Ostdeutschland
Hilfe, die Frauen fliehen
Blühende Landschaften versprach einst Ex-Bundeskanzler Kohl den Bürgern in Ostdeutschland. Daraus könnten bald entvölkerte Landstriche werden. Vor allem junge Frauen verlassen ihre Heimat und ziehen aus wirtschaftlichen Gründen westwärts.
GMSFrauen sind rar: Dem Osten droht ein massiver BevölkerungsschwundKöln - Ob Leipzig, Halle oder Gera - überall das gleiche Bild: Die Ostdeutschen wandern ab. Und zwar massiv. Den neuen Bundesländern droht ein dramatischer Bevölkerungsschwund, falls keine Menschen aus dem Ausland zuwandern.
Weil vor allem junge Frauen den neuen Ländern den Rücken kehrten, werde es für Männer immer schwieriger, eine Familie zu gründen, hat jetzt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln herausgefunden. Ein Effekt, der die Bevölkerung weiter schrumpfen lässt. Allein im Jahr 1999 waren es 60.000 Frauen, die "rübermachten". Insgesamt habe der Osten von 1991 bis 1999 per saldo rund 326.500 Frauen verloren.
Hauptgrund für die Abwanderung sei die Suche nach besseren Arbeits- und Lebensbedingungen. Etwa 60 Prozent der Abwanderer seien unter 30. Den umgekehrten Weg würden dagegen vor allem ältere Semester einschlagen. 15 Prozent der West-Ost-Wanderer seien älter als 50 Jahre (Ost-West: neun Prozent).
Die Baby-Flaute
Als Folge leide der Osten doppelt, während der Westen doppelt profitiere: In Ostdeutschland würden nur noch halb so viel Babys geboren wie in DDR-Tagen, während die Abwanderung anhält. Der Westen erhalte gleichzeitig Zuwanderer von "drüben" und von "draußen", also von Ausländern. Das Institut führt in einer Studie Zahlen des Statistischen Bundesamtes an, wonach im Jahr 2050 in ganz Deutschland weniger als 60 Millionen Menschen leben werden - in Ostdeutschland sogar nur noch zehn Millionen. Mehr als ein Drittel davon seien 65 und älter. Dies sei noch ein günstiges Szenario, da die Berechnung auf der Annahme basierten, dass der Bevölkerungsaustausch zwischen Ost und West ab 2016 ausgeglichen ist.
Bis zum Mauerbau 1961 hätten viele Ostdeutsche "mit den Füßen gegen den Sozialismus gestimmt", so die Kölner Wirtschaftswissenschaftler. Insgesamt seien in den fünfziger Jahren etwa 2,6 Millionen in den Westen gezogen. Nach dem Mauerfall seien die alten Länder "ein zweites Mal durch den Osten aufgepäppelt" worden. Über zwei Millionen Menschen seien nach dem Mauerfall bis 1999 gen Westen gezogen. 1,24 Millionen Wessis, die nach Ostdeutschland zogen, seien nicht genug. Netto mussten die neuen Länder seit der Einheit einen Aderlass von gut 821.000 Personen verkraften.
Das Mega-Altersheim
Insgesamt lebten demnach im Jahr 2000 in der Bundesrepublik 82,3 Millionen Menschen, immerhin 2,5 Millionen mehr als ein Jahrzehnt zuvor. Jedoch habe die Zahl der über 65-Jährigen seit 1990 um 9,6 Prozent zu- und die Zahl der jungen Leute parallel dazu abgenommen. Laut dem Kölner Wirtschafts-Institut erste Anzeichen dafür, dass das Land spätestens in 50 Jahren zu einem "großen Altersheim" werde.
In Ostdeutschland sei diese Entwicklung besonders stark. Die Altersgruppe der unter 15-Jährigen sei hier innerhalb eines Jahrzehnts um fast ein Drittel auf knapp eine Million Kinder geschrumpft. Das Sozialgefüge leide so unter einem Teufelskreis: Kindertagesstätten und Schulen würden "zurückgebaut", was letztlich die Attraktivität dieser Gegenden für Familien weiter schmälere.
Hilfe, die Frauen fliehen
Blühende Landschaften versprach einst Ex-Bundeskanzler Kohl den Bürgern in Ostdeutschland. Daraus könnten bald entvölkerte Landstriche werden. Vor allem junge Frauen verlassen ihre Heimat und ziehen aus wirtschaftlichen Gründen westwärts.
GMSFrauen sind rar: Dem Osten droht ein massiver BevölkerungsschwundKöln - Ob Leipzig, Halle oder Gera - überall das gleiche Bild: Die Ostdeutschen wandern ab. Und zwar massiv. Den neuen Bundesländern droht ein dramatischer Bevölkerungsschwund, falls keine Menschen aus dem Ausland zuwandern.
Weil vor allem junge Frauen den neuen Ländern den Rücken kehrten, werde es für Männer immer schwieriger, eine Familie zu gründen, hat jetzt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln herausgefunden. Ein Effekt, der die Bevölkerung weiter schrumpfen lässt. Allein im Jahr 1999 waren es 60.000 Frauen, die "rübermachten". Insgesamt habe der Osten von 1991 bis 1999 per saldo rund 326.500 Frauen verloren.
Hauptgrund für die Abwanderung sei die Suche nach besseren Arbeits- und Lebensbedingungen. Etwa 60 Prozent der Abwanderer seien unter 30. Den umgekehrten Weg würden dagegen vor allem ältere Semester einschlagen. 15 Prozent der West-Ost-Wanderer seien älter als 50 Jahre (Ost-West: neun Prozent).
Die Baby-Flaute
Als Folge leide der Osten doppelt, während der Westen doppelt profitiere: In Ostdeutschland würden nur noch halb so viel Babys geboren wie in DDR-Tagen, während die Abwanderung anhält. Der Westen erhalte gleichzeitig Zuwanderer von "drüben" und von "draußen", also von Ausländern. Das Institut führt in einer Studie Zahlen des Statistischen Bundesamtes an, wonach im Jahr 2050 in ganz Deutschland weniger als 60 Millionen Menschen leben werden - in Ostdeutschland sogar nur noch zehn Millionen. Mehr als ein Drittel davon seien 65 und älter. Dies sei noch ein günstiges Szenario, da die Berechnung auf der Annahme basierten, dass der Bevölkerungsaustausch zwischen Ost und West ab 2016 ausgeglichen ist.
Bis zum Mauerbau 1961 hätten viele Ostdeutsche "mit den Füßen gegen den Sozialismus gestimmt", so die Kölner Wirtschaftswissenschaftler. Insgesamt seien in den fünfziger Jahren etwa 2,6 Millionen in den Westen gezogen. Nach dem Mauerfall seien die alten Länder "ein zweites Mal durch den Osten aufgepäppelt" worden. Über zwei Millionen Menschen seien nach dem Mauerfall bis 1999 gen Westen gezogen. 1,24 Millionen Wessis, die nach Ostdeutschland zogen, seien nicht genug. Netto mussten die neuen Länder seit der Einheit einen Aderlass von gut 821.000 Personen verkraften.
Das Mega-Altersheim
Insgesamt lebten demnach im Jahr 2000 in der Bundesrepublik 82,3 Millionen Menschen, immerhin 2,5 Millionen mehr als ein Jahrzehnt zuvor. Jedoch habe die Zahl der über 65-Jährigen seit 1990 um 9,6 Prozent zu- und die Zahl der jungen Leute parallel dazu abgenommen. Laut dem Kölner Wirtschafts-Institut erste Anzeichen dafür, dass das Land spätestens in 50 Jahren zu einem "großen Altersheim" werde.
In Ostdeutschland sei diese Entwicklung besonders stark. Die Altersgruppe der unter 15-Jährigen sei hier innerhalb eines Jahrzehnts um fast ein Drittel auf knapp eine Million Kinder geschrumpft. Das Sozialgefüge leide so unter einem Teufelskreis: Kindertagesstätten und Schulen würden "zurückgebaut", was letztlich die Attraktivität dieser Gegenden für Familien weiter schmälere.