Überzogene Euphorie bei EM.TV
Die Euphorie bei EM.TV ist zurückgekehrt, Anleger stürzen sich wieder mit Begeisterung auf das Papier des ehemaligen Börsenlieblings. Doch die Kursverdopplung innerhalb von nur zwei Tagen ist vollständig übertrieben, denn das angeschlagenen Medienunternehmen ist noch lange nicht über den Berg.
Positiv ist sicherlich, dass der bisherige Vorstandschef Thomas Haffa seinen Posten abgibt. Mit drastisch verfehlten Prognosen und Insiderverkäufen hatte die frühere Gallionsfigur des Neuen Marktes das Vertrauen in sein Unternehmen verspielt und die Anleger verprellt. Zudem hatte Haffa die Kosten nicht im Griff, überzogene Expansionspläne brachten EM.TV an den Rande des Ruins.
Die Kursexplosion der vergangenen Tage suggeriert jedoch, dass der neue Firmenchef Werner E. Kladden das Ruder schnell herumreißen kann. Doch der bisherige Spiegel-Manager ist mit einer Reihe von Problemen konfrontiert.
Aus dem einst hochprofitablen Anbieter von Kinder- und Jugendprogrammen ist ein kaum durchschaubares Konglomerat an Beteiligungen geworden. Zudem drückt ein riesiger Schuldenberg auf die Ergebnisse. Wie aus dem am Donnerstag vorgelegten Bericht zum ersten Quartal hervorgeht belaufen sich die Verbindlichkeiten des Gesamtkonzerns auf 7,6 (!) Milliarden Mark. Zwar soll der Schuldenstand durch den Verkauf von Beteiligungen abgebaut werden, doch drohen dabei weitere hohe Sonderabschreibungen. Immerhin stehen in der Bilanz (Stichtag 31.03.) 7,5 Milliarden Mark an immateriellen Vermögensgegenständen.
Alleine aus dem operativen Geschäft lassen sich die Verbindlichkeiten auf keinen Fall abtragen. Bei den am Donnerstag teilweise mit Aufschlägen von mehr als 50 Prozent gefeierten Zahlen zum ersten Quartal ist dem Großteil der Investoren offenbar entgangen, dass EM.TV im operativen Geschäft tief in den roten Zahlen steckt. Nur einmalige Sondererträge hievten das EBIT in den grünen Bereich.
Dass Kladden der richtige Mann für die Bewältigung der Probleme von EM.TV muss er zudem noch beweisen. Zumindest eine Aussage erinnert stark an die Großmannsucht unter Haffa. Angeblich möchte der Neue unterbewertete Medienfirmen am Neuen Markt aufkaufen. Bevor er von weiteren Expansionspläne träumt, sollte Kladden aber erst einmal das bisherige Geschäft von EM.TV wieder auf Vordermann bringen.
Wolfgang Braun
Die Euphorie bei EM.TV ist zurückgekehrt, Anleger stürzen sich wieder mit Begeisterung auf das Papier des ehemaligen Börsenlieblings. Doch die Kursverdopplung innerhalb von nur zwei Tagen ist vollständig übertrieben, denn das angeschlagenen Medienunternehmen ist noch lange nicht über den Berg.
Positiv ist sicherlich, dass der bisherige Vorstandschef Thomas Haffa seinen Posten abgibt. Mit drastisch verfehlten Prognosen und Insiderverkäufen hatte die frühere Gallionsfigur des Neuen Marktes das Vertrauen in sein Unternehmen verspielt und die Anleger verprellt. Zudem hatte Haffa die Kosten nicht im Griff, überzogene Expansionspläne brachten EM.TV an den Rande des Ruins.
Die Kursexplosion der vergangenen Tage suggeriert jedoch, dass der neue Firmenchef Werner E. Kladden das Ruder schnell herumreißen kann. Doch der bisherige Spiegel-Manager ist mit einer Reihe von Problemen konfrontiert.
Aus dem einst hochprofitablen Anbieter von Kinder- und Jugendprogrammen ist ein kaum durchschaubares Konglomerat an Beteiligungen geworden. Zudem drückt ein riesiger Schuldenberg auf die Ergebnisse. Wie aus dem am Donnerstag vorgelegten Bericht zum ersten Quartal hervorgeht belaufen sich die Verbindlichkeiten des Gesamtkonzerns auf 7,6 (!) Milliarden Mark. Zwar soll der Schuldenstand durch den Verkauf von Beteiligungen abgebaut werden, doch drohen dabei weitere hohe Sonderabschreibungen. Immerhin stehen in der Bilanz (Stichtag 31.03.) 7,5 Milliarden Mark an immateriellen Vermögensgegenständen.
Alleine aus dem operativen Geschäft lassen sich die Verbindlichkeiten auf keinen Fall abtragen. Bei den am Donnerstag teilweise mit Aufschlägen von mehr als 50 Prozent gefeierten Zahlen zum ersten Quartal ist dem Großteil der Investoren offenbar entgangen, dass EM.TV im operativen Geschäft tief in den roten Zahlen steckt. Nur einmalige Sondererträge hievten das EBIT in den grünen Bereich.
Dass Kladden der richtige Mann für die Bewältigung der Probleme von EM.TV muss er zudem noch beweisen. Zumindest eine Aussage erinnert stark an die Großmannsucht unter Haffa. Angeblich möchte der Neue unterbewertete Medienfirmen am Neuen Markt aufkaufen. Bevor er von weiteren Expansionspläne träumt, sollte Kladden aber erst einmal das bisherige Geschäft von EM.TV wieder auf Vordermann bringen.
Wolfgang Braun