Aufgrund der leichteren Vorgaben aus Amerika, der anhaltenden politischen Hängepartie in Deutschland und im Vorfeld des ZEW-Index und der amerikanischen Zinsenscheidung dürften sich die Börsianer unentschlossen zeigen. Vorbörslich zeigt sich der Dax wenig verändert zum Vortag.
Rentenmarkt weiterhin im Widerstreit der Argumente
Dem Rentenmarkt dürfte das Wahlergebnis in Deutschland grundsätzlich nicht sonderlich schmecken, da es nur zu einer geringen Aussicht auf eine Konsoliderung der Wirtschaftspolitik und der Staatsfinanzen führt. Gleichzeitig dürfte sich aufgrund dieser Entwicklung vorerst kaum die Sorge über steigende Preise und Zinsen verdichten und dem Rentenmarkt auf diese Weise einen gewissen Rückhalt geben.
Euro scheint sich zu stabilisieren
Der Euro zeigt sich am Dienstag im frühen Devisenhandel zum Dollar weiter angeschlagen, hat sich allerdings leicht von seinen Tiefs erholt. Die Gemeinschaftswährung war nach dem knappen Ausgang der Bundestagswahl am Sonntag unter Druck geraten. Die befürchtete Hängepartie bei der Regierungsbildung hatte Hoffnungen auf ein Anziehen des Reformtempos in Europas größter Volkswirtschaft getrübt. Am Dienstag kostet der Euro 1,2162 Dollar nach 1,2136 Dollar am Vorabend in New York. Die Gemeinschaftswährung war am Montagnachmittag zeitweise bis auf 1,2100 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Ende Juli abgerutscht. Händler in Tokio sagten, das Augenmerk der Anleger richte sich nun auf die Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank Fed am Dienstag. Nach einer Umfrage gehen 18 der 22 befragten amerikanischen Primärhändler davon aus, daß der Offenmarktausschuß (FOMC) der Fed den Leitzins zum elften Mal in Folge um wieder 25 Basispunkte auf dann 3,75 Prozent anheben wird. Zur japanischen Währung tendiert der Dollar mit 111,38 Yen kaum verändert.
Börse in Hongkong tendiert freundlich
Von einer ”überraschenden” Kursrally angesichts der Vorgaben berichten Börsianer am Aktienmarkt in Hongkong am Dienstag. Der HSI verbessert sich nach dem Feiertag am Montag zum Mittag um 1 Prozent oder 148 Punkte auf 15.131 trotz Einbußen an Wall Street, des deutlich gestiegenen Ölpreises und der Bedrohung des Golfs von Mexiko durch den Sturm ”Rita”. Der Markt sei plötzlich um 100 Punkte nach oben gesprungen in nur zehn Minuten, womit eine Reihe von Akteuren auf dem falschen Fuß erwischt worden sei und sich habe eindecken müssen, was die Rally zusätzlich angeheizt habe. Wie es in der zweiten Handelshälfte weitergehe sei schwer vorherzusagen, zumal auch mit Blick auf das später am Tag stattfindende Treffen des Offenmarktausschusses der amerikanischen Notenbank und dessen Zinsentscheidung.
Nikkei über 13.000 Punkten
Die Börse in Tokio setzt ihre Rally am Dienstag fort und profitiert weiter von allgemeinem Optimismus bezüglich der Konjunkturentwicklung in Japan. Dem Nikkei- 225-Index ist es dabei gelungen, wieder über die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Punkten zu steigen, erstmals seit Juni 2001. Gegen 13.13 Uhr Ortszeit beträgt das Indexplus 1,1 Prozent oder 146 Punkte auf 13.104. Der Topix rückt sogar um 1,5 Prozent oder 20 Punkte auf 1.349 vor. Händler berichten von starken Käufen ausländischer Adressen und zunehmender Kaufneigung auch inländischer Akteure nach dem Erdrutsch-Wahlsieg der Regierungspartei am 11. September und deren Erhöhung der BIP-Prognose am Vortag. Zur Stimmungsaufhellung trage auch bei, daß Nordkorea angekündigt habe, sein Nuklearprogramm fallen zu lassen, heißt es. Angesichts der Vehemenz des jüngsten Kursanstiegs warnen einige Teilnehmer, daß eine Korrekturphase kurzfristig unvermeidlich erscheine zumal auch mit Blick auf den 30. September, an dem die erste Hälfte des Fiskaljahres in Japan endet, weshalb viele Bücher zwischenzeitlich geschlossen werden. Die Gewinne am Berichtstag zögen sich unterdessen quer durch alle Branchen. Die 13.000-Punkte-Marke sei aus technischer Sicht nun als eine Unterstützungslinie für den Nikkei-225 anzusehen, heißt es weiter.
Neuigkeiten und Meldungen nach Börsenschluß
Nachbörslich zeigten sich die Aktien an der Wall Street am Montag minimal höher. Der Nasdaq 100 After Hours Indicator stieg um 0,13 Punkte auf 1.586,18 Punkte.
Procter & Gamble (P&G) haben am Montag im nachbörslichen Handel zugelegt, nachdem das Unternehmen seine Prognosen für das erste Quartal bestätigt hat. Für die drei Monate von Juli bis September stellt P&G trotz Beeinträchtigungen durch den Hurrikan ”Katrina” unverändert ein Ergebnis je Aktie von 0,75 bis 0,76 Dollar in Aussicht. Das Umsatzwachstum werde am oberen Ende der zuvor genannten Spanne von 6 Prozent bis 8 Prozent liegen, teilte P&G weiter mit. Die Aktie gewann 1,5 Prozent auf 56,40 Dollar. Ein pessimistischer Ausblick setzte dagegen die Papiere von Estee Lauder unter Druck. Die Aktie fiel um über sechs Prozent auf 38 Dollar zurück, nachdem der Kosmetikkonzern über einen schwachen Umsatz im ersten Halbjahr geklagt hatte. Die Halbjahrszahlen dürften deutlich unter denen des vergleichbaren Vorjahreszeitraums liegen, teilte Estee Lauder mit. Der Umsatz im Halbjahr dürfte nur um 5 Prozent bis 6 Prozent steigen. Zuvor war das Unternehmen von einem Umsatzwachstum von 7 Prozent bis 8 Prozent ausgegangen. Am Ausblick für das Gesamtjahr 2005/06 (30. Juni) hält Estee Lauder indessen fest.
Ölpreis bringt die Wall Street in die Defensive
Ein kräftiger Anstieg des Ölpreises hat am Montag die amerikanischen Aktienmärkte unter Druck gesetzt und leichter schließen lassen. Belastet wurde der Aktienmarkt indessen auch von der für Dienstag erwarteten Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank (Federal Reserve). Es wird weithin erwartet, daß die Fed den Leitzins abermals um 25 Basispunkte anhebt.
Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) verlor 0,8 Prozent oder 84 Punkte auf 10.558. Der S&P-500-Index fiel um 0,6 Prozent oder 7 Punkte auf 1.231. Der Nasdaq- Composite-Index gab um 0,7 Prozent oder 15 Punkte auf 2.145 nach.
Der Oktober-Kontrakt auf Rohöl der Sorte Light, Sweet Crude verteuerte sich um 4,39 Dollar auf 67,39 Dollar/Barrel. Hintergrund waren Befürchtungen, daß der Tropische Sturm ”Rita” die Ölförderung im Golf von Mexiko weiter beeinträchtigen könnte. Die in der Region tätigen Ölkonzerne haben schon damit begonnen, ihre Mitarbeiter zu evakuieren. Mehr als die Hälfte der Förderanlagen hat nach dem letzten Hurrikan ”Katrina” vor drei Wochen den Betrieb ohnehin noch nicht wieder aufgenommen.
Die Aktienkurse der Ölkonzerne profitierten indessen von dem Preisanstieg. Exxon Mobil legten um 1,5 Prozent auf 64,63 Dollar zu. TransOcean verbesserten sich um 5 Prozent auf 62,60 Dollar. Die Aktien des Logistik-Unternehmens FedEx gaben dagegen um 2,8 Prozent auf 77,93 Dollar nach. Überraschend gute Quartalszahlen verhalfen den Titeln des Sportartikelherstellers Nike zu einem Plus von 6,4 Prozent auf 83,45 Dollar. Carnival verzeichneten ein Plus von 3,6 Prozent auf 50,78 Dollar. Der Veranstalter von Kreuzfahrten konnte im dritten Quartal seines Geschäftsjahrs dank höherer Buchungszahlen und konsumfreudiger Passagiere den Anstieg des Ölpreises kompensieren.
Tyco International gaben um 2 Prozent auf 29,25 Dollar nach. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat der Staatsanwaltschaft vorgeschlagen, nun auch gegen das Unternehmen selbst gegen Betrugs zu ermitteln. Zuvor waren der ehemalige CEO und der ehemalige Finanzvorstand des Unternehmens zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden. General Motors büßten 3,6 Prozent auf 31,31 Dollar ein. Hier belastete nicht nur der hohe Ölpreis, sondern auch die ehemalige Tochter Delphi. Delphi brachen um 13 Prozent auf 3,37 Dollar ein. Der Automobil-Zulieferer steht offenbar kurz vor der Zahlungsunfähigkeit.
Amerikanische Anleihen schließen etwas fester
Mit etwas festeren Notierungen haben sich die amerikanischen Anleihen am Montag im späten Handel gezeigt. Der kräftige Anstieg des Ölpreises und die in Reaktion darauf schwächeren Aktienmärkte ließen die Anleger in festverzinsliche Wertpapiere umschichten. Vor der für Dienstag erwarteten Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank seien zudem Positionen angepaßt worden, berichteten Händler. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4, 250 Prozent stiegen um 6/32 auf glatt 100 und rentierten mit 4,248 Prozent, nach 4,273 Prozent am Freitag. Die mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Treasury gewann 9/32 auf 112-12/32. Ihre 0Rendite fiel von 4,566 auf 4,547 Prozent. Der führende Kontrakt auf Rohöl der Sorte Light, Sweet Crude stieg im Vergleich zum Schlußstand vom Freitag um 4,39 Dollar auf 67,39 Dollar/Barrel. Hintergrund waren Befürchtungen, daß der Tropensturm ”Rita” die Ölförderung im Golf von Mexiko beeinträchtigen könnte. Die dort tätigen Ölkonzerne haben schon mit der Evakuierung ihrer Mitarbeiter begonnen. Was die Zinsentscheidung der Notenbank (Federal Reserve) betrifft, so rechnet die Mehrzahl der Marktteilnehmer mit einer Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte. Die Folgen des Hurrikans ”Katrina” dürften schon bald überwunden sein. Die amerikanische Wirtschaft werde sich rasch erholen, und dann könnte die Gefahr einer beschleunigten Inflationsentwicklung wieder stärker ins Blickfeld rücken.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.