ROUNDUP: RWE-Chef bekräftigt Wachstumskurs - Trennung von Randbereichen
ESSEN (dpa-AFX) - Der scheidende RWE-Vorstandschef Dietmar Kuhnt hat den Wachstumskurs seines Konzern und die Fokussierung auf das Kerngeschäft bekräftigt. Der Energiekonzern rechnet auch für das kommende Jahr mit einem deutlichen Wachstum des operativen Ergebnisses im Kerngeschäft. "Angesichts des beschleunigten Konzernumbaus haben wir auch unser Mittelfrist-Ziel angepasst", sagte Kuhnt am Donnerstag in Essen auf der Hauptversammlung. Dabei sei die britische Innogy Holdings Plc noch nicht eingerechnet.
Kuhnt bekräftigte auf seiner letzten Hauptversammlung als Vorstandschef das Ziel, sich von den Randbereichen zu trennen. "Bis spätestens Ende 2003 wollen wir aus den verbliebenen Nicht-Kerngeschäften aussteigen und dadurch 100 Prozent unseres Konzernergebnisses im Kerngeschäft erzielen", sagte er unter den Augen seines Nachfolgers Harry Roels. Bereits im laufende Jahr würden mehr als 90 Prozent in den Bereichen Strom, Wasser, Gas und Entsorgung sein.
Der Essener Konzern wird ab diesem Jahr die Bau-Tochter Hochtief nicht mehr voll konsolidiert. "Ein deutliches Signal, dass wir uns von dieser Beteiligung trennen wollen", sagte Kuhnt. RWE hält 62 Prozent des Baukonzerns. Auf dem Verkaufszettel steht unter anderem auch die im MDAX notierte Heidelberger Druckmaschinen AG , an der RWE mit 56 Prozent beteiligt ist.
KUHNT BEKRÄFTIGTE PROGNOSE FÜR 2002
Kuhnt bekräftigte vor rund 5.500 Aktionären die Prognose für das laufende Jahr. Der Konzernumsatz solle gegenüber dem Pro-Forma-Wert von 2001 um 10 Prozent steigen. Einer der wesentlichen Faktoren dafür sei die Einbeziehung der tschechischen Transgas und Innogy. "Aber auch ohne diese beiden Erstkonsolidierungen wird der Umsatz im Kerngeschäft voraussichtlich deutlich wachsen", sagte Kuhnt. Im Nichtkerngeschäft rechnet RWE hingegen mit einem deutlich Umsatzrückgang. Das betriebliche Ergebnis im Konzern solle trotzdem "deutlich über dem Vorjahreswert von 3,9 Milliarden Euro abschließen.
Die Aktionäre von Innogy hatten Ende Mai mit großer Mehrheit für eine Übernahme durch den deutschen Wettbewerber gestimmt. RWE will nun die noch ausstehenden Aktien aufkaufen und Innogy von der Börse nehmen. Kuhnt sieht RWE bei der Internationalisierung auf dem richtigen Weg: "So sind wir heute wesentlich unabhängiger vom deutschen Markt als noch vor zwei Jahren." Nach dem Abschluss der Übernahme des US-amerikanischen Wasserversorgers American Water Works werde jeder zweite Euro im Ausland erwirtschaftet. Kuhnt erwartet die endgültige Zustimmung für den Kauf bis Mitte kommenden Jahres.
KUHNT UNZUFRIEDEN MIT AKTIENKURS Unzufrieden zeigte sich Kuhnt mit der Entwicklung des Aktienkurses. Die RWE-Titel hätten sich zwar besser als der DAX entwickelt, doch "insgesamt sind wir nicht zufrieden mit der Kursentwicklung". Er sehe eine "deutliches Verbesserungsmöglichkeit für den RWE-Kurs", sagte Kuhnt.
Kuhnt gibt nach acht Jahren den Führungsstab zum Februar kommenden Jahres ab. Mit Roels rückt erstmalig ein Ausländer an die Spitze eines deutschen Stromkonzerns. Der Niederländer sei der richtige Mann auf dem Posten, um den Konzern in der Umbruchphase der europäischen Stromlandschaft zu führen, sagte Aufsichtsratschef Friedel Neuber. Roels war aufgrund seiner angeblich mangelnden Deutschkenntnisse in die Kritik geraten. "Roels spricht gut deutsch", sagte Neuber./mur/sh