Räuber im teuren Maßanzug
Erfolgsprämien in Millionenhöhe für erfolglose Manager, Traumpensionen für Bilanztrickser, Millionen-Gewinne für Großpleitiers: Der Shareholder-Value-Kapitalismus ist außer Kontrolle geraten.
Bernard Ebbers, vor einem Monat gefeuerter Vorstandschef des jetzt in einen riesigen Bilanzfälschungsskandal verwickelten Telekomkonzerns WorldCom, hat gut lachen: Während der Konzern vor dem Konkurs steht, 17.000 Mitarbeiter sofort ihre Jobs verlieren, Zehntausende Aktionäre ihre Anteilsscheine nur noch zum WC-Tapezieren verwenden können, wird Ebbers eine Pension von 1,5 Millionen Dollar im Jahr genießen.
Das sieht zwar gegenüber der Neun-Millionen-Dollar-Pension seines früheren Kollegen Jack Welch (General Electric) ein wenig ärmlich aus und ist auch nur ein Bettel gegen das, was aktive Vorstandsvorsitzende in US-Konzernen abzucashen pflegen, aber man kann damit leben.
Fest steht: Im Aktienboom der späten neunziger Jahre haben die Akteure der großen Konzerne in den USA aber auch in Europa jedes Maß verloren: Das Shareholder Value-Konzept, das Unternehmenslenker mit Erfolgsbeteiligungen an Aktienkurssteigerungen beteiligen und so starke Anreize für die Steigerung der Unternehmenswerte bieten sollte, hat sich ins Gegenteil verkehrt. Um den Kurs zu pushen, wurde in großem Stil Bilanzfälschung betrieben, Wirtschaftsprüfer und die - jetzt weniger renommierten - Aktienanalysten haben dabei offenbar mitgespielt. Den großen "Playern" ist es indes gelungen, Bonusprogramme von jeder Leistungskomponente zu entkoppeln.
Den Vogel schoß zweifellos der Gründer des unterdessen pleite gegangenen US-Kabelnetzbetreibers Global Crossing ab, der - wahrscheinlich legal - schnell noch die unfaßbare Summe von 734 Millionen Dollar ins Trockene brachte, bevor sich die Firma, die nie in ihrer fünfjährigen Geschichte Gewinne gemacht hatte, in die Insolvenz flüchtete.
Über im amerikanischen Management durchaus übliche Aktien-Optionsprogramme, konnten freilich auch andere kräftig absahnen: Tyco-Chef Dennis Koszlowsky, der vor kurzem über eine Steuerhinterziehung stolperte, brachte es immerhin auf 125 Millionen Dollar Jahreseinkommen, Time Warner-Chef Gerald Levin auf 164 Millionen und Citigroup-Chef John Reed streifte vor zwei Jahren 293 Millionen Dollar Gage ein.
Der warme Geldregen hat sich - obwohl angeblich an Leistungskomponenten gebunden - in der Rezession nicht verflüchtigt. Auch in Europa nicht: Chris Gent etwa, Chef des britischen Telekomkonzerns Vodafone, baute im Geschäftsjahr 2001/02 mit 13,5 Milliarden Euro den größten Vorsteuerverlust der britischen Wirtschaftsgeschichte. Er wurde nicht mit Schimpf und Schande davongejagt, sondern mit 3,8 Millionen Euro Jahresgage belohnt. Oder der Chef des französischen Mischkonzerns Vivendi: Jean-Marie Messier, der den Konzern beinahe gegen die Wand gefahren hätte, wurde mit Euro-Millionen belohnt.
In den USA sind die "Raubritter im Maßanzug", wie der Spiegel die früher gefeierten Vorstandschefs jetzt nennt, freilich ein Stück weiter: Während bei Europas Großkonzernen - unter zunehmendem Murren verärgerter Aktionäre - nur Millionen-Erfolgsprämien an erfolglose Manager ausgeschüttet wurden, haben US-Manager groß in die Bilanztrickkiste gegriffen, um ihre Traumgagen zu rechtfertigen. Und dabei nicht selten die Grenze zur Kriminalität überschritten.
Passieren dürfte den meisten trotzdem nicht viel: US-Präsident Bush hat sich zwar - wie schon vor Monaten beim Platzen des Enron-Skandals - "entrüstet" gezeigt und eine unerbittliche Verfolgung der Übeltäter angekündigt - aber zu "Greifen" sind die Top-Manager für die Justiz nur schwer. Bush wird zudem noch ein paar mal Gelegenheit haben, sich in dieser Sache öffentlich zu profilieren: Wall Street hat, da sind sich Experten einig, noch Leichen im Keller.
Erfolgsprämien in Millionenhöhe für erfolglose Manager, Traumpensionen für Bilanztrickser, Millionen-Gewinne für Großpleitiers: Der Shareholder-Value-Kapitalismus ist außer Kontrolle geraten.
Bernard Ebbers, vor einem Monat gefeuerter Vorstandschef des jetzt in einen riesigen Bilanzfälschungsskandal verwickelten Telekomkonzerns WorldCom, hat gut lachen: Während der Konzern vor dem Konkurs steht, 17.000 Mitarbeiter sofort ihre Jobs verlieren, Zehntausende Aktionäre ihre Anteilsscheine nur noch zum WC-Tapezieren verwenden können, wird Ebbers eine Pension von 1,5 Millionen Dollar im Jahr genießen.
Das sieht zwar gegenüber der Neun-Millionen-Dollar-Pension seines früheren Kollegen Jack Welch (General Electric) ein wenig ärmlich aus und ist auch nur ein Bettel gegen das, was aktive Vorstandsvorsitzende in US-Konzernen abzucashen pflegen, aber man kann damit leben.
Fest steht: Im Aktienboom der späten neunziger Jahre haben die Akteure der großen Konzerne in den USA aber auch in Europa jedes Maß verloren: Das Shareholder Value-Konzept, das Unternehmenslenker mit Erfolgsbeteiligungen an Aktienkurssteigerungen beteiligen und so starke Anreize für die Steigerung der Unternehmenswerte bieten sollte, hat sich ins Gegenteil verkehrt. Um den Kurs zu pushen, wurde in großem Stil Bilanzfälschung betrieben, Wirtschaftsprüfer und die - jetzt weniger renommierten - Aktienanalysten haben dabei offenbar mitgespielt. Den großen "Playern" ist es indes gelungen, Bonusprogramme von jeder Leistungskomponente zu entkoppeln.
Den Vogel schoß zweifellos der Gründer des unterdessen pleite gegangenen US-Kabelnetzbetreibers Global Crossing ab, der - wahrscheinlich legal - schnell noch die unfaßbare Summe von 734 Millionen Dollar ins Trockene brachte, bevor sich die Firma, die nie in ihrer fünfjährigen Geschichte Gewinne gemacht hatte, in die Insolvenz flüchtete.
Über im amerikanischen Management durchaus übliche Aktien-Optionsprogramme, konnten freilich auch andere kräftig absahnen: Tyco-Chef Dennis Koszlowsky, der vor kurzem über eine Steuerhinterziehung stolperte, brachte es immerhin auf 125 Millionen Dollar Jahreseinkommen, Time Warner-Chef Gerald Levin auf 164 Millionen und Citigroup-Chef John Reed streifte vor zwei Jahren 293 Millionen Dollar Gage ein.
Der warme Geldregen hat sich - obwohl angeblich an Leistungskomponenten gebunden - in der Rezession nicht verflüchtigt. Auch in Europa nicht: Chris Gent etwa, Chef des britischen Telekomkonzerns Vodafone, baute im Geschäftsjahr 2001/02 mit 13,5 Milliarden Euro den größten Vorsteuerverlust der britischen Wirtschaftsgeschichte. Er wurde nicht mit Schimpf und Schande davongejagt, sondern mit 3,8 Millionen Euro Jahresgage belohnt. Oder der Chef des französischen Mischkonzerns Vivendi: Jean-Marie Messier, der den Konzern beinahe gegen die Wand gefahren hätte, wurde mit Euro-Millionen belohnt.
In den USA sind die "Raubritter im Maßanzug", wie der Spiegel die früher gefeierten Vorstandschefs jetzt nennt, freilich ein Stück weiter: Während bei Europas Großkonzernen - unter zunehmendem Murren verärgerter Aktionäre - nur Millionen-Erfolgsprämien an erfolglose Manager ausgeschüttet wurden, haben US-Manager groß in die Bilanztrickkiste gegriffen, um ihre Traumgagen zu rechtfertigen. Und dabei nicht selten die Grenze zur Kriminalität überschritten.
Passieren dürfte den meisten trotzdem nicht viel: US-Präsident Bush hat sich zwar - wie schon vor Monaten beim Platzen des Enron-Skandals - "entrüstet" gezeigt und eine unerbittliche Verfolgung der Übeltäter angekündigt - aber zu "Greifen" sind die Top-Manager für die Justiz nur schwer. Bush wird zudem noch ein paar mal Gelegenheit haben, sich in dieser Sache öffentlich zu profilieren: Wall Street hat, da sind sich Experten einig, noch Leichen im Keller.