Zwischenerholung des britischen Pfunds vorbei
Schwere Rezession und hohe Staatsverschuldung belasten
Das britische Pfund, das zum Jahreswechsel bereits unmittelbar
vor der Parität zum Euro stand, konnte in den letzten Handelswochen
wieder einigen Boden gut machen. Das 2008er-Jahreshoch
von 0,9807 liegt für EUR/GBP bereits in weiter Ferne, nach dem
Rutsch unter die 0,90er-Marke fand das Währungspaar erst wieder
in der Unterstützungsregion von 0,8780 bis 0,8800 Halt.
Pfund-Optimisten, die bereits alle schlechten Nachrichten in der
britischen Valuta eingepreist sahen, wurden jetzt jedoch eines
Besseren belehrt. Der Sterling kam erneut unter die Räder, nachdem
bekannt wurde, dass die notwendige Kreditaufnahme des
öffentlichen Haushalts im März um 28,4 Milliarden GBP gestiegen
ist, was den höchsten Zuwachs seit Beginn der Aufzeichnungen
im Jahre 1993 bedeutet. Die Nettoverschuldung des
britischen Staatssektors lag mit 19,1 Milliarden GBP ebenfalls
deutlich über den Erwartungen von 15,5 Milliarden GBP.
Die massiv gestiegene britische Staatsverschuldung hat angesichts
des konjunkturellen Einbruchs Sorgen um ihre Finanzierbarkeit
wachgerufen. Ratingagenturen spekulieren mittlerweile
öffentlich über eine mögliche Senkung des Kreditratings Großbritanniens,
wobei die enttäuschenden britischen BIP-Daten
die Diskussion weiter anheizen. Für das britische Bruttoinlandsprodukt
wurde im ersten Quartal ein drastischer Rückgang um
-4,1% auf Jahressicht vermeldet, der noch unterhalb der bereits
pessimistischen Konsensschätzung von -3,8% lag. Im Schlussquartal
2008 hatte das BIP-Minus bei 2,0% gelegen.
Im Zuge der schwachen britischen Daten hat EUR/GBP eine
erneute Trendumkehr eingeläutet und die Oberseite des seit
Ende März dominierenden kurzfristigen Abwärtstrendkanals
überwunden. Die Ausbildung des „Bullish Engulfing Pattern“
im Tageschart fungiert als zuverlässiges Signal eines Kursreversals,
das zudem durch den nochmaligen erfolgreichen Test der
Trendkanaloberseite bestätigt wurde. Angesichts der sich aufhellenden
Charttechnik sind bei EUR/GBP prozyklische Longpositionen
zu bevorzugen, wobei das mittelfristige Aufwärtspotenzial
des Währungspaars bis zur 0,94er-Marke reichen sollte.
Die Zwischenerholung des Pfunds zum Euro ist damit erst einmal
vorbei.
Volker Zenk
FXdirekt Bank