Querulanten gesucht (DarkKnight?)

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vega2000:

Querulanten gesucht (DarkKnight?)

 
07.01.02 17:18

Gesucht: Freundliche Querulanten
Überholte Strukturen und Vorschriften lähmen eigenständiges Denken und Handeln der Mitarbeiter – zum Schaden der Unternehmen.



Glaubt man dem Düsseldorfer Bildungsforscher und Pädagogen Heiner Barz, haben sich Wandel und Umgestaltung noch nie so allgegenwärtig und so rasant vollzogen wie heute. Wandel, so Barz, werde in Zukunft immer häufiger, immer schneller, immer umfassender und radikaler erfolgen – und immer diffuser. Wandel bringt neue Situationen, und neue Situationen verlangen hin und wieder neue Denkmuster.

Umso mehr brauchen Unternehmen daher "unangepasste, unabhängig denkende Mitarbeiter", meint der Pädadoge, Kreativitätsforscher und Organisationsentwickler Olaf-Axel Burow von der Gesamthochschule Kassel. Doch statt dessen würden die Mitarbeiter "gelähmt". "In der Belegschaft ist ein intuitives Wissen darüber vorhanden, wie Prozesse optimal laufen", sagt Burow. "Bevormundung und Verregelungen verhindern, dass sich dieses Wissen entfaltet. Jeder weiß: Wenn Mitarbeiter ausschließlich Dienst nach Vorschrift machen, bricht der Betrieb zusammen. Vieles funktioniert nur deswegen, weil Mitarbeiter sich über Vorschriften hinwegsetzen."      
 
» In der Belegschaft ist ein intuitives Wissen darüber vorhanden, wie Prozesse optimal laufen. «        
 

Die Mitarbeiter müssten sich trauen dürfen, Gewohntes in Frage zu stellen, Vertrautes aus neuer Perspektive zu betrachten, scheinbar Unzusammenhängendes zusammenzubringen: "Idealerweise gibt es Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern dieses Wunschverhalten auch vorleben können." Doch Menschen mit solchen Fähigkeiten seien bislang noch immer mehr in der Theorie denn in der Praxis gefragt.

Lebendiger Betrieb

Nach wie vor, meint Burow, betrachteten viele Vorgesetzte Mitarbeiter mit originellen Ideen und nonkonformistische Köpfe als Bedrohung, oder zumindest eher als Plage denn als Gewinn für den Betrieb. "Wenn wir den lebendigen Betrieb wollen, muss Schluss damit sein, unkonventionelle Belegschaftsmitglieder in die Störenfried- und Querulantenecke zu stellen", fordert der Pädagoge.      
 
» Wenn wir den lebendigen Betrieb wollen, muss Schluss damit sein, unkonventionelle Belegschaftsmitglieder in die Störenfried- und Querulantenecke zu stellen «        
 
Ähnlich sieht es Thomas Weegen, der geschäftsführende Gesellschafter der Coverdale Team Management Deutschland GmbH. Diese Münchner Unternehmensberatung hat sich darauf spezialisiert, die innerbetriebliche Zusammenarbeit zu verbessern. So mancher Mitarbeiter vollführe in Sachen Verantwortung einen Spagat: "Da trägt ein Mitarbeiter im Privatleben als Brandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr eine enorme Verantwortung, muss in Sekunden lebenswichtige Entscheidungen treffen. Und wenn derselbe Mensch in seiner Eigenschaft als Mitarbeiter im Betrieb Eigeninitiave entfalten will, die vom Gewohnten abweicht, oder wenn er auf Fehlentwicklungen oder Schwachstellen hinweist, riskiert er, schief angesehen zu werden."

Nicht resignieren
Wesentlich seien daher Strukturen, die das Vernetzen von Mitarbeitern fördern, meint Weegen. Seiner Erfahrung nach tragen sie dazu bei, dass der einzelne Mitarbeiter einen Blick auf das gesamte Unternehmen einnimmt und sich ergo stärker für das Ganze verantwortlich fühlt. "Teamarbeit, Projektarbeit zwischen den Abteilungen oder Job-Rotation fördern die Selbstverständlichkeit von Eigeninitiative und Kreativität und nehmen den alten hierarchischen Denkmustern und den Ängsten, die sich oft dahinter verbergen, ihre Kraft."      
 
» Nur wenn Gehaltssysteme auch Teamleistungen fördern, können Ideen ungehindert fließen und sich die geistigen Kapazitäten der Mitarbeiter vernetzen «        
 
Und dann spricht er den vielleicht heikelsten Punkt an: "Nur wenn Gehaltssysteme auch Teamleistungen fördern, können Ideen ungehindert fließen und sich die geistigen Kapazitäten der Mitarbeiter vernetzen."

Bleibt die Frage: Müssen sich unangepasste Mitarbeiter in ihre betriebliche Außenseiterrolle fügen, oder können sie etwas dafür tun, akeptiert zu werden? Siegfried Greif, Arbeits- und Organisationspsychologe an der Universität Osnabrück, denkt in diesem Punkt optimistisch. In seinen Seminaren ermutigt er die "unangepassten Köpfe", diplomatisch, aber stur ihre Ideen immer wieder vorzubringen und dabei nicht zu resignieren. "Wer sich gleichzeitig beharrlich, freundlich und klug verhält, erscheint keineswegs unangepasst, sondern engagiert. Solche Mitarbeiter sind am Ende in ihrer Karriere sehr erfolgreich."

Quelle: Süddeutsche Zeitung
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