Quo Vadis, Deutschland?

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Garion:

Quo Vadis, Deutschland?

 
10.02.01 19:17
Seit einigen Jahren verfolge ich nun schon die Ereignisse der Wirtschaft, der Finanzmärkte und der Börse. Auf Höhen folgen Tiefen und wieder neue Höhen - ganz so, wie es immer der Fall gewesen ist und laut all den schlauen Wirtschaftsbüchern auch immer der Fall sein wird ...
... doch seit ungefähr zwei Jahren ist etwas anders.


Daimler Benz kauft Chrysler und gleich darauf Mitsubishi

Deutsche Banken und Versicherer kaufen sich massiv in ganz Europa in mittleren Konkurenzunternehmen ein

E.on und RWE balgen sich förmlich um alles, was Strom herstellt

Deutsche Telekom besitzt Kontrollmehrheiten in vielen osteuropäischen Telekommunikationsfirmen und kauft VoiceStream

BMW und VW erklären sich fast den Krieg im Kampf um Rolls Royce

Henkel kauft still und heimlich jeden Waschmittelproduzenten zwischen Elbe und Sibirien

BASF kauft große Chemiebetriebe in den USA auf

Bertelsmann reisst sich EMI unter den Nagel und will sich nun an Telefonica beteiligen

Preussag kauft sich den größten Touristikkonzern der Welt zusammen

Deutsche Unternehmen fusionieren, strukturieren um und bauen dutzendweise Fabriken in China


Ich könnte die Liste beliebig fortsetzen.

Was ist aus dem Land geworden, das während der 90er Jahre soviel Angst vor der Globalisierung hatte, dem bescheinigt wurde, es habe gegen Amerikaner und Japaner keine Chance auf dem Weltmarkt?
Wo gejammert wurde, wie unflexibel, klein und rückständig man sei?

Vor wenigen Wochen titelte ein britisches Boulevardblatt:


"Is Germany going to succeed what it failed in two wars?"


Mir scheint es fast so.
Wo sind all die Schreckgespenster der Globalisierung?
Wo sind all die deutschen Traditionsfirmen, die vom Ausland überrollt werden sollten? Außer Mannesmann fällt mir kein nennenswertes Beispiel ein.
Lese ich mir täglich die Wirtschaftsnews durch, komme ich wirklich zu dem Eindruck, die Deutschen seien gerade wieder mal dabei, die Welt zu erobern.

Aber kann das gut gehen?


Garion
Fips:

Du vergißt dabei eines :

 
10.02.01 20:14
Nämlich dieses :
Die top-20- Unternehmen in den Staaten sind jedes für sich in der Lage, praktisch jedes deutsche Unternehmen mehrheitlich zu übernehmen - falls sie das wirklich wollten. Bis auf die Autoindustrie (die - siehe Daimler - ja auch teilweise wackelt) gibt's ja nur Nischenfirmen, die wirklich dominant wären. Bedenklich finde ich nur, dass die ganze Industrie immer mehr zu einer Oligopolisierung neigt und die Kartellbehörden dagegen kaum etwas unternehmen können. Das gilt aber weltweit.
Ich sehe nicht, dass hier wirklich eine Dominanz von deutschen Firmen in der Luft hängt; die schwimmen einfach  nur auf der momentanen Modewelle "Globalisierung, Wachstum und Beschränkung auf Kernkompetenz" mit. Das wird sich mit der nächsten Welle in den Wirtschaftswissenschaften aber auch wieder ändern.
Garion:

hmm...

 
10.02.01 21:05
Warum sind die Amerikaner denn dann in Deutschland so inaktiv, wenn sie jeden Daxwert knacken könnten?
Offensichtlich wirtschaften sie ja nur so vor sich hin, während deutsche Unternehmen in Europa wüten und dadurch ja auch immer größer werden.

Das Größenproblem ist sicherlich richtig.
Von den 100 größten Unternehmen der Welt gemessen am Umsatz kommen

38 aus den USA
20 aus Japan
14 aus Deutschland
und der Rest aus sonstigen Ländern.
(nicht gerechnet die Banken und Versicherungen)

Komisch isses aber doch, daß man von den ganzen amerikanischen Riesen kaum was hört oder sieht, während die japanischen Riesen noch immer in der Krise stecken.

Aber ich schreibe ja auch nicht von potentiellen Aufkäufen sondern von denen, die wirklich getätigt werden und da scheinen mir die Deutschen aggressiver als andere.
taos:

Wo ist Deutschland?

 
10.02.01 22:12
Für den Normalen Amerikaner ist das eine schwierig zu beantwortene Frage.

Ich habe oft in den USA gearbeitet und oft genug muste ich Erklären wo Deutschland ist. Besonders schon fand ich, das viele Amerikaner nicht wissen, ob sie für New Mexico ein Visum brauchen.

Taos (in New Mexico)
Garion:

Re

 
10.02.01 22:23
Also über die Bildung der Amerikaner brauchen wir uns nicht zu unterhalten - die ist lächerlich bis nicht vorhanden.
Dies wiederum ist letztlich ein Grund, warum ich die USA mittelfristig in eine Katastrophe steuern sehe, denn Herausforderungen der Zukunft sind meiner Ansicht nach nur mit einem gebildeten Volk zu meistern.
So gesehen haben die Deutschen einen Trumpf und spielen sie den nicht gerade aus?
taos:

Ich wollte nur sagen

 
10.02.01 22:39
warum die Amerikaner nicht in Deutschland Firmen aufkaufen.

Da wird ehr was auf dem Mond gekauft, den Mond haben sie schon gesehen.

Ach und kaufen sie doch mal eine Firma in Deutschland, so ist das schrecklich. Es gibt in Deutschland Putzfrauen die kein english können.

Nee, deutsche Firmen nein Danke.

Taos
proxicomi:

@ Garion

 
10.02.01 22:53
Hast du eine Teutonenphobie, oder irgendein Problem mit dem Deutschtum?
Das deutsche Großkapital mischt schon seit den 60iger Jahren kräftig im Ausland mit.
Ist das schlimm, erstens sind es nicht meine Gelder die sich das Großkapital
im Ausland verzinsen läßt, zweitens ist es doch schön zu sehen, das ein Stern aus Stuttgart überall präsent ist.
Weißt Du eigentlich welche Firmen sich im osteuropäischen Raum sehr stark positioniert haben, alles die Töchter der IG Farben i.A., ich nehme auch an das daher der Wind weht, bei Deiner Botschaft.

Ich bin Patriot und finde das gut so, das wir auch was zu sagen haben in der Welt.

Auweia ich sehe schon die erhobene Faschismuskeule:)

gruß
proxi  
ecki:

eine kleine Anekdote zu Bildung in Amerika:

 
10.02.01 23:12
Meine Schwester wohnt zur Zeit in Chicago. Mit Mann und 2 Kindern.
Meine Nichte geht jetzt seit einigen Monaten in die Pre-school. 2 oder 3 mal wöchentlich. Neulich hatte meine Schwester ein Beurteilungsgespräch über die Fähigkeiten und Leistungen meiner Nichte mit der Leiterin. Die war weitgehend angetan von ihr, aber bei der Bedienung der Computermaus sei sie doch sehr schwerfällig.
Sie ist 3einhalb Jahre alt!
Rijn:

@ Garion

 
10.02.01 23:44
Also Garion wenn du dir mal die Mühe machen würdest deine Liste etwas genauer durch zulesen ,dann würde die vieleicht auffallen ,dass die Deutschen in den letzten Jahren in nicht einer Zukunftsbranche Fuß gefasst haben in den UsA oder Japan.Ich sage es mal so wenn D-Firmen weiter solchen Schrott wie Chrysler oder Rover kaufen ,dann kanst du dein quo vadis, mit goes down beantworten.
Ob die Telekom tatsächlich VoiceStream das ist wohl mehr als fraglich und wenn ja dann schau dir mal den Preis an,der läst nämlich zweifel aufkommen ob die Jungs in der Telekom Zentrale noch zurechnungsfähig sind.
Ich sehe da irgend wie keinen Plan bei deiner Behauptung,und was deine Schlagzeile aus good old England angeht die lassen wir mal unkommentiert.
Meiner Meinung nach dürfte sich in spätestens 5 Jahren diese ganze Fusionities als riesen Fehler herausstellen .
Aber mal zurück zu der Eingangsfrage.In den Zukunftsbranchen Biotech,Umwelt,Nanotech und Internet sind wir Deutschen doch weiter denn je davon entfernt eine dominierende Rolle in der Welt zu spielen.
Die Deutschen Bank erhält denn grössten Teil ihres Gewinnes von ein paar Investbanker welche in London und New York sitzen und alles wirklich alles sind aber keine Arier.
Junge wir können auf eins ne Wette abschliesen ,Deutschland wird nie nie nie nie nie nie wieder den Weltfrieden gefährden dafür sind wir in allen Belangen mindestens 3 Nummern zu klein.
Leg deine Angst mal zur Seite und fang an über echte Problem nach zu denken ,wenn dir keine einfallen hier ein paar Tips von mir.
1. Weltklima
2. Aids
3. Bakterien(druch den 'intelligente'Einsatz von Antibiotika)
4. Überbevölkerung
5. Afrika (dieser Kontinet steht vor einem Desaster )
usw.

MfG
bison:

bildung in deutschland - ein trumpf????

 
10.02.01 23:52
also da muss ich widersprechen!
ich arbeite auch an berufbildenden schulen. was mir dort begegnet an schülerinnen und schülern - von ohne Hauptschulabschluss bis abitur - ist die reine katastrophe!!!!!
was mir an motivation begegnet ist noch katastrophaler!!!!!
gerade technische oder naturwissenschaftliche oder mathematische kenntnisse sind nicht vorhanden, weder dreisatz noch simple prozentrechnung noch raumberechnung, von kopfrechnen ganz zu schweigen.

wenn ich bei schülerinnen und schulern nach 12 schuljahren in der brd auf die frage: wieviel ist 10% von 1000? erst einmal den griff nach dem taschenrechner verhindern und dann drei minuten auf eine richtige antwort warten muss, so finde ich das schockierend.

kein wunder, dass keiner mehr physik oder elektrotechnik oder oder oder studieren will und keiner mehr handwerker werden will.
(ein maler kommt mir jedenfalls nicht mehr ins haus. die können doch tatsächlich in der gesellenprüfung nicht einmal mehr die tapete korrekt um eine tür herum tapezieren ( keine behauptung, tatsache!! - könnte hier ort und Jahrgang angeben!! ))

von historischen oder geographischen oder politischen kenntnissen kann darüberhinaus auch keineswegs die rede sein.

Auch deutsche schüler wissen nicht, ob sie für finnland ein visum brauchen, geschweige denn, wo das liegt.

nein, wenn es in deutschland mal eine gebildete und arbeitmotiviertebevölkerung gegeben haben sollte, dann sind wir im moment dabei, diesen trumpf in die rundablage ( papierkorb ) zu entsorgen.

und diese unbildung=verblödung der jungen generation ist m. e. sogar gewollt und hat system!! - kann ich, falls von jemandem gewünscht, auch begründen. -
geht aber alles zu lasten der wirtschaft.

wenn ich mir meine erlebten situationen präsent mache, dann beginne ich immer wieder an der zukünftigen wettbewerbsfähigkeit der brd größte zweifel zu hegen! - das ist dann die zeit, wo ich mir die zuwanderung qualifizierter
ausländer nur erhoffen kann.

traurige grüße
bison
Kicky:

Ein grüner Stern für Rijn hoffentlich

 
11.02.01 00:06
Du hast das,was ich dachte besser ausgedrückt als ich.Auch ich denke,dass viele dieser Fusionen ein Riesenfehler sind bzw.waren,man denke an Rover,das Milliardengrab für BMW,an Chrysler und Daimler,auch die Deutsche Bank hat mit ihrem Geschäft in USA mit Bankers Trust kräftig Federn lassen müssen,soviel ich weiss haben die Amis die dazugehörige Fondsfirma ziemlich leergeräumt.Selbst Mitsubishi lief ja nicht so,wie man sich das vorgestellt hatte.Und wie laut war der Aufschrei in Deutschland als Mannesmann Opfer einer feindlichen Übernahme wurde.
Was die Chinaniederlassungen angeht,da gab es zumindest in der Vergangenheit schon einige ziemliche Flops,ich erinnere na Nixdorf.Ich denke ,auch nach dem AEG-Desaster mit den vielen Zukäufen oder der fehlgeschlagenen Erweiterung von Daimler auf Messerschmidt etc,dass es eine Grössenordnung gibt,die vielleicht von einigen Mangern gewollt ist,aber dann nicht mehr richtig funktionsfähig ist.
Und im übrigen sind ja auch die Österreicher stark an Engagements in den Ostblockstaaten interessiert.Kann es sein,dass Dich die Bank Austria schmerzt?
Garion:

Berichtigung

 
11.02.01 00:07
Anscheinend wird hier angenommen, ich hätte "ein Problem" mit dem Deutschtum beziehungsweise "Angst um den Weltfrieden".
Na da habt ihr aber einiges falsch verstanden.

Also formuliere ich die gestellten Fragen mal etwas einfacher und direkter:

- Seid ihr auch der Meinung, daß die deutschen Firmen bei ihren Expansionen aggressiver vorgehen als andere?

- Kann es gutgehen, daß die auf Teufel komm raus teilweise jeden Schrott aufkaufen?

- Wie seht ihr die Entwicklung der Zukäufe?


Die Schlagzeile habe ich nur deswegen reingenommen, weil sie verdeutlicht, daß man auch in anderen Ländern die Expansion der deutschen Wirtschaft aufmerksam verfolgt - daß die guten Briten ein Problem mit uns Deutschen haben, dürfte ja allgemein bekannt sein, aber auf diese Polemik habe ich ja gar nicht angespielt.

@Proxicomi

natürlich finde ich es klasse, wenn ein stern aus Stuttgart überall präsent ist und ich habe auch keine "Teutonenphobie (übrigens ein lustiges Wort).
Aber ich will mal ein Zitat von mir höchstselbst hier wiedergeben.
Folgenden schlauen Satz hab ich mal von mir gegeben:

"Alles, was die Deutschen tun, pflegen sie zu übertreiben."

Wende das mal auf mein erstes posting an und auf die Frage ganz am Schluß.

@ Rijn

Es ging ja nicht um die Branchen, sondern um die Aufkäufe allgemein.
Und zur Ehrenrettung der "old Economy" muß ja auch gesagt werden, daß sie Gewinne abwirft, was viele dottcoms nicht von sich behaupten können.
Genau das Beispiel mit der Telekom macht mir auch Sorgen - nicht, daß ich Angst hätte, die DEUTSCHE Telekom könnte zum größten Konzern der Welt werden, sondern ich mache mir Sorgen, daß die Manager da nicht genügend Semester BWL hinter sich haben (insbesondere die der Komplexitätskostenfalle und allgemeinen Finanzierungstheorie).

In diesem Sinne mein posting also nochmal lesen :)

Garion,
der Deutscher ist und dem das NICHTS ausmacht ;)
ecki:

Bei den Amis ist auch nicht alles gold

 
11.02.01 00:28
Also nicht immer das eigene Licht unter den Scheffel stellen.
Mehr gesundes selbstbewußtsein, ohne Arroganz und wir brauchen keine Sorgen um die Zukunft zu haben.
Probleme sind dazu da gelöst zu werden.

Und noch was anderes:
Ich denke, daß der Euro, wenn er dann auch im Geldbeutel ist, auch identitätsstiftend sein wird. Ab da spürt dann jeder Franzose, Deutsche oder Spanier  (,...) viel besser, daß wir alle in einem Boot sitzen, bzw. günstigerweise am gleichen Strang ziehen sollten.
Rijn:

@ Garion

 
11.02.01 08:28
OK Garion habe da wohl etwas falsch verstanden.
Betrachtet man also die Expansion der Deuschten Wirtschaft in den letzten 5 Jahren so muß ich dir beipflichten ,ja es wird aggresiver eingekauft in der Welt.Zeitlich dürfte das wohl mit der Abwickelung der DDR zu tuen haben .
Ich denke mal als der Osten verteilt war ,wurde in deutschen Firmen einfach
darüber nachgedacht wie man jetzt weiterwächst und da bot sich halt die Globalisierung an.Wenn man das richtig macht, dürfte es für die einzelnen Firmen ja auch einiges an vorteilen bringen auf dem Papier zumindest.
Das dies aber in der Realität anders aussieht wurde in diesem Thread ja schon festgestellt.
Also betrachten wir das Quo Vadis aus rein wirschaftlicher Sicht.
Deutsche Firmen kaufen aggresiver im Ausland ein als das anderer Länder Firmen tun,dass glaube ich doch eher nicht.Ich sehe eher das Deutschland zu einem Block von Staaten gehört ,welcher sich gerade die Welt einverleibt und das mehr oder weniger geschickt.Wir spielen ganz einfach nur in der Bundesliga der Weltwirschaft.Deshalb sollte doch eher die frage sein:'Quo Vadis Welt?'
Das ermöglich eine breitere Betrachtungsweise zb.in Richtung:'Ist es nicht unumgänglich für eine gewinnorientierte Firma in einer sich veränderden Welt,auch seine Firmenpolitik zu ändern?'.
Jetzt fängt es aber an janz kompliziert zu werden.
1. Wem nutzt eigentlich diese Globalisierung(Kunden ?)
2. Wer verdient am meisten(Banken ?)  
3. Kann man das in Bahnen halten(Umweltschutz ?)
4. Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit dem kauf von Auslandsfirmen.
   (GM-Opel ?)
Tja also wenn man sich das fragt komme ich zu der Einsicht ,keiner weiss genaues nicht.
Wie gesagt, dieser Übernahmedrang wird wohl in ein paar Jahren in einen Ausgliederungswahn enden und hier kommt jedesmal der Stich in meinem Kopf.
Wer verdient bei Übernahmen und wer bei Ausgliederungen? Die Banken ,die verdienen sich dumm und dämmlich, wenn Geld bewegt wird.
Quo Vadis Welt und damit auch Quo Vadis Deutschland wird in den Banken entschieden.Jeder Frage für die Zukunft der Wirtschaft kannst du damit beantworten.Banken lenken das Geld und damit die Wirtschaft.

MfG
taos:

Bildung in Deutschland?

 
12.02.01 00:19
In Bayern gibt es an den Berufsschulen Religionsunterricht.
English wird nicht unterrichtet.

Taos

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