Nightmare on Wall Street
Die Gewinnwarnsaison gewinnt an Dynamik: Zur Wochenmitte wandten sich gleich drei Unternehmen aus dem Technologiesektor an die Öffentlichkeit und warnten vor einer drohenden Enttäuschung bei ihren Quartalszahlen.
Den Anfang machte noch während des regulären Handels der Pharmakonzern Genzyme General [Nasdaq: GENZ Kurs/Chart ]. Der Entwickler von Renagel, einem Medikament, das den Phosphatwert bei Dialysepatienten senkt, reduzierte wegen der sinkenden Nachfrage die Umsatzprognose für seinen Top-Seller von 56 auf 30 Millionen Dollar.
Die Nachricht wurde von den Aktionären schlecht aufgenommen, die Papiere brachen gegen den insgesamt freundlichen Trend an Wall Street um 5,42 Dollar bzw. 11,1 Prozent auf 43,37 Dollar ein.
Genzyme kündigte an, dass sie ihre Renagel-Lieferungen an den Großhandel reduzieren wird, um den Überhang zu kompensieren. Auch will die Firma ihre Überproduktion im Hinblick auf einen optimalen Vertrieb zukünftig selber lagern. Bislang dienten die Warenhäuser der Großhändler als Lagerstätte.
Die eingeleiteten Maßnahmen werden aber nichts mehr daran ändern, dass der Quartalsgewinn deutlich unter den Erwartungen der Analysten liegen wird. Schätzungen zufolge wird der Überschuss pro Aktie wegen der negativen Geschäftsentwicklung um rund 0,10 Dollar geringer als von Analysten prognostiziert (First Call: 0,33 Dollar/Aktie) ausfallen.
Das Unternehmen spielte die Schwierigkeiten herunter, sagte, die Umsatzprognosen für das Gesamtjahr von 260 bis 280 Millionen Dollar seien nicht in Gefahr. Die Nachfrage nach Renagel werde im Jahresverlauf kräftig anziehen und die Scharte aus dem ersten Quartal auswetzen. Wie das Management dieses Kunststück fertig bringen will, blieb zur Wochenmitte ungeklärt.
Juniper Networks - Keine Trendwende in Sicht
Einen Beleg dafür, dass sich die Kommunikationsbranche weiter in der Krise befindet, während es mit der US-Wirtschaft schon wieder bergauf geht, lieferte am Abend der Netzwerk-Produzent Juniper Networks [Nasdaq: JNPR Kurs/Chart ].
Scott Kriens, der Vorstandschef des Herstellers von Routern, die den Datentransfer im Internet ermöglichen, beklagte die geringe Investitionsbereitschaft der Technologiefirmen. Die Budgets seien reduziert, Modernisierungsprojekte vorerst auf Eis gelegt worden. Gleichzeitig versuchte Kriens die Anleger mit der Aussage zu trösten, dass Projekte zwar verschoben, nicht aber gestrichen worden seien.
Für die Berichtsperiode bis zum 31. März kalkuliert das Management nun mit Verkaufserlösen zwischen 120 bis 125 Millionen Dollar und einem Gewinn pro Aktie, der leicht über dem Breakeven liegt. Diese Schätzungen stehen im Kontrast zu den bisherigen Firmenprognosen, die auf 150 bis 155 Millionen Dollar beim Umsatz und einen Gewinn pro Aktie vor Sonderfaktoren von 0,03 Dollar gelautet hatten.
Analysten haben dem Finanzdienst First Call/ Thomson Financial zufolge bislang mit Verkaufserlösen von durchschnittlich 139 Millionen Dollar und einem Gewinn vor Sonderfaktoren von 0,02 Dollar kalkuliert.
Die Aktien des Unternehmens fielen nach Bekanntwerden der Nachrichten im nachbörslichen Geschäft um 5,1 Prozent auf 11,31 Dollar. Seit Jahresbeginn haben die Titel rund ein Drittel an Wert eingebüßt.
Sonus Networks - Umsatzeinbruch
Aller schlechten Dinge sind drei. Getreu diesem Motto überraschte auch Sonus Networks [Nasdaq: SONS Kurs/Chart ], ein weiterer Anbieter von Zubehör für die Kommunikationsbranche, die Anleger mit einer Ergebniswarnung.
Die Firma kappte ihre Umsatzprognose für das erste Quartal auf 21 Millionen Dollar – Analysten rechneten hingegen mit Verkaufserlösen von 31,5 Millionen Dollar. Das Ergebnis wird mit einem kalkulierten Minus von 0,08 Dollar pro Aktie deutlich schlechter ausfallen als von den Finanzprofis erwartet. Diese hatten mit einem Fehlbetrag von 0,04 Dollar kalkuliert.
Die Reaktion der Anleger fiel ebenso heftig aus wie die Warnung: Zum Ende des nachbörslichen Geschäfts notierten die Titel 0,29 Dollar bzw. 10,3 Prozent schwächer bei 2,53 Dollar.
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