Akerlof, Stiglitz und Spence für ihre Theorie des Marktversagens geehrt
Berlin - Firmenchef und Aktionär, Bank und Kreditnehmer: Auf den meisten Märkten wissen einige Teilnehmer mehr als andere. Welche Folgen dies für die Wirtschaft hat, haben die amerikanischen Wissenschaftler George A. Akerlof, A. Michael Spence und Joseph E. Stiglitz erforscht. Nun werden sie dafür mit dem Wirtschafts-Nobelpreis ausgezeichnet. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt.
Hinter der Idee der "asymmetrischen Information" steht die Erkenntnis, dass oft auf einer Seite eines Marktes bedeutend bessere Informationen vorliegen als auf der anderen Seite. Märkte mit asymmetrischen Informationen funktionieren weniger gut als andere. Benachteiligt ist bei einem Geschäftsabschluss stets jener Vertragspartner, der weniger gut unterrichtet ist. Akerlof erläutert seinen Studenten diesen Zusammenhang gerne mit einem praktischen Beispiel: Der Verkäufer eines Gebrauchtwagens weiß besser um die Qualität seines Autos als der mögliche Käufer. Er wird sich eher zum Verkauf entscheiden, wenn er ein schlechtes Auto besitzt, als wenn er eines hat, das tadellos funktioniert. Kein Wunder, dass viele potenzielle Käufer den Gebrauchtwagenmarkt scheuen. Die Gefahr, über´s Ohr gehauen zu werden, ist einfach zu groß.
Wirtschaftspolitiker leiten aus dieser Form des "Marktversagens" Forderungen an die Politik ab. Sie müsse in bestimmten Fällen regulierend in die Märkte eingreifen.
"Der Beitrag der Preisträger ist der Kern der modernen Forschung über Information und Märkte", betonte die Akademie. Mit ihren Arbeiten in den 70er Jahren hätten die Forscher "das Fundament zu einer allgemein gültigen Theorie über Märkte mit asymmetrischer Information" gelegt.
Der 61-jährige Akerlof, der an der kalifornischen Elite-Universität Berkeley lehrt, erforschte unter anderem, wie asymmetrische Information zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber haushohe Zinsen auf den lokalen Kreditmärkten in den Entwicklungsländern bedingen. Stiglitz (58) unterrichtet an der Columbia-University in New York. Er war bis zum letzten Jahr Chefvolkswirt der Weltbank und leitete den wirtschaftspolitischen Beraterstab des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Spence (58) lehrte unter anderem in Harvard und Stanford und ist inzwischen emeritiert. Er zeigte, wie stark sich Marktteilnehmer aneinander anpassen und gegenseitig manipulieren können.