Etwas fester wird der deutsche Aktienmarkt am Dienstag morgen erwartet. Nach den gestrigen Kursgewinnen sowie guten Vorgaben aus Wall Street sollten heute auch wieder Gewinne möglich sein sehen, sagen Händler. Allerdings dürfte vom wieder angestiegenen Ölpreis doch eine Dämpfung ausgehen.
Am Montag hatte der deutsche Aktienmarkt den Handel auf einem neuen Jahreshoch bei 4.663 Stellen beendet. Der Dax-Aufschlag betrug im Vergleich zum Freitag 1,4 Prozent oder 65 Punkte. Über den Tag hinaus dürfte der Index einen Anlauf in die Zone zwischen 4.700 und 4.800 Punkten nehmen, frohlockten Händler. Nach unten sei der Dax bei 4.600 bis 4.610 Punkten unterstützt.
Rentenmarkt etwas leichter erwartet
Der Rentenmarkt wird am Dienstag leicht schwächer erwartet. Es wird angenommen, daß sich nach den deutlichen Kursverlusten vom Vortag dieser Trend heute in schwächerer Form fortsetzt, nachdem die amerikanischen Anliehen sich am Vortag kaum verändert gezeigt hatten. Am Montag hatte der richtungsweisende Bund-Future 38 Basispunkte und fiel auf 122,59 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg um 0,048 Punkte auf 3,226 Prozent. Händler sprachen von einer Gegenbewegung zu den Kursgewinnen von Donnerstag nach den Attentaten in London. Es sei zu einer Normalisierung gekommen. Belastet wurden die Festverzinslichen auch von den gesunkenen Ölpreisen. Ein Barrel WTI-Rohöl kostete zuletzt nur noch 58,20 Dollar und notierte damit rund vier Dollar unter seinem am Donnerstag erreichten Rekordwert. Auch die Kursgewinne an den Aktienmärkten hätten die Kurse der Anleihen sinken lassen, sagt Anleihenstratege Jason Simpson von ABN Amro. Die wieder gestiegene französische Industrieproduktion im Mai macht Experten zufolge zudem eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) unwahrscheinlicher, zumal zuletzt verschiedene Frühindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex und der Ifo-Index besser als erwartet ausgefallen waren. Die Renditen an den Kapitalmärkten waren zuletzt wegen Spekulationen um niedrigere EZB-Leitzinsen gesunken.
Euro deutlich fester
Fester wird der Euro am Dienstag morgen erwartet. In Erwartung eines neue Rekorddefizits der amerikanischen Handelsbilanz, die am Mittwoch vorgelegt werden wird, fiel der Dollar bereits am Montag auf den niedrigsten Stand der vergangenen zwei Wochen und zeigt sich auch am Dienstag in Asien schwach. Der Euro wird derzeit mit 1,2159 Dollar gehandelt, rund 0,8 Cents höher als zum Handelsschluß in New York. Der Dollar verliert auch gegen den japanischen Yen.
„Der Dollar sieht plötzlich schwach aus. Das Defizit wird deutlich ausfallen.”, sagt Callum Henderson, Chefwährungsstratege der Standard Chartered Bank in Singapur. Nach seiner Ansicht könnte der Dollar zum Euro bis auf 1,22 Dollar in dieser Woche fallen.
Tokioter Börse erneut fester
Die Aktienbörsen in Tokio haben sich am Dienstag erneut fester gezeigt und dabei von Hoffnungen auf gute Ergebnisse bei den anstehenden Geschäftsberichten profitiert. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index liegt im Verlauf mit 11.702 Punkten 0,24 Prozent über seinem Vortagesschluß, nachdem er bereits am Montag knapp ein Prozent zugelegt hatte. Der breiter gefasste Topix-Index klettert um 0,2 Prozent auf 1.187 Zähler.
Solide Quartalszahlen von Shin-Etsu Chemical, die unter anderem Halbleiter herstellen, haben den Optimismus über gute Zahlen auch bei anderen Firmen geschürt. „Investoren sind Unternehmen wie Shin-Etsu Chemical mit guten Ergebnissen gefolgt, haben aber Titel von Stahlherstellern fallen lassen, die Medienberichten zufolge die Produktion kürzen”, sagt Masatoshi Sato, Aktienstratege bei Mizuho Investors Securities. „Je mehr Unternehmen ihre Zahlen veröffentlichen, desto klarer wird das Bild werden, welche Branchen vor allem wegen des hohen Ölpreises mit der Gewinnsituation zu kämpfen haben.” Shin-Etsu steigen am Montag um 1,6 Prozent auf 4.350 Yen, nachdem sie schon am Montag 1,2 Prozent zugelegt hatten.
Die Hoffnung auf gute Ergebnisse lassen auch die Aktien des weltweit zweitgrößten Autoherstellers Toyota steigen, die um 0,5 Prozent auf 4210 Yen klettern. Der Markt profitiert Händlern zufolge zudem von der Ankündigung dreier Handelsketten, sich im September 2006 zusammenzuschließen und damit an dem hart umkämpften Markt zu bestehen. Die Aktien der drei Firmen legen nach der Ankündigung kräftig zu: Daiki Co steigen um 10,4 Prozent und sind damit der größte Gewinner am Markt. Homac Corp legen 8,6 und Kahma Co drei Prozent zu.
Aktien Hongkong mittags behauptet
Zu einer Konsolidierung nach den kräftigen Vortagesgewinnen kommt es am Dienstag an der Börse in Hongkong. Der Hang Seng Index steht zum Ende der ersten Sitzungshälfte bei 14.162 Punkten, das sind rund fünf mehr als am Vortag. Kurzfristig dürfte der Markt in einer eher engen Handelsspanne verharren, ehe die Ergebnisse von HSBC in knapp zwei Wochen wieder für neue Impulse sorgen dürften, berichten Teilnehmer. In einem ansonsten als lustlos beschriebenen Handel gewinnen Hutchison 0,8 Prozent auf 71,95 Honkong-Dollare und Cheung Kong 0,5 Prozent auf 75,45 Hongkong-Dollar.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Nachbörslich tendierten amerikanische Aktien am Donnerstag minimal fester. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator schloß um 0,01 Prozent höher bei 1.547,80 Punkten.
Genentech haben am Montag im nachbörslichen Geschäft in New York nach besser als erwartet ausgefallenen Zweitquartalszahlen um 1,7 Prozent auf 84,89 Dollar zugelegt. Genentech hatte einen Nettogewinn von 0,27 Dollar je Aktie ausgewiesen und lag damit über der Konsensprognose. Universal Forest Products zeigten sich unverändert mit 45,35 Dollar, nachdem auch hier das Zweitquartalsergebnis besser als erwartet ausgefallen war. Der Nettogewinn lag mit 1,20 Dollar je Aktie um zwei Cent über der Konsensprognose.
Open Text fielen um sieben Prozent auf 14 Dollar zurück. Das Internetunternehmen hatte seine Prognose für das Viertquartalsergebnis gesenkt. Auch der Umsatz soll nur noch zwischen 108 und 112 Millionen Dollar liegen, deutlich unter der Konsensprongose von 119,7 Millionen.
Wall Street schließt freundlich
Gestützt von einem weiterhin fallenden Ölpreis und leichtem Optimismus vor der Quartalsberichtssaison haben die amerikanischen Aktienmärkte am Montag ihre Aufwärtsbewegung fortgesetzt. Der Dow-Jones stieg um 0,7 Prozent auf 10.520 Punkte. Der S&P-500 legte um 0,6 Prozent auf 1.219 Punkte zu und steht damit nur noch 6 Punkte unter dem Vier-Jahres-Hoch. Der Nasdaq-Composite kletterte um 1,1 Prozent auf 2.135 Zähler.
Die Investoren seien zumindest zum Teil durch den weiter gesunkenen Ölpreis zu Käufen motiviert worden, sagten Händler. Dieser ist den dritten Tag in Folge gesunken. Der Hurrikan Dennis ist mit deutlich weniger Wucht auf die Bundesstaaten Florida und Alabama getroffen als Meteorologen befürchtet hatten. Anlagen der Ölindustrie wurden nicht beschädigt. ”Das Öl spielt eine Rolle, aber ich denke, viel Aufmerksamkeit richtet sich auch auf die Konjunktur, die sich in einer guten Verfassung befindet. Die Anleger kaufen in der Erwartung, daß sich diese Stärke in den Zweitquartalszahlen niederschlagen wird, die jetzt anstehen”, sagte Jordan Estra, Analyst bei der Stanford Group.
Das Geschäft verlief insgesamt ruhig, sagte ein Händler. Es gab keine Konjunkturdaten, und auch auf der Unternehmensseite war es - abgesehen von einigen Fusionen - vergleichsweise ruhig. Aus charttechnischer Sicht könnte der Dow-Jones weitere 200 Punkte zulegen, nachdem er den Widerstand bei 10.492 zum Schlußkurs überwunden hat, sagte ein Analyst.
General Motors waren Tagessieger im Dow mit einem Aufschlag von 3,2 Prozent auf 35,80 Dollar. Die Finanztochter General Motors Acceptance hatte zuvor mitgeteilt, daß sie in diesem Jahr einen konsolidierten Nettogewinn von mindestens 2,5 Milliarden Dollar erwartet. Mehr als zwei Milliarden Dollar davon sollen als Dividende an die Muttergesellschaft gehen. Alcoa verteuerten sich um 1,8 Prozent auf 27,69 Dollar. Credit Suisse First Boston hatte den nordamerikanischen Aluminumsektor auf ”Marketweight” von ”Underweight” heraufgestuft. DuPont rückten um 1,5 Prozent auf 44,15 Dollar vor und Procter & Gamble um 1,8 Prozent auf 53,90 Dollar. Letztere wurden von Prudential auf ”Overweight” von ”Neutral” hochgestuft.
Citigroup büßten dagegen 0,9 Prozent auf 46,11 Dollar ein und Wal-Mart Stores 0,2 Prozent auf 49,80 Dollar. Die Aktie von Walt Disney profitierte davon, daß die Großaktionäre Roy Disney und Stanley Gold alle Klagen gegen den Unterhaltungskonzern fallen gelassen haben. Die Aktie des Dow-Jones-Schwergewichts kletterte um 0,7 Prozent auf 25,18 Dollar.
Einige Übernahmen zogen das Interesse der Anleger auf sich. So will der niederländische Medienkonzern VNU, zu dem auch das Marktforschungsunternehmen Nielsen Rating gehört, den Anbieter von Gesundheitsdaten ISM Health für 6,93 Milliarden Dollar in Aktien und Barmitteln übernehmen. Die ISM-Health-Aktie legte um 2,4 Prozent auf 26,50 Dollar zu. Im Telekomsektor teilte Sprint mit, daß sie US Unwired für 1,3 Milliarden Dollar übernehmen wird. Sprint verteuerten sich um 0,3 Prozent auf 25,45 Dollar. DreamWorks Animation SKG stürzten um 13 Prozent auf 23,27 Dollar. Das Animationsstudio hat die Gewinnerwartungen für das zweite Quartal und das Gesamtjahr gesenkt.
Amerikanische Anleihen schließen kaum verändert
Kaum verändert zeigen sich am Montag die amerikanischen Anleihen im späten New Yorker Geschäft. Zehnjährige Titel fallen um 1/32 auf 100-7/32 und rentieren mit 4,10 Prozent. Der 30 Jahre laufende Longbond notiert unverändert bei 115-28/32. Seine Rendite liegt bei 4,34 Prozent. Damit haben die Anleihen frühe Verluste im Tagesverlauf wieder wettgemacht. Die Rendite der Zehnjährigen war zeitweise bis auf 4,15 Prozent gestiegen, die derzeit als charttechnische Schlüsselmarke gilt. Nachdem diese Marke nicht überwunden wurde, hätten wieder Käufe eingesetzt, sagte ein Händler.
”Die meisten Anleger glauben, daß wir derzeit in einer Spanne zwischen 3,90 bis 4,15 Prozent gefangen sind, auch wenn ich glaube, daß es wahrscheinlich eher vier bis 4,25 Prozent sind,” sagte Rick Klingman, Händler bei ABN Amro. Die Aktivität sei aber ziemlich gering gewesen. Insgesamt verharre der Markt in einer negativen Grundstimmung, während die Aktienmärkte zulegten. Nach der Flucht in Qualität im Zuge der Terror-Anschläge in London bauten nun viele wieder ihre Positionen ab, nachdem sie von den dennoch steigenden Börsen überrascht wurden, fügte er hinzu.
Dennoch habe bereits Sommerflaute geherrscht. Gary Pollack, Händler bei Deutsche Bank Private Wealth Management, sagte: ”Ich denke nicht, daß heute alle am Markt beteiligt sind.”
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.