Nach der mehrtägigen Kursrallye dürften es die Anleger am deutschen Aktienmarkt nach Einschätzung von Aktienexperten in dieser Woche ruhiger angehen lassen. Die 5.000-Punkte-Marke könnte der Deutsche Aktienindex (Dax) dennoch testen. Vor den Kapitalflußzahlen aus den Vereinigten Staaten am Nachmittag und angesichts uneinheitlicher Vorgaben von den asiatischen Märkten sollte der Dax bei ruhigem Handel etwa auf dem Freitagsniveau eröffnen.
„Nachdem alle 30-Dax-Unternehmen ihre Zwischenberichte vorgelegt haben, dürfte die Nachrichtenlage nun etwas dünner werden. Die Anleger dürften sich daher mit größeren Engagements zurückhalten”, sagte Christian Kahler, Aktienstratege bei der DZ Bank. Dennoch sollte der Dax erstmals wieder seit Mai 2002 die 5000 Punkte anpeilen. Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg sagte, die die Anleger würden es sich nicht nehmen lassen, die Zahl 5.000 „schwarz auf weiß an der Kurstafel zu lesen”. Angesichts fehlender Impulse von Unternehmensseite könnte sich der Kursanstieg danach aber schwieriger gestalten als bislang.
Auch die Experten der Commerzbank halten ein Überwinden der 5.000 Punkte für machbar. „Die Voraussetzungen hierfür sind grundsätzlich gegeben, denn bei den Unternehmensmeldungen überwiegen die positiven die enttäuschenden bei weitem”, heißt es in einem Marktkommentar.
Nach Einschätzung von Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Fondsgesellschaft Dit, dürfte dem von einem Rekordhoch zum nächsten eilenden Ölpreis wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. „Die Anleger haben wieder Zeit zum Nachdenken. Dann rücken auch Faktoren wie der hohe Ölpreis in den Vordergrund”, sagte Naumer. Er hält daher nachgebende Aktienkurse für möglich.
Längerfristig halten Experten noch mehr für möglich. Der Chefstratege der Deutschen Bank, Klaus Martini, gibt dem Dax noch zehn bis 15 Prozent Kurspotential, Kurse jenseits der 5.500-Punkte-Marke wären damit möglich. Martini sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”: „Der Markt hat Deutschland wieder auf dem Radar. Das ist die erste Welle - eine emotionale Welle.”
Die Stimmung der Investoren sei umgeschlagen und positiver geworden. Der deutsche Aktienmarkt werde nun nicht mehr nur von der Wahl getrieben, sondern hole auf, was er in vielen Jahren verloren habe. In den vergangenen zehn Jahren habe sich der DAX 32 Prozentpunkte schlechter als der amerikanische Markt und 17 Prozentpunkte schlechter als europäische Standardwerte entwickelt. Allerdings warnte Martini auch, daß kurzfristig immer wieder Rückschläge möglich seien.
Auch der Schweizer Banker Konrad Hummler, seit 1991 geschäftsführender Teilhaber der ältesten Schweizer Privatbank Wegelin & Co, glaubt offensichtlich an deutsche Aktien. Hummler sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”, die Preise für die Unternehmen hinkten der Gewinnentwicklung noch immer hinterher. „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis deutscher Aktien ist deutlich tiefer als anderswo auf der Welt. Ein steigendes Kurs-Gewinn-Verhältnis bedeutet, daß sich immer mehr Marktteilnehmer in Deutschland verlieben.”
Rentenmarkt mit leichtem Rückenwind
Angesichts eines höheren Ölpreises und einer freundlichen Tendenz der amerikansichen Märkte sollte der deutsche Rentenmarkt am Montag seine festere Tendenz vom Freitag fortsetzen können. Impulse sind aber erst für den nachmittag zu erwarten, wenn in den Vereinigten Staaten die Daten zum Nettokapitalzufluß im Juni vorgelegt werden.
Dollar legt in Fernost zu
Knapp behauptet dürfte der Euro am Montag morgen in Europa den Handel eröffnen. In Erwartung neuer Daten zu den Kapitalzuflüssen der Vereinigten Staaten legt der Dollar am Montag in Fernost zum Euro etwas zu. Ein Euro kostet im Tokioter Vormittagshandel mit 1,2412 Dollar 0,2 Prozent weniger als zu Handelsschluß am Freitag in New York.
Von den für 15.00 Uhr erwarteten Daten zum Nettokapitalzufluß im Juni erhofften sich Händler in Tokio Aufschluß darüber, ob die weltgrößte Volkswirtschaft genügend Kapital anziehen kann, um ihr Außenhandelsdefizit auszugleichen. Daten vom Freitag zufolge weiteten die Vereinigten Staaten ihren Fehlbetrag im Außenhandel von Mai auf Juni um 3,4 auf 58,8 Milliarden Dollar aus. Negative Zahlen zu den Kapitalzuflüssen könnten die Sorgen wieder anheizen, Amerika bräuchte einen schwächeren Dollar, um sein Defizit abzubauen.
„Der Dollar sieht diese Woche etwas abgreifbar aus”, sagte Devisenmanager Nobuaki Kubo von der Resona Bank.Händler erwarten in der ersten Wochenhälfte auch deshalb Druck auf die amerikanische Währung, weil große Investoren in Japan und der Euro-Zone Kupon-Einnahmen aus amerikanischen Staatsanleihen in ihre Heimatländer zurückführen dürften. Die Kupon-Zahlungen stehen am Montag an. Analysten sind sich indes noch uneinig, ob die Devisenmärkte sich nun wieder stärker am amerikanischen Defizit orientieren werden oder ob die Aussicht auf weiter steigende Leitzinsen in den Vereinigten Staaten den Dollar weiter stützen wird.
Zur japanischen Währung legte der Dollar 0,2 Prozent auf 109,56 Yen zu. Zum Euro notiert der Yen etwas fester bei 136,02 Yen.
Stahl- und Energie-Aktien treiben Tokioter Börse an
Aktien von Unternehmen aus den Branchen Stahl und Energie haben der japanischen Börse im Vormittagshandel am Montag zu Gewinnen verholfen. Der 225 Werte umfassende Nikkei Index legte in Tokio 0,2 Prozent auf 12.288 Punkte zu. Der breiter gefasste Topix stieg um 0,3 Prozent auf 1.249 Zähler. Die Vorgaben vom Freitag aus New York waren negativ. Dort hatten unter anderem die hohen Ölpreise die Kauflust der Anleger gedämpft. Der Dow Jones büßte 0,8 Prozent auf 10.600 Zähler ein. Der S&P-500 fiel um 0,6 Prozent auf 1.230 Punkte. Die Nasdaq gab 0,8 Prozent auf 2.156 Stellen nach.
In Tokio profitierten die Energie-Aktien am Montag von den Rekordhöhen der Ölpreise, die am Freitag die Marke von 67,10 Dollar je Barrel (knapp 159 Liter) touchiert hatten. In der Energiebranche legten die Aktien von Teikoku Oil 2,9 Prozent auf 926 Yen zu. Am Montag wurde das Barrel amerikanisches Öl in Japan bei rund 66,50 Dollar gehandelt.
Den Stahlwerten verhalf das Unternehmen Nippon Steel zu Kursgewinnen. Der größte Stahlerzeuger Japans - weltweit der drittgrößte - kündigte neue Ausrüstungsinvestitionen an, um mit der wachsenden Nachfrage Schritt halten zu können. Die Aktien von Nippon Steel verteuerten sich um mehr als zwei Prozent auf 299 Yen.
Aktien in Hongkong etwas leichter
Etwas leichter präsentiert sich die Börse in Hongkong am Montag zum Ende der ersten Sitzungshälfte. Der Hang Seng-Index verliert 0,3 Prozent bzw 44 Punkte auf 15.407, wobei Teilnehmer als Hauptgrund für die Verkäufe auf den hohen Ölpreis verweisen. Die amerikanischen Märkte hätten anders als die asiatischen darauf am Freitag bereits reagiert und in Hongkong könnte somit noch einiges an Korrektur bevorstehen, heißt es warnend bei Shenyin Wanguo Asset Management. Kaufinteresse gebe es nur vereinzelt bei zurückgebliebenen Aktien wie beispielsweise BOC, die 0,6 Prozent auf 16,65 Hongkong-Dollar gewinnen. Intakt sei weiter der Aufwärtstrend bei HSBC trotz eines aktuellen Minus von 0,2 Prozent auf 129 Hongkong-Dollar und China Mobile, die unverändert mit 34,95 Hongkong-Dollar gehandelt werden..
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Nachbörslich tendierten amerikanische Aktien am Freitag etwas fester. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator schloß 0,01 Prozent höher bei 1.591,87 Punkten.
Nextel Communications haben am Freitag im nachbörslichen Handel zugelegt. Die Titel stiegen um 2,3 Prozent auf 34,09 Dollar, nachdem Nextel mitgeteilt hatte, daß die Fusion mit Sprint zu Sprint Nextel abgeschlossen ist. Sprint verteuerten sich um 0,4 Prozent auf 26,25 Dollar. Royal Energy fielen um 4,8 Prozent auf 8,80 Dollar. Zuvor hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass der Gewinn je Aktie im zweiten Quartal auf 0,03 Dollar von 0,09 Dollar gesunken ist. Als Ursache wurden eine niedrigere Produktion und höhere Ausgaben für Bohrungen angegeben.
Wall Street schließt schwächer
Der auf neue Rekordhöhen gekletterte Ölpreis hat die Kurse an Wall Street am Freitag auf Talfahrt geschickt und zu einem leichteren Schlußstand geführt.Auch der enttäuschende Ausblick von Dell drückte auf die Kaufstimmung. Wenig positiv wirkten sich zudem die Konjunkturdaten auf den Markt aus, sagte ein Beobachter. Der Dow Jones verlor 0,8 Prozent auf 10.600 Punkte. Der Nasdaq Composite gab um 0,8 Prozent bzw 18 Punkte auf 2.157 nach. Der S&P-500 reduzierte sich um 0,6 Prozent bzw 7 Punkte auf 1.230.
Nach Angaben eines Analysten erhält die Zinserhöhungsdiskussion in den Vereinigten Staaten vor allem durch den Ausweis der deutlich über den Erwartungen liegenden Importpreise neue Nahrung. ”Der Markt könnte in Zukunft darauf spekulieren”, sagte ein Volkswirt. Allerdings, schränkte er ein, dies sei nicht ganz fair, da die Fed im Wesentlichen auf die Kernrate schaue. Daher sollte man den Ölpreis aus der Diskussion eigentlich ausklammern. Und genau dieser sei der Grund gewesen, warum die Importpreise so stark gestiegen und auch die Handelsbilanz leicht über den Schätzungen der Ökonomen ausgefallen sei. Daß beim Handelsbilanzdefizit nicht das Rekordhoch übertroffen wurde, sei im Grunde positiv. Deutlich negativ beurteilte ein weiterer Beobachter den weit hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Index der Uni Michigan.
Unter den Einzelwerten zeigten sich unter den großen Titeln Dell mit den stärksten Abschlägen. Die Aktien verloren 7,4 Prozent auf 36,64 Dollar. Das Unternehmen hatte für das dritte Quartal ein Ergebnis angekündigt, das leicht unter den Erwartungen von Wall Street lag. Dell geht nun von einem Gewinn je Aktie zwischen 0,39 und 0,41 Dollar aus. Die Analysten erwarteten bislang einen Gewinn je Aktie von 0,41 Dollar. Im zweiten Quartal betrug der Gewinn je Aktie 0,41 Dollar. Das Pro-Forma-Ergebnis vor einer Steuergutschrift betrug 0,38 Dollar und entsprach damit den Erwartungen von Wall Street. Der Umsatz dürfte mit 13,4 Milliarden Dollar knapp unter der Konsensschätzung von 13,7 Milliarden Dollar liegen. Mit im Sog von Dell befanden sich die Aktien von Intel, die um 1,9 Prozent auf 26,31 Dollar nachgeben.
Amerikanische Anleihen schließen fester
Mit deutlichen Aufschlägen haben die Notierungen der amerikanischen Anleihen am Freitag im späten Verlauf im New Yorker Handel tendiert. Teilnehmer verwiesen zum einen auf den steigenden Ölpreis und leichte Folgekäufe nach der erfolgreichen Auktion zehnjähriger Titel am Vortag. Zum anderen ist der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den Vereinigten Staaten im August nach den Ergebnissen der ersten Umfrage auf 92,7 gefallen. Ökonomen hatten den Indexstand im Konsens hingegen bei 96,6 erwartet.
Richtungsweisende zehnjährige Anleihen stiegen um 0,110 Punkte auf 99,25 Punkte und rentierten mit 4,271 Prozent. Der 30 Jahre laufende 0,21 Punkte auf 113,172 Punkte. Er rentierte mit 4,477 Prozent.
Das Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten hat im Juni nach vorläufigen Berechnungen 58,82 Milliarden Dollar betragen und ist damit höher ausgefallen als erwartet. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten im Konsens ihrer Prognosen mit einem Passivsaldo von 57,5 Milliarden Dollar gerechnet. Wie das Handelsministerium weiter berichtete, betrug das Defizit im Vormonat 55,43 Milliarden Dollar nachdem vorläufig ein Minus von 55,35 Milliarden Dollar genannt worden war. Die Exporte blieben den Angaben zufolge im Juni unverändert und wiesen ein Volumen von 106,83 (Vormonat revidiert: 106,78) Milliarden Dollar auf, während die Importe um 2,1 Prozent auf ein Rekordhoch von 165,65 (162,21) Milliarden Dollar stiegen.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.