Firmenpatriarch offen für Verkauf von Rhön-Klinikum
Mittwoch, 4. Juni 2014, 14:02 Uhr
- von Andreas Kröner
Frankfurt (Reuters) - Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch hat erstmals die Bereitschaft erkennen lassen, auch die verbliebenen Krankenhäuser des fränkischen Unternehmens zu verkaufen.
Er werde Teile seiner Rhön-Aktien in eine Stiftung einbringen, kündigte der Aufsichtsratschef und Großaktionär in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters an. "Die Stiftung hat ausdrücklich nicht zum Ziel, langfristig die Existenz von Rhön-Klinikum zu sichern", betonte der 69-jährigen Firmenpatriarch. Sie solle vielmehr die von ihm vorangetriebene Idee der Netzwerkmedizin erforschen und fördern.
Münchs Konzept sieht vor, dass sich Krankenhäuser zu deutschlandweiten Verbünden zusammenschließen. Diese sollen dann betriebliche Zusatzversicherung anbieten, mit denen gesetzlich versicherte Mitarbeiter Zusatzleistungen wie Privatpatienten erhalten. "Nur so kann die medizinische Qualität angesichts staatlicher Sparmaßnahmen verbessert oder zumindest aufrechterhalten werden", sagte Münch. Er habe die Idee bisher unter dem Dach von Rhön-Klinikum vorangetrieben, künftig solle die "Stiftung Münch" das Konzept weiterentwickeln.
"Wenn Rhön-Klinikum das Konzept der Netzwerkmedizin zusammen mit Partnern umsetzt und davon profitiert, würde ich mich freuen", sagte Münch, der zusammen mit seiner Frau 12,5 Prozent an dem MDax-Konzern hält. "Die Stiftung kann ihre Rhön-Anteile aber auch verkaufen und beispielsweise in Start-Ups aus dem IT-Bereich investieren, die Projekte wie die elektronische Patientenakte vorantreiben." Bisher hat Münch stets betont, er werde sich aus dem von ihm 1988 gegründeten Unternehmen nicht freiwillig zurückziehen.
ERST KOOPERATION, DANN FUSION
Rhön hat Anfang des Jahres einen Großteil seiner Kliniken für rund drei Milliarden Euro an den Gesundheitskonzern Fresenius verkauft. Fresenius hat dadurch nun ein deutschlandweites Kliniknetz und bietet mit dem Versicherer Debeka bereits Krankenzusatzversicherungen an. Rhön und Asklepios[ASKLP.UL] wollen diesem Netzwerk im Laufe des Jahres beitreten. Die Sana-Kliniken, hinter denen Versicherungen wie die Allianz und die Münchener Rück stehen, planen ein Konkurrenzangebot.
Münch geht davon aus, dass sich in Deutschland langfristig drei bis vier Klinik-Verbünde formieren. "Krankenhaus-Netzwerke, die nun zunächst auf Basis von Verträgen zusammenarbeiten, müssen aus meiner Sicht mittelfristig zu einem kräftigen Unternehmensverbund verschmelzen", sagte er. "Sonst hat ein Unternehmen stets den Anreiz, seinen Gewinn zu maximieren, statt einen Patienten in das Krankenhaus eines Verbundpartners zu schicken, wo er besser behandelt werden könnte."
VERKAUF SOLL EINFACHER WERDEN
Damit auch die verbliebenen Rhön-Krankenhäuser leichter an einen solchen Verbund verkauft werden können, will Münch die Hürde für wichtige Entscheidungen bei dem Unternehmen von 90 auf 75 Prozent senken. Er werde einen entsprechenden Antrag auf der Hauptversammlung am Donnerstag nächster Woche unterstützen, erklärte Münch. "Ohne die 90-Prozent-Klausel wäre das Unternehmen flexibler – auch ein Verkauf wäre einfacher als in der Vergangenheit." An der 90-Prozent-Hürde war 2012 der Komplett-Verkauf von Rhön an Fresenius gescheitert. Stattdessen übernahm Fresenius für rund drei Milliarden Euro einen Großteil der Krankenhäuser von Rhön.
In der Krankenhausbranche wird seit langem spekuliert, wie es mit Rhön nun weitergeht. Viele gehen davon aus, dass Rhön früher oder später ganz verkauft wird. Der Konkurrent Sana hat für diesen Fall bereits Interesse angemeldet. Fresenius-Chef Ulf Schneider strebt derzeit dagegen keine Komplett-Übernahme an, weil er in diesem Fall Widerstand vom Kartellamt befürchtet.
In die gemeinnützige "Stiftung Münch" will der Firmengründer zunächst Aktien im Wert von 33 Millionen Euro einbringen, was einem Anteil von einem Prozent an dem Unternehmen entspricht. Der Regierung von Unterfranken übergab Münch am Mittwoch die Stiftungsurkunde. Mittelfristig will Münch die Stiftung noch besser ausstatten. "Wenn die Stiftung gut läuft, kann sie durchaus zu einem Auffangbecken werden, in das meine Frau und ich irgendwann den Großteil unserer Rhön-Aktien einbringen." Die Rhön-Aktien der Münchs, die keine Kinder haben, sind an der Börse derzeit rund 420 Millionen Euro wert.
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