Rohren feuern. Dann wäre hier sicher auch ein sportliches KGV angemessen (zumal man ja auch noch spürbar Net Cash hat, das man in Übernahmen im Wasserstoffbereich stecken dürfte, wo möglicherweise das Wachstum ab 2030 steckt).
Wenn hingegen die Grünen die Energiepolitik nach der Bundestagswahl bestimmen sollten, wäre das sicher ein spürbares Risiko für die Technologie Gas und somit auch für das Unternehmen Vorwerk. Ganz aufhalten werden die Grünen es nicht können -- dafür sind Batterie-Speichertechniken und Wasserstoff einfach nicht annähernd technologisch bereit momentan. Aber ein Risiko ist es in meinen Augen für das Unternehmen dennoch. Daher halte ich den Weg in Vorwerk via MBB momentan sowohl vom Ertrag her attraktiver als auch vom Risiko geringer.
P.S.: Falls hier jemand zu diesen Fragen eine andere Meinung haben sollte, fände ich es interessant, das zu hören. Ich auch kein Experte, was das Thema angeht, sondern beschäftige mich damit hier primär wegen meines Investments in MBB.