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Hohe Lagerbestände und stark fallende Modulpreise werden die Branche 2009 stark belasten. Doch es scheint Sonnenlicht am Ende des Tunnels. Relativ gut dürften sich einige Anbieter von Dünnschicht-Solarmodulen schlagen.
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Nachdem Robert Schramm Anfang dieser Woche seine Gewinnschätzungen für den Solarzellenhersteller Q-Cells um rund 50 Prozent gesenkt hatte, hat DER AKTIONÄR mit dem Solaranalysten der Commerzbank über die Solarbranche gesprochen.
DER AKTIONÄR: Herr Schramm, wieso die deutliche Reduzierung des Kurszieles für Q-Cells von zuvor 27 Euro auf nunmehr 20 Euro.
Robert Schramm: Aufgrund der Bankenkrise kann man nicht davon ausgehen, dass die Projektfinanzierung – welche 2008 immerhin 50 Prozent des Weltmarktes ausgemacht hat – 2009 wachsen kann. In der scharfen Rezession in der wir jetzt sind, ist es zugleich unwahrscheinlich, dass private Haushalte ihre Ausgaben erhöhen werden. Gleichzeitig dürfte das Angebot an Solarerzeugnissen dieses Jahr jedoch um 70 Prozent höher liegen. Das Angebot an Solaranlagen für 2009 beträgt etwa 32 Milliarden Euro, die Nachfrage liegt wohl nur bei 25 Milliarden Euro.
Und dieses Ungleichgewicht drückt die Nachfrage und die Umsätze der Solarhersteller?
Genau. Die Modulpreise gehen in bei den von uns gecoverten Firmen um 17 bis 20 Prozent zurück – es wird aber auch Firmen geben, die 30 Prozent billiger anbieten müssen.
Viele Solarvorstände hoffen auf eine schnelle Trendwende der Solarbranche. Ist dies realistisch?
Es ist schwer vorstellbar, dass die Trendwende von heute auf morgen einsetzt. Selbst wenn sich die Märkte sofort stabilisieren würden, würden aufgrund von Vorlaufzeiten wie etwa Projektgenehmigungen die positiven Effekte erst ab dem dritten Quartal 2009 spürbar werden.
Aus welchen Themenbereichen sind noch negative Meldungen zu erwarten?
Ein großes Thema werden 2009 die Lagerbestände sein. Alleine aus dem vierten Quartal 2008 hat die Branche soviel Lager mitgenommen, wie es der Nachfrage von ein bis zwei Monaten entspricht. Jetzt im Januar und Februar sieht es sogar danach aus, dass die Firmen Extralager im Absatzvolumen eines wirklich guten Quartals aufbauen müssen. Das wird die Bilanzen deutlich belasten. Auch eigene Forderungen einzubringen wird schwieriger.
Gibt es auch Gewinner der jetzigen Krise?
Gerade Firmen, die hochwertige First Solar Module anbieten können, dürften sich relativ gut schlagen. Gut gefällt mir etwa der Solarprojektierer Phönix Solar, welcher keine Lagerbestände an kristallinen Modulen aufgebaut hat und geduldig auf die besten Einkaufspreise warten kann.
Am Ball bleiben!
Die von Robert Schramm skizzierte Branchensituation könnte in den nächsten Monaten noch zu der ein oder anderen Gewinnwarnung führen. Es sind jedoch schon sehr viel negative Erwartungen in den Solarkursen eingepreist. Zudem ist es vor dem Hintergrund einer ab 2010 wohl wieder deutlich höheren Nachfrage aus den USA und Asien nur eine Frage der Zeit, bis sich die Sonne auch in der Solarbranche wieder zeigt. Nach der ersten großen Konsolidierung der Solarbranche dürfte dann ein eindrucksvoller zweiter Boom der Solaraktien folgen. Bis dahin gilt es, nur auf gut bilanzierte und positionierte Firmen zu setzen und Stoppkurse zu beachten.