Oracles Prognosen fallen düster aus

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Oracles Prognosen fallen düster aus

 
20.06.02 08:56

Oracles Prognosen fallen düster aus


Von Helene Laube, San Francisco


Die anhaltende Nachfrageschwäche nach Software hat beim US-Datenbankspezialisten Oracle im laufenden Quartal zu einem erneuten Rückgang des Gewinns und der Software-Einnahmen geführt. Die Absatzschwäche betrifft nicht nur Oracle, sondern praktisch alle Hersteller von Unternehmenssoftware.

Der weltweit zweitgrößte, unabhängige Softwarekonzern erwartet, dass der Umsatz im Quartal bis zum 31. August um bis zu 25 Prozent fallen wird. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet Oracle-Finanzchef Jeff Henley immerhin mit einem "bescheidenen Wachstum". Die Rezession in der Technologiebranche sei "die schlimmste, die ich in über 20 Jahren gesehen habe", sagte Henley bei der Vorlage des Ergebnisses des vierten Quartals am Dienstag nach Schluss der US-Börsen.

Die Investitionen in Informationstechnologie (IT) sind den kalifornischen Anbietern Siebel und Peoplesoft zufolge im laufenden Quartal so niedrig wie im vorhergehenden. Einzig der deutsche Softwarekonzern SAP hat sich bisher einigermaßen optimistisch zum laufenden Jahr geäußert. Doch viele Analysten glauben, dass angesichts der Probleme der Konkurrenten auch SAP nicht verschont bleiben wird.




Prognose bedrückt Branchenexperten


"Die Prognose von Oracle hat unsere Sicht bestätigt, dass das Softwareumfeld weiterhin bedrückend schlecht ist", heißt es bei der Investmentbank UBS Warburg. Dies bestätigte Oracle-Finanzchef Henley in einer Telefonkonferenz mit Analysten: "Bei den Technologie-Ausgaben werden wir in den nächsten sechs Monaten wohl keine Besserung sehen."


Der Umsatz von Oracle fiel im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 16 Prozent von 3,29 Mrd. $ auf 2,77 Mrd. $. Der Gewinn nach Steuern brach um 23 Prozent von 854,9 Mio. $ oder 15 Cent je Aktie auf 655,9 Mio. $ oder 12 Cent je Aktie ein. Der Gewinn entsprach den Erwartungen der Analysten. Beim Umsatz übertraf Oracle deren Prognosen um rund 200 Mio. $.


Das Geschäft mit den Datenbanken-Programmen, das bei Oracle rund 80 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf neuer Softwarelizenzen ausmacht, fiel im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent. Bei den Unternehmensanwendungen, die für neues Wachstum sorgen sollen, ging der Umsatz um 27 Prozent zurück. Die Verkäufe von Softwarelizenzen, die als wichtigste Kennzahl für die Geschäftslage von Softwareunternehmen gelten, lagen in beiden Bereichen über den Erwartungen einiger Analysten. Oracle nahm im vierten Quartal insgesamt 1,17 Mio. $ aus solchen Lizenzen ein, während die Analysten von der US-Investmentbank Morgan Stanley mit 950 Mio. $ gerechnet hatten.




Harte Konkurrenz von SAP


"Der Umsatz im Anwendungsbereich weist darauf hin, dass das Geschäft im Hinblick auf die Konkurrenten gesund ist", glaubt Morgan-Stanley-Analyst Charles Phillips. Allgemein herrscht Skepsis, wie sehr sich Oracle im Bereich der Unternehmensanwendungen gegen mächtige Konkurrenten wie SAP durchsetzen kann. Anfang Juni hatte Oracle rund 200 Entwickler in dieser Sparte entlassen, was zu Spekulationen führte, dass weitere Entlassungen anstehen. Henley bekräftigte zwar, dass es derzeit keinen Plan gebe, die Stellenzahl deutlich zu senken. Er bestätigte jedoch auch, dass Oracle Stellen im Entwicklungsbereich auf Grund der niedrigeren Lohnkosten zunehmend nach Indien und China verlagere. Dies trug dazu bei, die Kosten von 2 Mrd. $ auf 1,5 Mrd. $ zu drücken. Die Betriebsergebnismarge konnte im vierten Quartal von 39 Prozent auf 44 Prozent erhöht werden.


Oracle-Gründer und -Vorstandschef Larry Ellison nutzte die Telefonkonferenz mit den Analysten vorwiegend dazu, um sich über eine aktuelle Studie des US-Marktforschungsunternehmens Gartner zu beschweren. Der Untersuchung zufolge musste Oracle den ersten Platz unter den Datenbankherstellern an IBM abgeben. "Es gibt rund 20 unterschiedliche Marktanteilstudien zu Datenbanken und nur in einer dieser 20 wurden wir überholt", sagte Ellison. "Die müssen sich ziemlich gequält haben, um zum Schluss gekommen zu sein, dass IBM uns im Datenbankmarkt überholt."
ftd.

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