Brüssel (awp 21/vwd) - Die Informationspflichten für börsennotierte Unternehmen in der EU sollen offenbar weit weniger streng ausfallen, als bisher geplant. Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein werde vermutlich nicht länger das Ziel verfolgen, Quartalsberichte von allen EU-Emittenten zu verlangen, deren Wertpapiere auf geregelten Märkten gehandelt werden, erfuhr vwd am Freitag aus Kommissionskreisen. Sollte er doch daran festhalten, sei mit einer sehr viel leichtgewichtigeren Regelung zu rechnen. Bolkestein will seinen Vorschlag in der ersten Märzwoche vorlegen. Das Thema steht nach Angabe von Diplomaten auf der Tagesordnung der EU-Finanzminister am 7. März. Ende 2002 hatte es noch geheissen, die Kommission wolle alle Aktiengesellschaften, unabhängig von ihrer Grösse dazu verpflichten, auf Quartalsbasis bestimmte Geschäftszahlen zu veröffentlichen. Nun scheint Bolkestein zu seinem ursprünglichen Vorhaben zurückgekehrt zu sein, für den Mittelstand weniger strenge Informationsstandards zu empfehlen. Die Kommission ist noch mit der Auswertung der zweiten Konsultationsrunde beschäftigt, die im vergangenen Juli abgeschlossen worden war. In einer ersten Umfrage bei den Marktakteuren seien die Meinungen von Emittenten und Anlegern in der Frage von Quartalsberichten auseinander gegangen, heisst es in einem Arbeitspapier. Bislang müssen börsennotierte Unternehmen in der EU halbjährlichen Bilanzen vorlegen. Bisheriges Argument für die Kommission die Abstände zwischen den Geschäftsberichten zu verringern war die Sicherheit für die Anleger und eine grössere Aktivität des EU-Finanzmarkts. Der deutsche Automobilhersteller Porsche hat sich bereits mit dem Argument gegen die Drei-Monatsberichte gewehrt; auf Grund der schwankenden Absatzzahlen werde damit ein falsches Bild der tatsächlichen Geschäftsentwicklung gegeben.
