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VW-Betriebsversammlung in Wolfsburg
„Der Markt ist schlicht nicht mehr da“
Aufruhr in Wolfsburg: Während der Betriebsversammlung verteidigt die VW-Spitze mit drastischen Szenarien den Sparkurs – inklusive möglicher Werksschließungen. Betriebsratschefin Cavallo kündigt Widerstand an und spricht von einer „Bankrotterklärung“.
Die VW-Spitze hat auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg ihren verschärften Sparkurs sowie die Aufkündigung des Beschäftigungsschutzes verteidigt. „Wir haben noch ein Jahr, vielleicht zwei Jahre Zeit, das Ruder herumzureißen. Aber diese Zeit müssen wir nutzen“, sagte Konzernfinanzchef Arno Antlitz (55) vor mehr als 10.000 Beschäftigten im VW-Werk. „Wir geben in der Marke seit geraumer Zeit schon mehr Geld aus, als wir einnehmen. Das geht nicht gut auf die Dauer!“
Mit den Einsparungen wolle VW die Mittel freisetzen, die man für neue Produkte benötige. „Dafür brauchen wir jetzt Geld, um kräftig zu investieren“, sagte Markenchef Thomas Schäfer (54). „Wenn wir es jetzt schaffen, unsere Kosten nachhaltig zu reduzieren und in ein Modellfeuerwerk zu investieren, dann werden wir es sein, die die Voraussetzungen geschaffen haben, damit auch die nächsten Generationen hier in Deutschland für Volkswagen arbeiten können.“
[FF: Leider sind VWs neue ID-Modelle, vor allem der IB-Buzz, eher Ladenhüter. Ein Modellfeuerwerk nützt nur etwas, wenn es auch beim Kunden "zündet".]
Von den Mitarbeitern war der Vorstand mit massivem Protest empfangen worden. Die Aufkündigung der ursprünglich bis 2029 geltenden Beschäftigungsvereinbarung sowie die mögliche Schließung von Werken war vom Betriebsrat als Kampfansage verstanden worden. Neue Details zu den am Montag verschärften Sparplänen nannte VW bei dem Auftritt auf Einladung des Betriebsrats nicht.
Europas größter Autobauer hatte angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Markenchef Schäfer muss wegen der mauen Nachfrage zusätzlich rund 5 Milliarden Euro einsparen, um die Ziele zu erreichen.Mit Blick auf die Standorte verwies Antlitz auf Überkapazitäten. In Europa würden derzeit zwei Millionen Autos weniger pro Jahr verkauft als vor der Coronapandemie. Und das werde sich auch kaum ändern. Für VW mit einem Marktanteil in Europa von rund einem Viertel bedeute das: „Es fehlen uns die Verkäufe von rund 500.000 Autos, die Verkäufe für rund zwei Werke. Und das hat nichts mit unseren Produkten zu tun [FF: na ich weiß nich...] oder schlechter Leistung des Vertriebs. Der Markt ist schlicht nicht mehr da.“
Angaben zu möglichen Standorten, die schließen könnten, machte VW weiterhin nicht. Der Konzern hatte zuvor erklärt, Werksschließungen wären nur die letzte Maßnahme, wenn es nicht gelinge, mit schnellen Maßnahmen gegenzusteuern. VW betreibt Autowerke in Wolfsburg, Emden, Osnabrück, Hannover, Zwickau und Dresden, hinzu kommen Komponentenfabriken in Kassel, Salzgitter, Braunschweig und Chemnitz.