Dienstag, 15. Juni 2010, 17:24 Uhr
Frankfurt (Reuters) - Management und Kreditgeber von PrimaCom ringen angesichts der bevorstehenden Insolvenz der Obergesellschaft um die Zukunft des operativen Geschäfts.
In einem Gespräch am Dienstagnachmittag in London soll es um die rund 360 Millionen Euro schweren Schuldenlast des Kabelnetzbetreibers gehen, wie ein Sprecher der Gläubiger um die Bank ING sagte. Die Insolvenz der Primacom AG, die spätestens am Mittwoch angemeldet werden soll, erleichtert die Sanierung eher. Gespräche mit dem Finanzinvestor Escaline und dessen Eigentümer Scott Lanphere mit den Kreditgebern waren gescheitert.
Durch die Insolvenz verliert Escaline nach Tele Columbus auch seine zweite deutsche Kabelgesellschaft. Der von Lanphere als Sanierer eingesetzte Investmentbanker Sebastian Freitag ist allerdings noch im Amt. Finanzkreisen zufolge drängt der Vorstand weiter auf eine deutliche Reduzierung der Schuldenlast, die Primacom nicht mehr bedienen kann. Die Kreditgeber wollen dagegen nur die Zinsen auf die 200 Millionen Euro vorrangigen Kredite und die 140 Millionen Euro Mezzanine-Darlehen senken, die Darlehen aber verlängern und Abschreibungen damit vermeiden.
Die Banken und Finanzinvestoren haben angeboten, bis zu 40 Millionen Euro frisches Kapital einzuschießen. Eigentlich sollten sie dafür Anteile an der Primacom AG erhalten. Das ist mit dem Insolvenzantrag hinfällig. Am 5. Juli wollen sie die Anteile an der operativen GmbH, die an sie verpfändet ist, versteigern. "Wenn sich kein anderer Bieter meldet, werden die Kreditgeber selbst zuschlagen", sagten zwei mit der Überlegung vertraute Personen. Vorbild dafür ist Tele Columbus, wo die Banken bereits Ende 2009 das Ruder übernommen hatten. Seither arbeitet die kleine Investmentbank Nikolaus & Co. gleichzeitig an einer Entschuldung und am Verkauf des Unternehmens.
Beim Weiterverkauf von Primacom erwarten die Gläubiger den Kreisen zufolge einen Erlös von bis zu 350 Millionen Euro. Die Käufersuche gilt aber als schwierig. Kabel Deutschland ist interessiert, aber selbst hochverschuldet. Die Kreditgeber hoffen auch auf Finanzinvestoren wie den Eigentümer von Kabel BW, EQT. Denkbar ist auch eine Zusammenlegung von Primacom mit Tele Columbus, an der Escaline gescheitert war. Das könnte bis zu zehn Millionen Euro an Einsparungen bringen und einen Verkauf erleichtern, sagte ein Branchenexperte.
de.reuters.com/article/companiesNews/idDEBEE65E0F620100615