Solarworld-Chef Asbeck: Desertec ist keine Lösung
21.06.2009 12:56:00
von Joachim Spiering
Die Idee, in Zukunft über riesige Solarkraftwerke in Afrika den Strombedarf Europas zum Teil abzudecken, hat ein enormes Medienecho hervorgerufen. €uro am Sonntag sprach mit Frank Asbeck, Gründer und Chef der Solarworld AG, über das 400 Milliarden Euro-Projekt Desertec, an dem sich auch die großen Energieversorger wie Eon und RWE beteiligen wollen.
Herr Asbeck, wie stehen Sie den Desertec-Plänen gegenüber?
Asbeck: Differenziert. Generell finde ich es natürlich richtig, wenn sich Unternehmen Gedanken machen, wie in Zukunft die Energieversorgung sichergestellt werden kann. Es ist auch sinnvoll Strom dort zu gewinnen, wo er am günstigsten produziert werden kann. In Afrika ist die Sonneneinstrahlung um 50 Prozent höher als in Europa. Insofern machen solche Überlegungen schon Sinn...
Aber?
Asbeck: ...aber es ist wie bei Offhsore-Windanlagen. Ein dort produzierter Strom verursacht auch höhere Kosten. Zum einen gibt es starke Sahara-Stürme, die zu höherem Verschleiß führen, auch bei Solarmodulen. Dann muss der Strom nach Europa transportiert werden. Ich rechne damit, dass allein durch den Transportverlust 10 Cent je Kilowattstunden anfallen. Damit wäre das Ganze ein Nullsummenspiel, weil all die Vorteile der günstigen Produktion durch den Transport über 4000 Kilometer verloren gehen. Und schließlich tausche ich Ölabhängigkeit in Elektrizitätsabhängigkeit, wenn solche Anlagen in politisch instabilen Ländern gebaut werden.
Dennoch wollen die großen Energieversorger wie Eon und RWE die Machbarkeit prüfen.
Asbeck: Natürlich favorisieren die das. Warum? Weil nur dort, wo durch den Transport großer Mengen Strom Flaschenhälse entstehen, können sie Gewinn machen. Die wollen ja gar nicht, dass alle ihren Strom selbst auf dem Dach erzeugen. Firmen wie Eon und RWE wollen, dass ihr Status quo als Energiemonopolisten erhalten bleibt.
Wird sich Solarworld dennoch an der Initiative beteiligen?
Asbeck: Natürlich. Aber ich halte Desertec nicht für die Lösung unseres Energieproblems. Das lässt sich meines Erachtens besser über dezentrale Anwendungen lösen.
Aber ohne Förderung ist der Strom vom Dach überhaupt nicht wettbewerbsfähig. Deshalb geht es Ihnen doch sicher auch darum, mit Desertec keinen Konkurrenten bei den staatlichen Förderungen von Solarstrom zu bekommen?
Asbeck: Nein. Ab 2012/2013 können wir auf deutschen Dächern so günstig Strom produzieren, dass er wettbewerbsfähig und günstiger als der Strom aus der Steckdose ist. Warum also soll ich dann Strom in Mauretanien herstellen, wenn ich das in Köln-Nippes genauso kann.