Externe Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Wie stehen die Aussichten für den US-Dollar
In den letzten beiden Wochen des alten Jahres verzeichneten die US-Aktienmärkte Zugewinne, die sie vor allem dem rückläufigen Ölpreis und den über die Feiertage überwiegend positiven Konjunkturdaten verdankten. Die Erwartungen auf ein anhaltendes Wirtschaftswachstum in 2005 wurden durch Berichte zum Auftragseingang bei langlebigen Gütern und dem persönlichen Einkommen untermauert. Dank des starken Verbrauchervertrauens entwickelten sich Einzelhändler gut. So konnten Wal-Mart und Amazon für die Weihnachtsfeiertage Umsatzzuwächse vermelden. Ansonsten hob Intel seine Gewinnprognose an, während Stahlerzeuger nachgaben, da befürchtet wird, dass die chinesischen Exporte ein Überangebot nach sich ziehen könnten. Die letzte Woche des alten Jahres war von dünnem Handel gekennzeichnet.
Japanische Exportunternehmen profitierten vom überraschend guten Verbrauchervertrauen in den USA und sorgten so für Gewinne an den japanischen Aktienmärkten. Im Inland stieg die Industrieproduktion im November und die Inflation sank auf 0,2%, verharrte aber im positiven Bereich. Insbesondere Finanzwerte verbuchten Kursgewinne, nachdem die Shinsei Bank einen Gewinnanstieg in den sechs Monaten bis 30. September bekannt gab. An die Spitze des Aufwärtstrends setzte sich aber Mizuho Financial, weil Anleger das Vordringen des Instituts ins Geschäft mit Verbraucherkrediten und Fonds positiv aufnahmen. Möglich geworden war dieser Schritt durch die Lockerung der staatlichen Beschränkungen.
Auch an den europäischen Aktienmärkten stiegen die Leitindizes in den durch Feiertage verkürzten zwei letzten Handelswochen des Dezember. Aktien von Autoherstellern und Chemieunternehmen verbuchten aufgrund des Ölpreisrückgangs Gewinne, während Einzelhandelsaktien unter Sorgen über sinkende Umsätze im Weihnachtsgeschäft litten. Nach der Flutkatastrophe in Asien sanken die Kurse von Reiseveranstaltern und Versicherungsgesellschaften. In Großbritannien verbesserte sich der FTSE 100 um 2,5%. Wie an den meisten anderen Märkten stieg auch hier der Index vor allem in der Woche vor Weihnachten, denn in der letzten Woche des Jahres waren die Umsätze zumeist schwach. Die Anleger werden die Einzelhandelsumsätze in den nächsten Wochen sicher genau unter die Lupe nehmen.
Die Märkte der Region Asien-Pazifik beendeten das Jahr mit Kursgewinnen trotz des deutlichen Kursrückgangs bei Fluglinien aus der Region, denn allgemein wird mit Einbrüchen im Tourismusgeschäft als Folge der Flutkatastrophe gerechnet. Thailand hat seine Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gesenkt, erwartet 2005 aber immer noch ein Wachstum von 5,7%. Exportunternehmen führten die Liste der Gewinner an, beflügelt durch das Vertrauen der Anleger in die Nachfrage aus den USA. In Lateinamerika erreichte der Merval-Index neue Rekordstände, denn die Regierung wird vermutlich noch in diesem Monat mit der Umschuldung ihrer notleidenden Kredite unter Mitwirkung der Bank of New York beginnen. An den europäischen Emerging Markets wurde in Russland die größte Produktionseinheit des Yukos-Konzerns, Juganskneftegas, für 9,3 Mrd. USD an den Staatsbetrieb Rosneft verkauft. Rosneft wiederum soll von der staatlichen Gazprom übernommen werden.
An den Staatsanleihemärkten kletterten die Renditen von 10jährigen US-Treasuries in der Spitze bis auf 4,34%, denn das Verbrauchervertrauen fiel besser aus als erwartet und auch die Einzelhandelsumsätze schienen für positive Überraschungen gut zu sein. Nachdem der Einkaufsmanagerindex für den Großraum Chicago (PMI) jedoch die Anleger enttäuschte, gaben die Renditen wieder nach.
An den Devisenmärkten hielt der Wertverlust des US-Dollars gegenüber dem Yen und dem Euro an, weil die Notenbanken der USA und Japan sowie die EZB auf Gegenmaßnahmen verzichteten. Die von vielen erwartete Intervention der Bank von Japan in den letzten Handelstagen blieb aus. Während der Ferien verbilligte sich Öl an den Rohstoffmärkten deutlich, da in den USA die Nachfrage nach Heizöl scheinbar geringer ausfällt als erwartet. Sorgen über ein Überangebot ließen die Stahlpreise fallen, während der Goldpreis nahezu unverändert tendierte.
Wie stehen die Aussichten für den US-Dollar in 2005?
Zum Jahresbeginn 2005 ist der US-Dollar-Ausblick insbesondere für die Entwicklung an den Finanzmärkten von großer Bedeutung. Da sich der Wertverlust des US-Dollars auf handelsgewichteter Basis 2004 aber nur auf 4% summiert, erscheint uns die Dramatik um diese Entwicklung allerdings übertrieben. Der Wertverlust von fast 9% seit Mitte September rückt die Schwäche des US-Dollars jedoch wieder in ein anderes Licht und ist Wasser auf die Mühlen der Pessimisten unter den Volkswirten.
Wir erwarten eine Stabilisierung des US-Dollars
Die anhaltende Abwertung der weltweit wichtigsten Reservewährung hat verschiedene Auswirkungen, die sich aber nicht alle direkt bemerkbar machen werden. Bislang sind sie eher positiver Natur, denn die Märkte richten ihr Augenmerk vor allem auf die reflationären Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. Interessanterweise werden die möglichen positiven Auswirkungen der Dollar-Abwertung auf das US-Handelsdefizit bislang fast völlig ignoriert. Ebenso vernachlässigt wird derzeit auch die Schattenseite eines weiteren Wertverlusts des Greenbacks. Diese könnte sich in Form eines Anstiegs des Risikoaufschlags manifestieren, der von ausländischen Anlegern gefordert wird. Unsere zentrale und wichtigste Prognose für 2005 lautet, dass sich der Wert des US-Dollars insbesondere gegenüber dem Euro stabilisieren und ein Anstieg der Risikoprämien ausbleiben wird. Dem Großteil unserer übrigen Prognosen liegt diese Einschätzung zum US-Dollar zugrunde.
mfg
füx