Vom Dollar nichts Gutes

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Nassie:

Vom Dollar nichts Gutes

 
08.03.03 23:25
Die Schwäche der US-Währung bringt Exportaktien unter Druck. Auch die Zinssenkung kann daran wenig ändern
Frankfurt -  „Die vierte Phase der Dollarkorrektur könnte begonnen haben", kommentiert Stephen Jen, Währungsexperte bei Morgan Stanley, den neuesten Aufschwung für den Euro. Am Freitag übersprang er endgültig die Marke von 1,10 Dollar. Nicht nur die Entwicklung um den Irak-Konflikt ist seiner Ansicht nach dafür entscheidend. Hinzu kommen die wachsenden Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite sowie die Haltung des neuen US-Finanzministers Snow. Es zeigt sich immer mehr, dass er weit weniger an einem starken Dollar interessiert ist als seine Vorgänger. Jen glaubt daher auch, dass der Dollar erst die halbe Strecke seiner Korrekturphase zurückgelegt hat. Der Höchstkurs von 1,17 Dollar je Euro, wie er bei Einführung der Gemeinschaftswährung fixiert wurde, kommt daher wieder in greifbare Nähe.


Für die europäischen Aktienmärkte verheißt das in der kommenden Woche allerdings wenig Gutes. Denn der starke Dollar bringt die Exportaktien inzwischen deutlich unter Druck. Das betrifft vor allem die Auto-Hersteller. Sie leiden zusätzlich unter dem Einbruch der Nachfrage in den USA. Inzwischen können auch günstige Zinsen und große Rabatte die amerikanischen Verbraucher kaum noch dazu bewegen, sich einen neuen Wagen zuzulegen.


Aber auch einstige Vorzeigeunternehmen wie der Maschinenbauer Aixtron geraten in Turbulenzen. Die Aachener, eines der wenigen Unternehmen am Neuen Markt mit einem erfolgreichen Geschäftsmodell, exportieren 70 bis 75 Prozent ihrer Anlagen zur Halbleiterproduktion in die USA. Im vergangenen Geschäftsjahr fuhren sie bei einem durchschnittlichen Eurokurs von 0,95 Dollar noch einen Gewinn von 15,3 Millionen Euro ein. Für 2003 rechnet Aixtron jedoch mit einem Eurokurs von 1,15 Dollar - und einem allenfalls ausgeglichenen Ergebnis.


In diesen schweren Zeiten war die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um ein Viertel Prozentpunkt nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Der wenig aggressive Schritt der EZB zeigt eine mangelnde Sorge um die Stärke des Euro", findet daher Jen. Wie die meisten Finanzexperten hatte er ein deutlicheres Signal erwartet.


Die meisten Analysten rechnen daher in Kürze mit weiteren Zinssenkungen. „Wir denken, dass es eine Chance für mindestens eine weitere Senkung um 25 Basispunkte gibt, wahrscheinlich im Mai", prophezeit Lorenzo Codogno von der Bank of America.


Wim Duisenberg selbst hatte darauf hingewiesen, dass er im Fall eines Irak-Kriegs mit kurzfristigen weiteren Zinssenkungen reagieren könnte. Nachdem inzwischen schon das Datum des 13. März für einen Beginn des Feldzuges kursiert, könnte er schon recht bald darauf zurückgreifen müssen.


Vor diesem Hintergrund spielen andere Wirtschaftsdaten in der kommenden Woche vermutlich kaum eine Rolle an den Finanzmärkten. Dabei könnten sie durchaus interessante Informationen liefern. Nach den schlechten Arbeitsmarktdaten aus den USA vom Freitag lohnt am Donnerstag ein Blick auf die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze. Dabei kann sich zeigen, ob die steigende Arbeitslosigkeit in den USA nun auch zu einer nachlassenden Kauflust der amerikanischen Konsumenten führt.


Das wäre fatal für die herbeigesehnte wirtschaftliche Erholung, denn die Verbraucher steuern 70 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA bei. Allerdings haben die Amerikaner in den vergangenen Jahren deutlich über ihre Verhältnisse gelebt. Sie haben sich verschuldet und immer weniger Geld zurückgelegt. Zusätzlich sind die Aktienvermögen geschrumpft. Die niedrigen Zinsen konnten das bislang übertünchen. Doch nun droht auch diesem Stimulationsinstrument die Luft auszugehen.


In Deutschland könnten in der kommenden Woche die Zahlen zur Industrieproduktion im Januar Beachtung finden. Sie dürften etwas positiver ausfallen als die Dezemberzahlen. Das liegt allerdings vor allem am Kalendereffekt: Im Januar gab es weniger Feier- und Brückentage. Anlass zu Optimismus wird es also auch hier nicht geben.
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