Selbst viele "erste Adressen" hat es erwischt - Einstiegsniveau rückt für viele
Anleger näher
Je größer die Hoffnungslosigkeit bei den Börsen-Späteinsteigern vom Frühjahr,
umso größer werden die Chancen für eine Kurswende an den Aktienmärkten. Bei
Qualitätsaktien ist das Einsteiger-Niveau in Sicht.
Der November hat sich als schwarzer Monat dieses Jahres erwiesen. Woche für
Woche erreichte der Deutsche Aktienindex (Dax) neue Tiefstände, am Ende sogar
einen neuen Jahrestiefstand. Das gleiche gilt für den neuen Markt, vor wenigen
Monaten noch der Hoffnungsträger der Kleinanleger.
Jetzt sind auch bei den Großanlegern die Nerven bis aufs Äußerste gespannt.
Abzulesen ist dies nicht so sehr an den schon tief geprügelten Aktien wie der
Telekom oder T-Online. In dieser Woche scheinen die Manager von Fonds und
Versicherungen vielmehr die Devise ausgegeben haben: Retten, was noch zu retten
ist. Denn nicht nur die Kurse von Computer-, Software- und Telekom-Aktien sausten
in dieser Woche talwärts.
Sondern auch Titel, die während der vergangenen Wochen und Monate ganz im
Zentrum des Käuferinteresses standen. So verzeichneten beispielsweise Schering
einen herben Einbruch von mehr als zehn Prozent. Nicht viel besser erging es
Merck und Schwarz Pharma in der zweiten Reihe. SAP, die sich in den
Sommermonaten mühsam von dem herben Kurseinbruch im Frühjahr erholt hatten,
verloren allein im November fast 40 Prozent. Und unter den MDax-Werten erwischte
es in dieser Woche den Heidelberger Finanzdienstleister MLP, eine der
meistgesuchten Aktien der vergangenen zehn Jahre.
Solche Kursbewegungen bei Aktien, die bis vor Kurzem für mittel- und langfristige
Anleger noch gute Kursgewinne auswiesen, deuten verdächtig auf eine Mitnahme
von Gewinnen hin, um mit diesen die Verluste in anderen Marktsegmenten zum
Jahresende wenigstens teilweise zu kompensieren. Trifft diese Vermutung zu, dann
steckt darin eingerüttelt Maß an Hoffnungslosigkeit darüber, dass die gebeutelten
TMT-Aktien (Technologie, Medien, Telekommunikation) so bald nicht wieder auf die
Beine kommen werden. Für Anleger, die mittel- bis langfristig disponieren und ihre
Pfeile während der vergangenen Monate im Köcher gehalten haben, ergeben sich
damit gute Chancen. So glaubt beispielsweise ein Marktstratege von WestLB
Panmure: "Die deutschen Aktien sind zur Zeit sehr fair bewertet." Vor allem für
US-Investoren biete sich wegen des günstigen Euro-Wechselkurses ein äußerst
vorteilhaftes Einstiegsniveau. Kurzfristig orientierte Anleger, die auf das schnelle
Geld hoffen, sollten sich dagegen noch zurückhalten. Denn angesichts der
unverändert miesen Stimmung sind weitere Kursrückgänge noch keineswegs
ausgeschlossen.
Wie die Beispiele von Schering oder MLP zeigen, sind davon nicht einmal die
Highflyer in der Flaute gefeit. Wer jedoch die Schwächephasen zu einem
sukzessiven Einstieg nutzt, der dürfte auf längere Sicht einen guten Start haben.
Alte Börsenweisheit: Den idealen Kaufzeitpunkt erwischt man ohnehin nicht.